»Chiquitita« wurde zu »Chicken Dieter«

Wolf und Bleuel boten »Zuckerscharfe« Vorstellung mit rasantem und skurrilem Wortwitz

Der eine vergöttert seine Mutter, der andere hat Freude am Kaffee; Wolf und Bleuel traten wieder einmal in Einbeck auf, und sie begeisterten ihr Publi­kum mit pointierter Komik sowie mit extrem schnellen Wortspielen.

Einbeck. Alles begann mit einem Loch: Als Wolfgang Mihm als Wolf auf die Bühne des BBSForums kam, erklärte er: »Irgendetwas mit der Mutter lässt Bleuel (Michael Bleuel) heute später kommen«. Aus diesem Grund müsse er jetzt als Alleinunterhalter ein Loch füllen, da sie laut Plan nur gemeinsam anfangen dürften. Er betonte süffisant, dass er pünktlich auf der Bühne gewesen sei, jedoch ein dringendes ToilettenBedürfnis hätte und mal kurz verschwinden müsste.

Wolf trat von der Bühne ab, und Bleuel erschien mit einer »topmodischen« rosa Weste, die seinen braven, biederen und konservativen Charakter unterstrich. Obwohl das Publikum »Wetten dass« verpasst und den TupperAbend abgesagt hätte, müsse er jetzt die Veranstaltungung beenden, da er alleine auf der Bühne stehe und weder Kulisse noch Dekoration vorhanden seien.

Zum Glück kam Wolf von seiner Sitzung zurück, so dass die Akteure ihre Show gemeinsam starten konnten, bei der sie ihre Zuhörer mit Wortwitz, Improvisationen, pointierter Komik, anspruchsvoller Gestik und Mimik so­wie extrem schnellen Wortspielen überraschten. Erst seit 2006 treten die Comedians aus Fulda zusammen als Wolf und Bleuel auf, und sie haben seitdem schon wiederholt das Einbecker Publikum mit ihrer Wortakrobatik erfreut. Bei ihren Darbietungen überschlägt sich Wolf mit intelligenten und extrem schnellen Wortspielen: »Wenn ich jetzt nach links gehe, dann gehe ich für das Publikum nach rechts und wenn ich jetzt den rechten Fuß vor meinen linken setze, dann denken sie, ich setze den linken vor den rechten!« In rasanter Abfolge stellte der Komödiant seine literatischen Ergüsse vor, die  abwechslungsreich, unterhaltend und scharfzüngig waren und bis hin zu Zitaten von Nitsche reichten.

Manches Mal ging es auch um die banalen Dinge des Alltags, wenn zum Beispiel Bleuel den Zuhörern erklären wollte, wie wirklich bösartig ein Darmverschluss bei einer Kreuzfahrt sein kann. Er malte dabei ein abschreckendes Bild von einem von Mafiosi und Spionen bevölkerten Traumschiff, dessen Gäste es aufeinander abgesehen hätten. Mit seiner Verstopfung, die er theatralisch und mit viel Körpereinsatz darstellte, war er mitten in dem Komplott eingebunden, aus dem er nicht mehr entkommen konnte.

Im BBSForum präsentierten sich die Comedians bissig frech, satirisch, wandlungsfähig, chaotisch und ordentlich korrekt, und sie überraschten ihr Publikum oft mit ihrem aufeinander abgespielten Zusammenspiel, das in rasanter Geschwindigkeit vorgetragen wurde. In einem musikalischen Mix erläuterten sie mit bekannten Liedern die Vor und Nachteile der vegetarischen Ernährung. Frei nach dem Motto »Schwein oder nicht Schwein, das ist hier die Frage?« veränderten sie »Chiquitita« zu »Chicken Dieter«, »Die perfekte Welle« zu »Die perfekte Frikadelle« und »Himbeereis zum Frühstück« zu »Schau, da läuft dein Frühstück«.

Weiter schwärmte Wolf mit pointierter Unterstützung von Bleuel in seinem »Blueson«, Kombination von Blues und Chanson, von seiner Liebe zur Schokolade, oder sie diskutieren über die Unterschiede von Zuckerwürfel und Würfelzucker sowie über die farbliche TrennungsMöglichkeiten von Müll.

Zum Abschluss wiederholten sie in rasanter Folge die Höhepunkte ihrer zweieinhalbstündigen Show, bei der Bleuels Vernarrtheit in seine Mutter sowie Wolfs Abhängigkeit vom Kaffee nicht fehlen durfte. Mit ihren Improvisationen, ihren Wortspielen, die immer wieder in neuen Kreationen gipfelten sowie ihrer einnehmenden Mimik und Gestik begeisterten Wolf und Bleuel ihr Einbecker Publikum, und sie konnten ohne die verdiente Zugabe die Bühne nicht verlassen.mru