Das Eickesche Haus im Vergleich: in einer frühen Kleinformat-Aufnahme und heute

Einbeck. Das Eickesche Haus in der Marktstraße, eine der bedeutendsten städtebaulichen Kostbarkeiten dieser Stadt, feiert in diesem Jahr seinen 400. Geburtstag. Das Renaissance-Haus in der Marktstraße 13 hatte schon viele Namen: Am Ende des 19. Jahrhunderts nannte man es nach seinem Besitzer das »Northornsche Haus«. Daraus wurde zwischenzeitlich aufgrund schriftlicher Schusseligkeit die Verballhornung »Northeim-Haus«. Der nächste Name bezog sich wieder auf den Besitzer.

Jetzt hieß es das »Eickesche Haus«. Auf alten Ansichtskarten trägt es auch die Bezeichnung »Altdeutsches Haus«. 1950 verlegte die Familie Spiegel ihr Textilfachgeschäft von Freden nach Einbeck. Jetzt war das Gebäude als »Spiegel-Haus« bekannt. 1970 wurde das Haus umgebaut. Der Laden wurde nach hinten in die Nachbarhäuser hinein vergrößert und es wurden immer mehr Stahlträger eingezogen. Offenbar ohne Plan und Kontrolle, denn 1998 wurden am Gebäude »erhebliche Schadensbilder festgestellt«. Das zwischenzeitlich umfassend sanierte Haus ist über und über mit den verschiedensten Schnitzarbeiten verziert - rechteckige Brüstungsplatten, römische Krieger, Apostelfiguren, Masken, Frauen- Engel-, Männer- und Löwenköpfe.

Die historische Aufnahme ist unbekannter Herkunft. Es handelt sich um eine undatierte Originalfotografie im Kleinformat sechs mal acht Zentimeter. Vergleicht man die beiden Bilder, erkennt man die Unterschiede an der Giebelseite: im Erdgeschoss wurden zwei Fenster entfernt. Auf dem Bild von gestern Morgen sieht man, dass an dieser Stelle die Brüstungsplatten fehlen. In den beiden oberen Stockwerken wurden drei Fenster hinzugefügt. Heute befindet sich hier die Einbecker Tourist-Information.

Damals war hier offenbar ein Bekleidungsgeschäft beheimatet. Im linken Schaufenster sind weiße Hemden und gestreifte Krawatten zu sehen. Im rechten Schaufenster erkennt man mehrere Puppen, daneben einige undefinierbare Gegenstände. Wann das Foto aufgenommen wurde, ist nicht genau zu sagen. Im Eingangsbereich rechts im Bild (heute hängt hier das Schild mit dem roten »I«), befindet sich auf dem alten Foto die »hängende Hand« unter dem dreieckigen Türgiebel mit der Eisenspitze. In dieser Form ist der Eingang auf Fotos und Ansichtskarten bis Ende der 1930er Jahre zu sehen.

Das Schild »Markt-Str.« neben der Figur ist erst nach dem Ersten Weltkrieg angebracht worden. Nimmt man die Bekleidungsmode der Passanten, beziehungswiese die Hutmode und die Kurzhaarfrisur der beiden Herren vorne links zur zeitlichen Beurteilung hinzu, lässt sich die Aufnahme ungefähr in die Zeit um 1930 datieren. Vielleicht gibt es noch Zeitzeugen, die sich an die Ansicht auf dem alten Foto erinnern.wk