Den Trend bremsen und gestalten

»Altes Einbeck«: Ralf Blasig veröffentlicht Studie zu demografischem Wandel

»Altes Einbeck«: Ralf Blasig hat in seiner Studie ein Portrait einer Kleinstadt im demografischen Wandel veröffentlicht.

Einbeck. In Einbeck altert und schrumpft die Bevölkerung stärker als in vielen anderen Städten. Mit den Folgen dieses demografischen Wandels beschäftigt sich ein soeben erschienenes Buch des Einbecker Autors Ralf Blasig. Unter dem Titel »Altes Einbeck« beschreibt er, wie Politiker, Unternehmer und Bürger mit der Veränderung umgehen und sie gestalten.

Grundlage sind Gespräche mit mehr als 30 Interviewpartnern, die Blasig seit 2018 geführt hat. Dazu zählen Bürgermeisterin Sabine Michalek, CDU, sowie ihre letztjährigen Herausforderer Dirk Heitmüller, SPD, und Claudius Weisensee, FDP. Unternehmer wie Mark-Oliver Müller von der Digitalagentur alto und Ehrenamtliche wie Hans-Jürgen Kettler von der Bürgerinitiative »Sch(l)aufenster« kommen ebenfalls zu Wort.

Das Buch beschreibt, wie sich der demografische Wandel auf den Wohnungsmarkt, Fachkräftemangel, Altersarmut, Pflege, medizinische Versorgung oder die Zukunft der Schulen auswirkt. Zudem analysiert es die Ursachen sinkender Einwohnerzahlen – Geburtenmangel und die Abwanderung junger Einbeckerinnen und Einbecker.

Zu den unterschiedlichen Aspekten des ­Themas hat er Vertreter von Wohnungsbauunternehmen, Pflegeeinrichtungen, Handwerk, Verwaltung, Arbeitsagentur sowie Kommunalpolitik befragt, ebenso von Einbeck Marketing und Südniedersachsen-Stiftung sowie Experten für Mobilität. Allein zwischen 2011 und 2019 ist Einbecks Bevölkerung um rund 1.300 Menschen gesunken. Prognosen lassen kaum einen Zweifel daran, dass sich das Altern und Schrumpfen fortsetzt.

»Es ist wichtig, dass alle Akteure diese Tatsache akzeptieren und den Wandel so gut wie möglich gestalten«, schreibt der Autor. Große Herausforderungen sieht er unter anderem beim Leerstand in der Innenstadt, durch fehlenden Nachwuchs für Unternehmen und durch die bevorstehende Ruhestandswelle niedergelassener Ärzte. Auch die Zukunft der Grundschulstandorte werde ein Dauerthema bleiben. »Mittelfristig gilt: Kleine Dorfschulen schweben in latenter Gefahr«, schreibt Ralf Blasig.

Gleichzeitig sieht der Autor aber auch Zukunftschancen. »Die Stadt hat durchaus Optionen, um mit dem Altern und Schrumpfen der Bevölkerung umzugehen und in begrenztem Maß neue Bürger zu gewinnen. Sie kann zum Beispiel das Wohnen im Fachwerk attraktiver machen, um Rückkehrer werben oder den Ausbau der Kinderbetreuung mit mehr Ehrgeiz angehen.« Zwar werde das Geld durch die coronabedingte Rezession noch knapper. »Allerdings sollte Finanznot kein Grund sein, wichtige Projekte auf die lange Bank zu schieben.« Etliche Maßnahmen seien mit überschaubaren Beträgen umsetzbar. »Zudem ist es allemal billiger, jetzt zu handeln als dem Wandel zuzusehen.« Er verweist darauf, dass Millionen Menschen in Gemeinden von vergleichbarer Struktur leben. Sie könnten in Einbeck gute Ideen ent­decken, aber auch aus Einbecker Fehlern lernen.

Das Buch »Altes Einbeck« von Ralf Blasig hat 240 Seiten. Es ist im Tredition-Verlag erschienen und über den lokalen Buchhandel sowie beim Verlag erhältlich.oh