Der Einbecker Marktplatz mit Denkmal von 1870/1871

Einbeck. Im Sommer 1927 ging diese Ansichtskarte von Einbeck an das Kurhaus Aegir in Bad Kissingen. Auf der Rückseite der Karte findet sich eine Reservierung: »Sehr geehrter Herr Geide. Wir gedenken am Dienstag bei Ihnen zu sein und bitten, uns zwei Zimmer zu reservieren und eine Garage für unser Auto. Hochachtungsvoll Frau Rechtsanwalt von Wysocka«. Um der Buchung Nachdruck zu verleihen, fügte Frau Wysocka unten links ein Kästchen ein: »Wir waren vor drei Jahren bei Ihnen.« Die Ansichtskarte zeigt den Marktplatz, das alte Rathaus und das Denkmal an den Krieg von 1870/71. Bei der »Sedanfeier« am 3. September 1876 wurde das von dem bekannten Baumeister Conrad Wilhelm Hase (einem gebürtigen Einbecker) entworfene Denkmal auf dem Marktplatz eingeweiht. Die Inschrift lautet: »Zur Erinnerung an unsere im großen Kampf von 1870/71 für Deutschland gefallenen Söhne. Stadt und Amt Einbeck«.

Die so genannten Sedanfeiern wurden zu dieser Zeit im ganzen Kaiserreich jeweils am 2. September gefeiert. An jenem Tag gewannen die Deutschen eine Schlacht in der Nähe der französischen Stadt Sedan. Das Ereignis wurde fortan als Wendepunkt des Deutsch-Französischen Krieges mit »falschem Pathos und pseudoreligiösen Weihen« begangen. Um Platz für das Denkmal zu schaffen, musste man die Scharwache, die alte Einbecker Polizeistation, vom Marktplatz entfernen. Das Gebäude wurde zu dieser Zeit schon nicht mehr von den Ordnungskräften benutzt, sondern diente als Kleinkinderschule.

Die alte Polizeiwache wurde aber nicht abgerissen, sondern behutsam abgetragen und am Krähengraben wieder aufgebaut, wo das Haus noch heute steht. 65 Jahre lang befand sich das Kriegerdenkmal auf dem Marktplatz, bis es 1942 dem Eulenspiegelbrunnen weichen musste. Seitdem steht das Denkmal an der Ecke Benser Straße/Bismarckstraße gegenüber dem Diekturm auf dem Platz am Mühlenwall.wk