Der Einbecker Diekturm vor mehr als 100 Jahren

Einbeck. Vor 500 Jahren wurde zur Verstärkung der Einbecker Befestigungsanlage der Diekturm gebaut. Ursprünglich besaß der Turm ein spitzes Kegeldach, das aber im Lauf der Zeit verschwunden ist. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlaubte der Magistrat der Stadt Einbeck den jüdischen Bürgern, vor dem Turm ein Badehaus zu bauen.

Sie konnten hier die von den mosaischen Gesetzen vorgeschriebenen kultischen Bäder vornehmen. Initiator und Erbauer des Bades war wahrscheinlich Elias Meyer. Der Rat der Stadt legte ihm 1767 auf, »wegen des Schilf-Graben vor dem Benserthore erbauten Badehauses alljährlich zu Michaelis (Ende September) zwei Thaler« an die Kämmerei zu bezahlen. Dieser Schilfgraben war zum Zeitpunkt der Aufnahme (1896) noch vorhanden – heute findet sich keine Spur mehr davon. Der Bereich vor dem Diekturm war damals noch eingezäunt, der Herr links im Bild lehnt am Zaun und blickt in den Graben. Gut erkennbar ist die Senke am Baum in der Bildmitte.

Ganz rechts (nicht auf dem Bild zu sehen) war eine Pforte im Zaun, und eine Treppe führte nach unten. Der Bewuchs war damals noch nicht so stark wie heute, so dass der Turm schon von weitem zu sehen war. Ein bemerkenswertes Detail ist die Alexanderfigur oben am Turm. Die Statue begrüßte jahrhundertelang die von Süden in das Stadttor kommenden Menschen. Auf dem Foto von 1896 befindet sich die Sandstein-Figur noch in einem guten Zustand. Der Verwitterungsprozess der letzten 100 Jahre – der sprichwörtliche Zahn der Zeit – war also so stark, dass dieses Zeugnis Einbecker Geschichte heute kaum noch zu erkennen ist.oh