Bürgerspital schreibt eine »hellrote Null«

Jetzt Feinjustierung zur Stabilisierung notwendig | Schmerzmedizin ausbauen | 5.000 Fälle

»Die Kuh ist noch nicht vom Eis, aber sie nähert sich dem Ufer« – damit umschrieb der ärztliche Leiter des Einbecker Bürgerspitals, Dr. Olaf Städtler, die Entwicklung des Einbecker Krankenhauses. Das vergangene Jahr habe man mit einer »hellroten Null« abgeschlossen, nun gelte es, das Haus zu stabilisieren. Dass das gelingen könne, davon ist auch der neue kauf­männische Geschäftsführer, Hans-Martin Kuhlmann, überzeugt.

Einbeck. Der 56-jährige Kuhlmann fühlt sich vom »Virus des Hauses« angesteckt. Kuhlmann verfügt über langjährige Krankenhauserfahrung in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Der Diplom-Volkswirt ist verheiratet, hat drei erwachsene Kinder, einen Hund und ein Enkelkind. Sein Zuhause mit seiner Frau Dagmar ist in der Nähe von Flensburg, wochentags verbringt er nun seine Zeit aber in Einbeck. Er fühlt sich hier »sehr willkommen« und ist sich sicher, dass es mit dem Einbecker Bürgerspital nicht nur weitergeht, sondern, dass es aufwärts gehen kann. Zuvor war er fast zehn Jahre bei einer Krankenhaus-Gesellschaft in Mölln-Ratzeburg tätig. Er habe an der Re-Organisation eines Hauses in ähnlich schwieriger Lage mitgewirkt und könne nun sein erworbenes Wissen hier anwenden. Krankenhaus-Versorgung sei keine Frage der Größe, entscheidend sei, wie die Klinik in die örtlichen Strukturen eingebunden sei.

Über 110 Betten verfügt das Bürgerspital, das sich der Grundversorgung der Patienten verschrieben hat. Im vergangenen Jahr wurden rund 5.000 Fälle behandelt. Allein diese Zahl gibt Hoffnung, denn damit habe man die »mit dem Kostenträger ausgemachte Planzahl« erreicht. Für die Innere Abteilung konnte Dr. Olaf Städtler feststellen, dass sie seit Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Zahlen zu verzeichnen habe. »Die Menschen haben sich vom Einbecker Krankenhaus nicht abgewendet.« Und Kuhlmann ergänzte: »Das medizinische Angebot stimmt.«

Der Weg bis zur »hellroten Null« war nicht einfach. Rückschläge hätten dann aber neue Türen geöffnet: Die neu ans Haus gekommenen Ärzte - Dr. Christian Kley, Allgemein- und Visceralchirurgie, und Andrej Illenseer (Unfallchirurgie und Orthopädie) - würden gute Arbeit leisten und zum Erfolg des Hauses beitragen – mit einer »unerwarteten Zahl der Fälle«.

Am 1. Juli des vergangenen Jahres war die Insolvenz abgeschlossen, und es konnte neu gestartet werden. Mit den neuen Gesellschaftern, den Bürgern und der Kommune sowie den Mitarbeitern sei es gelungen, in eine gemeinsame Richtung zu gehen. Ein Wermutstropfen ist allerdings der Investitionsstau des Bürgerspitals der auf 20 bis 25 Millionen Euro geschätzt wird.

Für die Zukunft will man die Schmerzmedizin stärker in den Fokus nehmen, erklärte Dr. Städtler. Die Region altert: Multi-morbide (mehrfach kranke) Menschen müssten versorgt werden. Die »Feinjustierung« zur Stabilisierung des Hauses werde nun angegangen.

Gelungen ist es, am Bürgerspital eine Zweitpraxis der Radiologie Northeim von Dr. Wolf-Henning Dörner anzusiedeln. Sämtliche radiologische Diagnostik inklusive Computer-Tomographie kann jetzt den Patienten auch ambulant angeboten werden.

Wichtig ist dem Führungsteam des Bürgerspitals die gut funktionierende Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Göttingen, aber auch mit den niedergelassenen Ärzten. Es gelte, die ambulante Versorgung stärker mit der stationären zu verzahnen, meint Dr. Städtler. Und Kuhlmann ergänzt: Die Mitarbeitermotivation sei wichtig.

Dass die neue Klinik in Northeim  den Bestand des Einbecker Bürgerspitals bedroht, glaubt der ärztliche Leiter nicht. Es werde zwar den »Neugier-Effekt« geben, aber keine grundsätzliche Verschiebung.Im vergangenen Jahr machte das Haus einen Umsatz von 20 Millionen Euro. Mit 230 Beschäftigten ist das Bürgerspital ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Die Beschäftigten haben durch Lohnverzicht zur Rettung beigetragen.sts