Fronleichnam:

Das Fest, an dem Jesus Christus in den Alltag hinein getragen wird

Einbeck. »Jesus ist einer von uns. Fronleichnam bedeutet das festliche Hineingehen in den Alltag. Wir tragen Jesus hinaus ins Leben und danken für das Mitgehen auf unserem Weg.« So feierten die katholische Gemeinde St. Josef Einbeck und Dassel und die portugiesische Gemeinde Einbeck jetzt das Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi, Fronleichnam. Die Feier wurde von Pfarrer Ewald Marschler und Diakon Joseph Hauke aus Northeim gestaltet.

In seiner Predigt ging Pfarrer Marschler auf die Sehnsucht der Menschen nach dem Gelingen des Le­bens ein. Hierauf gebe es unterschiedliche Antworten, je nach persönlicher Perspektive: Jemand der obdach- oder arbeitslos sei, wünsche sich eine warme Mahlzeit oder ein Dach über dem Kopf; jemand, der im Elend in Afrika oder Lateinamerika lebe, habe einen anderen Hunger nach Leben. Einsamkeit, Streit in Familien, Krankheiten, Süchte – jeder wünsche sich Licht am Ende des Tunnels des Daseins, ein Leben, das lebenswert sei. Der vielgestaltige Hunger bedrücke – man wolle helfen und könne es nicht. Es gebe Hilfen, etwa die »Tafel«. Jesus habe aber mit der »Speisung der Fünftausend« einen anderen Weg des Sattwerdens gezeigt. »Wir hätten gern eine Antwort auf den Hergang der Speisung«, sagte Marschler. Es gebe verschiedene Deutungen des Sättigungswunders.

Es zeige sich darin ein Bezug zum letzten Abendmahl, und die Einsetzungsworte bei der Gottesdiensthandlung – »Tut dies zu meinem Ge­dächtnis« – seien Auftrag und testamentarisches Ge­schenk Jesu an die Welt. Die von ihm gewährte Speisung stärke wunderbar. »Der Jesus der Eucharistie ist immer bei uns, er ist Tischherr und Speisung zugleich.« Fronleichnam sei Anlass, Dank zu sagen für Brot und Wein.

Das Fest sei aber auch ein ökumenisches Zeichen – in Einbeck unter anderem dadurch, dass man Gottesdienst in der evangelischen Schwesterkirche St. Alexandri feiern dürfe. Fronleichnam bedeute das festliche Hineingehen in den Alltag, in die persönliche Lebenswelt und den Dank, dass Jesus dabei mitgehe und dass man ihn weiter um seinen Segen bitten dürfe. Er entlasse die Christen dabei nicht aus ihrer Verantwortung, sondern fordere sie auf, ihr Leben zu gestalten und ihren Mitmenschen zu dienen. »Wenn wir das Unsrige tun, fügt er das Seine hinzu«, versicherte Marschler. Nur wer tätig sei als sein Jünger, könne Fronleichnam richtig feiern, und nur dann gefalle dem Herrn das Singen, Feiern und Beten.

Die Prozession führte die Gottesdienst­besucher mit Fahnen, Kreuzen, der geschmückten Fatima-Madonna der portugiesischen Gemeinde, dem Allerheiligsten in der Monstranz und mit Gesang über Stiftplatz, Hohe Münsterstraße, Neuen Markt und durch den Stiftsgarten bis St. Josef. Sie wurde begleitet von den Posaunenchören Kuventhal-Einbeck und Holtensen-Hullersen. Der Abschluss fand vor dem Segensaltar statt, der im Garten der Kirche aufgebaut war, bevor in der St. Josef noch einmal getrommelt wurde. ek