Das Waldschlösschen war Ausflugsziel der Einbecker

Einbeck. Oberhalb der Stadt schmiegt sich das Borntal an den Fuß des Hubeberges. Ende des 19. Jahrhunderts hatte hier, umgeben von Kirschenplantagen, der »alte Rehkop« seine Hütte. Von hier aus bewachte er mit einer mittelalterlichen Flinte seine Bäume. Im Sommer wurde seine Hütte zum Treffpunkt der Einbecker. Rehkop hatte sein einziges Möbelstück, eine alte Truhe, zum Tresen umgebaut und verkaufte Kirschen und Bier. »Das waren noch Zeiten, da ein Menschenherz nur zwei Hände voll Kirschen als das Höchste begehrte«. Einige Zeit später wurde an Stelle der Hütte das moderne Restaurant »zum Waldschlösschen« gebaut. Jetzt standen hier Schokoladenautomaten, Ansichtskarten und Musikapparate. »Nur die alte Poesie konnte man nicht mehr haben«.

Doch die Einbecker gingen mit der Zeit - die sparsam ausgestattete Hütte des alten Rehkop wurde schnell vergessen - und das neue Ausflugsziel der Einbecker am alten Platz wurde gut angenommen. Sonntags konnte man hier bei einem Kurkonzert die »Sommerfrische« in allernächster Nähe erleben. 1890 inserierte der Inhaber, der Konditor Albert Erfurt aus der Hullerser Straße: »neu erbaut, Posthilfsstelle, 50 Minuten von Einbeck im Borntal gelegen, mit schönem Blick auf die Stadt, das Leine- und Ilmethal. Seiner sehr geschützten und ozonreichen Lage halber in unmittelbarer Nähe des herrlichen Waldes (Laub- und Nadelholz) für Sommerfrischler sehr geeignet«.

Die Übernachtung in der »comfortablen Einrichtung mit zugfreien Veranden und schattigen Lauben« nebst »Kirschenmarkt« kostete damals 4 Mark. 1925 bewarb sein Nachfolger Fritz Erfurt »Restauration und Kurhaus Waldschlösschen« als einen »angenehmen Aufenthaltsort mit vorzüglicher Empfehlung bei mäßigen Preisen - Sonntags Kaffee-Konzert«. Nach dem Krieg ging Fritz Erfurt in Rente. Das Haus wurde in den 1950er Jahren Müttergenesungsheim des DRK. Heute ist das »Haus des Jugendrotkreuzes« die Jugendbildungsstätte der Organisation in Niedersachsen.wk