Christen sind frei, Ja oder Nein zu sagen

Dr. Wiebke Köhler, neue Pastorin der Münstergemeinde, hält ihre Aufstellungspredigt: Vertrauen

Die neue Pastorin der Münstergemeinde St. Alexandri, Dr. Wiebke Köhler, hielt jetzt ihre Aufstellungspredigt in der gut besuchten Kirche. In den Mittelpunkt rückte sie dabei das Vertrauen. Das Vertrauen sei der Zweck der christlichen Gemeinschaft, auf Beschwörungen und Eide könne man dort verzichten.

Einbeck. Kirchenvorstand Thomas Borchert hieß Wiebke Köhler herzlich willkommen, freute sich, dass es im zu Ende gehenden Kirchenjahr einen Neuanfang gebe und in der dunklen Jahreszeit einen Lichtblick.Die neue Pastorin wünschte sich, dass das Vertrauen zu ihr wachse. Das brauche eine Grundlage und Zeit, um sich zu entwickeln. Mit einem klaren »Ja« unterstrich sie ihren Wunsch, an St. Alexandri als Pastorin tätig sein zu wollen.

In ihrer Predigt bezog sie sich auf die Bergpredigt. Es gebe, stellte sie fest, Momente, in denen Menschen frei und ohne Angst reden könnten. Im Alltag jedoch sei das eher selten der Fall. Schwüre – oder in der rechtlichen Version der Eid – offenbarten die eigene Glaubwürdigkeit. Jesus aber habe Schwüre in der Bergpredigt abgelehnt. Das zweite Gebot fordere dazu auf, Gott zu fürchten und zu lieben, ihn in allen Nöten anzurufen. Jesus verschärft das noch: »Eure Rede sei Ja,Ja, Nein, Nein, was darüber ist,ist von Übel.« Etwas mit Autorität aufzuladen, sei also nicht im Sinne Jesu. Es reiche, authentisch zu sein. Wer beispielsweise auf facebook nur seine Schoko­ladenseite zeige, der sei verletzbar, gab Köhler zu bedenken. Und in Zeiten, in denen Medien alles sichtbar machten, könne man aus dem Karussell der Ansprüche und der Selbstbehauptung aus­steigen.

Jesus wolle die Menschen erreichen, die sich nach Gott sehnen. In der Bergpredigt habe er in tiefem Vertrauen in Gott gesprochen. Jesus habe die Atmosphäre des Vertrauens in Gott verbreitet, Gott habe seine Liebe in Jesus sichtbar gemacht. Vertrauen, folgerte die Pastorin, sei der Zweck der christlichen Gemeinschaft, auf Schwur oder Eid könne hier verzichtet werden. In der heutigen Welt der Selbstdarstellung und Versagensangst seien Christen frei, Ja oder Nein zu sagen. Und das Abendmahl stärke die Menschen für die Momente, in denen man gelassen Ja oder Nein sagen könne.

Wiebke Köhler, 50, ist zurzeit als Pastorin in Holte Kirchenkreis Melle-Georgsmarienhütte tätig. Die gebürtige Hildesheimerin ist in Wunstorf aufgewachsen, hat 1983 bis 1990 evangelische Theologie studiert, 1995 im Fach Systematische Theologie promoviert, war Gastvikarin in Münster und legte im Jahr 2000 ihr zweites Theologisches Examen ab. Als wissenschaftliche Assistentin lehrte sie Praktische Theologie an der Universität Münster und übernahm 2004 die Pfarrstelle in Bissendorf-Holte, dazu ab 2009 einen Auftrag in der Kirchengemeinde Achelriede. Pastorin Köhler ist geschieden und hat eine erwachsene Tochter.

Als Dienstbeginn in Einbeck ist der 15. Januar 2014 vorgesehen. Gegen die Wahl von Pastorin Köhler kann bis zum 9. November schriftlich Einspruch eingelegt werden.sts