Rat Einbeck

Dank für große Hilfsbereitschaft

Bürgermeisterin berichtet über Ukraine-Flüchtlinge | Breite Unterstützung

Vor Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek und dem Ratsvorsitzenden Frank Doods war während der jüngsten Ratssitzung die ukrainische Flagge gespannt, und die Friedenstaube des Landshuter Künstlers Richard Hillinger war auf dem Tisch positioniert. Einige Ratsfrauen hatten zudem ihre Kleidung als Solidaritätsbekundung abgestimmt, sie trugen Schals, Tücher, Jacken oder Pullover in den ukrainischen Nationalfarben blau und gelb.

Einbeck. Zu einer Sitzung »in nicht ganz normalen Zeiten, in mehrfacher Hinsicht besonders« hieß der Ratsvorsitzende Frank Doods die Mitglieder des Einbecker Rates bei seiner jüngsten Sitzung willkommen.

Zum Krieg in der Ukraine und zu den Auswirkungen, die in Einbeck spürbar werden, hat Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek zu Beginn der Sitzung berichtet. Seit dem 24. Februar laufe die völkerrechtswidrige russische Invasion in der Ukraine. Seither herrsche dort und somit auch in Europa Krieg. Schätzungen gingen davon aus, dass vier bis sieben Millionen Menschen fliehen würden. Bis Mitte März seien es mehr als drei Millionen gewesen. Mehr als 1,8 Millionen Menschen wurden in Polen aufgenommen, nach Ungarn flohen rund 260.000. Weitere Aufnahmeländer seien Moldawien, die Slowakei und Rumänien. Und die Menschen kämen nach Deutschland – rund 160.000 Einreisen waren es bis zum 16. März.

Aktuell waren bis Mittwochnachmittag 110 Zuzüge im Einbecker Bürgerbüro registriert, 65 Volljährige und 45 Minderjährige, davon 24 von ein bis zehn Jahren; sie würden also hier Kita und Schulen besuchen. Grob werde auch der Impfstatus aufgenommen, er liege bei etwa 35 Prozent, was dem Stand der Ukraine entspreche. Hinter diesen nüchternen Zahlen und Fakten würden aber Schicksale stehen, führte die Bürgermeisterin weiter aus, Geschichten, die keinen unberührt lassen sollten. Dazu zählten die Familie mit dem behinderten Kind, eine Frau mit sieben Kindern, eigenen sowie Nichten und Neffen, die sich mit dem Zug auf die Reise gemacht habe, die junge Frau, die, soeben verheiratet und schwanger, hier ankomme, die alte Dame mit einem Knochenbruch, die 50 Stunden bei Frost an der Grenze warten musste, um ausreisen zu können, die Ehemänner, Väter, Brüder und Söhne, die ihre Heimat verteidigen würden. Das seien Traumata, die verarbeitet werden müssten.

Anfang der Fluchtbewegung

Sie habe in den vergangenen Tagen so viel spontane Hilfsbereitschaft und Humanität aus der Bevölkerung erfahren, für die sie herzlich danke, sagte sie. Für Friedensgebete und -märsche danke sie, für die Sammlung von Sach- und Geldspenden, für Hilfstransporten an die Grenze und zurück, für Wohnraumangebote, Kleider oder Küchenartikel, Übernahme von Patenschaften, Fahrdienste und viele andere Hilfeleistungen, aber auch fürs Zuhören und für Zuwendung. Die Hilfsbereitschaft sei wichtig und nötig, damit die Menschen hier an- und zur Ruhe kommen könnten. Alle 110 konnten bisher privat untergebracht werden. Sie seien keine Bittsteller, wollten hier niemandem zur Last fallen. Das höre man immer wieder. Sie wollten so schnell wie möglich arbeiten, zur Schule gehen, zum Sport – aber am liebsten sofort wieder in die Heimat zurück.

Dies werde jedoch erst der Anfang der Fluchtbewegung sein, es würden noch viel mehr kommen. Dann werde man auch Dorfgemeinschaftshäuser und Turnhallen in Unterkünfte umwandeln müssen. Dies könne schnell zu Spannungen führen, darauf müsse man vorbereitet sein. Man müsse Regelungen für Schul- und Kita-Besuch und für Sprachkurse finden, für die Arbeitsaufnahme. Das stehe für die nächsten Tage und Wochen an. Vor allem dürfe man nicht die russischen Mitbürger für den Krieg des Präsidenten in Haftung nehmen, das war ihr besonders wichtig. »Wir wollen in Frieden leben mit dem russischen Volk.« Deshalb appelliere sie noch einmal an Präsident Putin, diesen Krieg zu beenden, »sofort und unverzüglich«. Mit der Würdigung der bisherigen Unterstützung verband sie die Bitte, weiter dabei zu bleiben. Jeder, der noch etwas dazu beitragen könne, sollte sich beim Landkreis, bei der Stadt oder der Diakoniestiftung melden. Man sei für jede Hilfe dankbar.

Solidarität mit den Ukrainern

Mit der ukrainischen Flagge vor der Bürgermeisterin und dem Ratsvorsitzenden bekundeten Rat und Verwaltung Solidarität mit den Ukrainern: Ihre Rechte würden missachtet, stellte Frank Doods fest. »Wir üben hier unser demokratisches Grundrecht aus und sind damit in der komfortablen Situation der freien Meinungsäußerung.«ek