Das Hexagramm am Haus Marktstraße 36

Einbeck. Die Schaufassaden der Einbecker Bürgerhäuser aus dem 16. Jahrhundert sind voll von Zierschnitzereien. Bei manchen von ihnen muss man den Kopf in die Höhe strecken, um sie zu sehen. Am Haus Marktstraße 36, das 1550 von der Familie von Einem erbaut wurde und in dem heute ein Verbrauchermarkt angesiedelt ist, entdeckt man oben rechts unter dem Dach ein rotes Hexagramm.

Bei diesem Zeichen handelt es sich um einen Brauerstern. Das Hexagramm steht ursprünglich für die Alchimisten. Beim Bierbrauen brauchte man Feuer, Wasser und Luft. Vielleicht liegt hier die Verbindung zur Alchemie? Der Brauerstern findet sich auf vielen historischen Gemälden als Zeichen der Bierbrauer und Mälzer. 1425 wurde auf Veranlassung von Marquard Mendel das »Hausbuch der Mendel« begonnen, in welchem Abbildungen von verschiedenen Bierbrauern gesammelt wurden. Als erster wird Herttel Pyrprew dargestellt – die Zeichnung ist die älteste und bekannteste Darstellung eines Bierbrauers, über dessen Braukessel der Brauerstern hängt. Eine Zeichnung aus dem Jahre 1506 zeigt den Biermesser Hans Franck.

Er war vom Rat angestellt und kontrollierte die Produktionsmengen, damit er die Steuer berechnen konnte. Das Bild aus dem Hausbuch zeigt ihn beim Abschöpfen aus dem Braukessel – über ihm ist ein Hexagramm zu sehen. 50 Jahre sieht man hinter dem Brauer Hans, genannt Distler Albrecht, ein Fachwerkhaus, aus dessen Dach eine Stange mit einem roten Hexagramm ragt – und einen Mann, der mit Bierhumpen und Schöpfkelle durch den Torbogen des Hauses geht. 1658 steht Brauer Jacob Linckh mit Schürze bekleidet und einem roten Brauerstern in der Hand an der Theke, den er neben ein schäumendes Glas Bier hält… In der Marktstraße wohnte also vor 450 Jahren ein Brau-Bürger, bei dem man sich mit Einbecker Bier versorgen konnte.wk