Jeder fünfte Arbeitnehmer hat’s am Rücken

DAK-Gesundheitsreport für Göttinger Land an Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek übergeben | Schlafstörungen

Bernd Schäning überreichte den Gesundheitsreport für Südniedersachsen an Einbecks Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek.

Einbeck. »Rücken« ist das häufigste Gesundheitsproblem in Südniedersachsen, wegen dem sich Beschäftigte im vergangenen Jahr krankschreiben ließen. Das geht aus dem Gesundheitsressort 2017 der DAK-Gesundheit hervor. Bernd Schäning vom DAK Servicezentrum in Northeim hat den Bericht jetzt an Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek übergeben.

Ein unterschätztes Problem sind zudem Schlafstörungen: Sie sind weit verbreitet, aber nur wenige Betroffene lassen sich behandeln. Der Krankenstand ist im vergangenen Jahr gesunken, wobei die Situation mit 3,9 Prozent im Göttinger Land etwa der in Niedersachsen entsprach. Nach dem DAK-Gesundheitsreport waren damit an jedem Tag des Jahres von 1.000 Arbeitnehmern 39 krankgeschrieben.

Die meisten Fehltage verursachten mit 20,5 Prozent Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems, vorwiegend Rückenleiden. Es gebe zwar im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Rückgang, die Spitzenposition habe dieser Bereich aber schon lange, berichtete Bernd Schäning. Auf Platz 2 standen psychische Erkrankungen mit 17,3 Prozent, das war ein leichter Anstieg um vier Prozent. Auf Platz 3 folgten Erkrankungen des Atmungssystems, wozu auch fieberhafte Grippe zählt, mit 14,7 Prozent - ein Rückgang der Ausfalltage um 16 Prozent.

Danach folgen Verletzungen, Infektionen, Krankheiten des Verdauungssystems, des Nervensystems sowie der Augen und Ohren, Krebserkrankungen und Krankheiten des Kreislaufsystems. Ein Schwerpunkt der Untersuchung lag auf Schlafstörungen. »Niedersachsen schläft schlecht, und das ist ein unterschätztes Problem«, stellte Bernd Schäning fest. Schlechter, ungenügender oder nicht erholsamer Schlaf habe häufig etwas mit Belastung zu tun. Viele Arbeitnehmer würden dienstliche Belange mit in den Feierabend nehmen.

Wer häufig an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit arbeite, steigere sein Risiko, schwere Schlafstörungen zu entwickeln. Aber auch starker Termin- und Leistungsdruck, Überstunden und Nachtschichten seien Risikofaktoren. Ebenfalls schädlich könne intensive abendliche TV-und Computernutzung sein. Wer zwei- bis dreimal pro Woche nicht durchschlafen könne, bei dem könne man von einer Schlafstörung ausgehen.

Schlafprobleme haben sich von 2009 auf 2016 nahezu verdoppelt: Fast 82 Prozent leiden darunter, vor sieben Jahren waren es noch 43 Prozent. Nur 18 Prozent gaben jetzt an, keine Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen zu haben. Lediglich fünf Prozent der Betroffenen sind in ärztlicher Behandlung - die meisten versuchten, damit allein zurecht zu kommen. »Meist kommt der Gang zum Arzt erst dann, wenn es gar nicht mehr geht«, erläuterte Bernd Schäning. In der Summe der Erkrankungen spielten Schlafstörungen keine Rolle.

Er könne aber, so Schäning, nicht ausschließen, dass sich schlechter Schlaf in anderen Diagnosen niederschlage. Die Fehltage aufgrund von Schlafstörungen stiegen um 108 Prozent auf jetzt 3,48 Fehltage je 100 Versicherte. Betroffene seien gefordert, Veränderungen selbst vorzunehmen und erste Schritte zu gehen.

Beispielsweise kann man sich bewusst machen, was man vor dem Einschlafen tut: Wer etwa vor Filmen oder Serien und am Fernseher oder Computer »hängen« bleibt, verbringt dabei oft mehr Zeit als ihm lieb ist So könne man sich Rat holen, beispielsweise bei den Krankenkassen. Beispielsweise gibt es bei der DAK eine Schlaf-Hotline, die unter 040/325325805 rund um die Uhr zum Ortstarif erreichbar ist.

Ebenfalls hilfreich können Entspannungskurse sein; im Rahmen von Präventionsangeboten wird die Teilnahme unter bestimmten Voraussetzungen von den Krankenkassen bezuschusst. Allerdings: »Wenn im Auto ein Lämpchen leuchtet, geht es umgehend in die Werkstatt; wenn man für sich selbst und die eigene Gesundheit Geld ausgeben soll, macht das kaum einer«, weiß Bernd Schäning.

»Wir informieren nicht nur regelmäßig über den Krankenstand in der Region, sondern schauen auf wichtige Einflussfaktoren für Erkrankungen«, so Schäning. Diese Analysen seien hilfreich, wenn es darum gehe, noch gezielter beim betrieblichen Gesundheitsmanagement anzusetzen und Arbeitgebern konkret Hilfe anzubieten. So werde beispielsweise längeren Ausfallzeiten durch Rückenleiden oder seelische Probleme vorgebeugt. Den Gesundheitsressort können Interessierte bei der DAK anfordern, wobei er besonders für Unternehmen interessant sein dürfte.ek