Brustkrebsrisiko erhöht

Susanne Martin sucht Frauen zur Gründung einer Selbsthilfegruppe

Einbeck. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau. Etwa jede zehnte Frau erkrankt im Laufe des Lebens. Bei etwa fünf bis zehn Prozent der Frauen sind jedoch erblich bedingte (genetische) Veränderungen die Ursache für Brustkrebs. Dieser Brustkrebs tritt dadurch familiär gehäuft und oft bereits in jungen Jahren auf. Das musste Susanne Martin leidvoll erleben: Ihre Oma und ihre Mutter verstarben durch Brustkrebs vor dem 40. Lebensjahr, Schwester und Cousine erkrankten ebenfalls daran. Allein schon um ihrer Kinder willen, wollte die 52-Jährige wissen, ob sie auch ein erhöhtes Brustkrebs-Risiko hat. Sie hat sich testen lassen – das Ergebnis, dass sie das BRCA1-Gen in sich trägt, hat sie mit allen Konsequenzen angenommen. Nun sucht sie für die Gründung einer Selbsthilfegruppe Frauen, die in der gleichen Situation sind. Ein Austausch, ist sich die vierfache Mutter sicher, hilft. Frauen in ähnlicher Situation können sich melden unter der E-Mail-Adresse Susanne_martin62@gmx.de oder unter der Telefonnummer 0175/2430428.

Mitte der 1990er-Jahre konnten zwei Brustkrebsgene identifiziert werden, die für einen beträchtlichen Teil der genetisch bedingten Brustkrebsfälle und Eierstockkrebs verantwortlich sind: BRCA1 und BRCA2 (Breast Cancer-Gene). Normalerweise verhindern diese Gene, dass die Zellen in der Brust unkontrolliert wachsen. Ist jedoch eines der beiden Gene defekt, hat die Patientin ein Risiko von 80 Prozent an Brustkrebs, und ein Risiko von 30 Prozent bis 60 Prozent, an Eierstockkrebs zu erkranken.  Das 2010 entdeckte Risiko-Gen für erblichen Brust- und Eierstockkrebs heißt RAD51C. Seine Funktion ist die gleiche, nämlich die Erbsubstanz einer Zelle fehlerfrei zu halten. Veränderungen, so genannte Mutationen, in diesem Gen führen dazu, dass ein Tumor entstehen kann.Das Vorliegen einer Veränderung in einem Brustkrebsgen führt aber nicht zwangsläufig zu einer Erkrankung. Die Wahrscheinlichkeit einen Krebs zu entwickeln, ist jedoch deutlich erhöht. Beispielsweise haben Frauen mit einem Genfehler im BRCA1-Gen eine Wahrscheinlichkeit bis zu 85 Prozent an Brustkrebs und bis zu 63 Prozent an Eierstockkrebs im Laufe ihres Lebens zu erkranken. Weiß eine Frau, dass sie aufgrund eines Genfehlers ein erhöhtes Risiko für Brust- und Eierstockkrebs hat, hat sie die Möglichkeit intensivierte Vorsorgemaßnahmen in Anspruch zu nehmen und so im Erkrankungsfall durch eine frühzeitige Behandlung die Prognose zu verbessern. Susanne Martin, die die veränderten Gene von ihrer Mutter geerbt hat, hat die Früherkennungsuntersuchungen ernst genommen und seit ihrem

24. Lebensjahr bereits jedes Jahr eine Mammografie machen lassen. Lange hat sie überlegt, schließlich hat sie sich an der Universitätsmedizin Göttingen testen lassen. Fünfeinhalb Wochen später hatte sie die Bestätigung, dass sie BRCA1-Gen-Trägerin ist. »Man geht durch die Hölle«, formuliert sie. Geplagt von Ängsten, entschließt sie sich zu den operativen Maßnahmen, um ihr Krebsrisiko zu minimieren: Die Brust wird amputiert, Eierstöcke und Eileiter entfernt. Hinzu kam, dass sie in dieser Zeit auch keine Unterstützung von ihrem Partner erhielt und deshalb gleichzeitig ihr privates Leben neu ordnen musste.

Die 52-Jährige hat die Eingriffe gut überstanden, blickt jetzt nach vorne – natürlich auch um der Kinder willen. Sie möchte eine neue Selbsthilfegruppe ins Leben rufen, denn in bestehende Krebs-Selbsthilfegruppen passt sie mit ihrer »Krankheits«-Geschichte nicht so richtig hinein. Frauen, die die veränderten Gene in sich tragen oder es befürchten, möchte sie kennenlernen, sich mit ihnen austauschen.sts