Projekte begleiten und Anregungen mitnehmen

StadtMuseum, Alte Synagoge, Jugendgästehaus: FDP-Landtagsabgeordneter Grascha auf Sommertour in Einbeck

Im zum Jahresanfang eröffneten Jugendgästehaus »Henry Dunant« berichteten Hausleiter Jan Störmer (rechts) und DRK-Vorstandsmitglied Nicolai Tuschinsky (Zweiter von rechts) dem Landtagsabgeordneten Christian Grascha (links) und Mitarbeiterin Antje Zacharias (Zweite von links) von den ersten Monaten, die für das Haus gut gelaufen seien.

Einbeck. Bekannte Projekte weiter begleiten, neue kennenlernen: Der Einbecker FDP-Landtagsabgeordnete Christian Grascha hat im Rahmen seiner Sommertour das StadtMuseum, die Alte Synagoge und das Jugendgästehaus »Henry Dunant« besucht. Im Museum hieß Leiterin Dr. Elke Heege ihn im Barocksaal willkommen, der erstmals nach 40 Jahren renoviert worden sei. Interessantes kam dabei zum Vorschein, eine Säule mit Tapetenverkleidung.

Ein Zukunftsprojekt wäre es, den Saal wieder in alter Schönheit entstehen zu lassen: die Fensterseite im Original freizulegen und auf der gegenüberliegenden Wand Projektionen anzubringen. Wenn das gelingen würde, wäre das etwas Besonderes fürs Haus, aber mit lokalen Mitteln allein werde das nicht möglich sein.

Ein Masterplan für die Entwicklung wurde kürzlich vorgestellt. Er enthalte, so Dr. Heege, Interessantes über die Rolle von Museen in der Zukunft, etwa zur Notwendigkeit, neue Zielgruppen zu erarbeiten. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur hat ein Programm aufgelegt, das Geflüchtete in Kreativbereiche bringen will. Sieben Museen machen mit, und mit Hanin Sabri ist das StadtMuseum dabei.

Die Englisch-Lehrerin aus Syrien wird sich als Volontärin damit beschäftigen, wie arabisch sprechende Frauen besser in das Leben in Deutschland integriert werden können und wie ihnen Zugang zum Alltag ermöglicht wird, als freies Angebot für alle Frauen. Gedacht ist an regelmäßige Treffen, aber auch an Einzelveranstaltungen oder praktische Erfahrungen. Kooperationspartner habe man mit der Diakonie schon gewonnen, weitere Interessierte seien angesprochen. Eine Auftaktveranstaltung soll es in etwa vier Wochen geben.

Wenn Bedarf bestehe, sich über politische Strukturen zu informieren, werde er gern einen Besuch im Landtag ermöglichen, sagte Christian Grascha zu. Es sei gut, wenn aus Landesprogrammen solche Ergebnisse entstehen würden. Schließlich verwies die Museumsleiterin auf Planungen, Bibliothek, Archiv und Museum gemeinsam neu aufzustellen; insbesondere für das Archiv müsse eine zukunftsfähige Lösung her.

Möglicherweise lasse sich das »Wissensquartier« mit Unterstützung des Landes realisieren. Archiv und Museum seien wichtige Rückversicherungen für die kulturelle Identität. Beim Museumsbesuch seien ganz andere Erfahrungen möglich als beim virtuellen Rundgang - aber beides sei notwendig.

Für die Zukunft des StadtMuseums gelte, dass man neue Zielgruppen finden und die Herangehensweise an Geschichte überdenken sollte. Den museumspädagogischen Bereich sollte man verstärken. Und schließlich sei nach zwölf Jahren eine Überarbeitung des Fahrradmuseums angezeigt - alles eingebunden in das touristische Angebot.

Seit vielen Jahren begleitet Christian Grascha die Arbeiten an der Alten Synagoge. Schon vor den ersten Abriss- und Umbauarbeiten hat er das Gebäude in der Baustraße besichtigt. Das sei ein spannendes Projekt, brauche aber viel Zeit und ein starkes Ehrenamt, stellte er fest, was der Vorsitzende des Fördervereins, Frank Bertram, bestätigte: Ein langer Atem sei notwendig. Der Förderverein wurde 2004 gegründet.

Seither habe sich viel getan, aber es sei auch noch viel zu tun am Gebäude, das um 1800 als Landsynagoge erbaut wurde. Als die Gemeinde wuchs, wurde das Haus zu klein: 1896 wurde in der Bismarckstraße neu gebaut, das Haus in der Baustraße wurde 1900 verkauft, als Wohnhaus genutzt, und es geriet in Vergessenheit. In den 1990er Jahren wurde es wiederentdeckt als eines der letzten jüdischen Zeugnisse in Einbeck.

Die Zusammenarbeit mit der Stadt als Denkmalschutzbehörde sei sehr gut, betonte Frank Bertram. Das Gebäude wurde zunächst entkernt. 2011 wurden ein neuer Dachstuhl und ein neues Dach aufgesetzt. 2012 gab es neue Fenster. Im Nebengebäude sind Küche, Sanitäranlagen und Heizung untergebracht. Im vergangenen Jahr wurde die Fassade gestrichen - monochrom, aber das Fachwerk tritt, je nach Lichteinfall, hervor.

Originalbaupläne oder Fotos existierten nicht. Man nähere sich bei der Sanierung an - als Beispiel diene Bodenfelde: Die dortige Synagoge sei als solche erhalten und vor einigen Jahren nach Göttingen versetzt worden. Entstehen wird keine neue Synagoge, sondern eine Begegnungsstätte als Ort des offenen Dialogs, unabhängig von Kultur- und Religionszugehörigkeit. Für Konzerte oder Lesungen wird das Haus bereits genutzt. Als nächste Sanierungsschritte sind Arbeiten an Fußboden, Wänden und Decke vorgesehen. Auch eine Frauenempore - nicht nur für Frauen - wird eingebaut.

Kostenschätzungen für diesen letzten Bauabschnitt gibt es schon, sie liegen bei rund 230.000 Euro; etwa 300.000 Euro wurden schon investiert. Danach wäre man, so der Vorsitzende, fertig. Derzeit sei man dabei, Fördermittel zu beantragen. Hier würde er sich über die Unterstützung aus der Politik sehr freuen - sowohl über Hinweise, wo es weitere Hilfe geben könne als auch als »Türöffner«. Das Anliegen, versprach Christian Grascha, nehme er gern mit.

»Unwahrscheinlich gut angelaufen« ist es nach Angaben von Leiter Jan Störmer in dem im Januar neu eröffneten Jugendgästehaus »Henry Dunant«. Nachdem das frühere Jugendgästehaus 2013 geschlossen wurde, habe man Kontakt zu Gruppen gehalten, die gern nach Einbeck gekommen seien. Ihnen berichten zu können, dass es ab 2018 wieder losgehen könne, sei eine große Freude gewesen.

Die bisherigen Buchungen seien »völlig in Ordnung«, gerade mit Blick auf den Zeitpunkt der Eröffnung: Da seien nämlich viele Jahresprogramme schon geplant gewesen, erläuterten Jan Störmer und Nicolai Tuschinsky, Vorstandsmitglied und Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes. Die Stadt ist Eigentümerin des Hauses, das DRK ist Mieter beziehungsweise Betreiber.

In insgesamt zehn Zwei- bis Sechs-Bett-Zimmern finden 53 Gäste Platz, wobei Gruppen möglichst im ersten Stock und Tagesgäste im Erdgeschoss untergebracht werden. Zwei Zimmer sind behindertengerecht ausgestattet. FSJ-Seminare werden abgehalten, es kommen Familientreffen und Motorradclubs und immer mehr Radtouristen. Häufig gefalle es ihnen so gut, dass sie ihren Aufenthalt verlängern würden.

Einbeck habe tatsächlich viel zu bieten. Nach dem Sommerferien werden verstärkt Schulklassen erwartet, wobei viele die Vollversorgung im Haus des Jugendrotkreuzes dem Jugendgästehaus als Selbstversorger-Einrichtung vorziehen, obwohl beispielsweise Frühstück auch geliefert werden kann. Das Jugendgästehaus hat sich für das Bett & Bike-Programm beworben, es ist im Tourismus-Verteiler der Stadt und in einschlägigen Online-Portalen sowie im Netzwerk des DRK. Aber auch Mundpropaganda zählt.

Gute Kontakte hat »Henry Dunant« zum benachbarten Haus der Jugend. Der Standort am Kohnser Weg sei gut, betonte Jan Störmer: Es gebe immer noch kurze Wege, und man würde niemanden stören. Neben dem Hausleiter gibt es eine Reinigungskraft und eine ehrenamtliche Aushilfe. Von Vollbelegung, so Nicolai Tuschinsky, könne man bei 80 Prozent sprechen - im kommenden Jahr wolle man das erreichen. Die Übernachtungspreise liegen im mittleren Bereich. Der Betrieb des Hauses sei eine Herausforderung, sagte Jan Störmer, aber man habe das so gewollt.ek