Der Einbecker Unwetter-Sommer des Jahres 1570

Einbeck. Das Wetter schlägt derzeit extreme Kapriolen. War es noch vor nicht allzu langer Zeit viel zu kalt, folgte in den letzten Tagen eine Hitzewelle mit Temperaturen um 35 Grad. Das Gewitter vom Donnerstag brachte wieder Abkühlung. Doch leider war der Himmel in der Nacht zur Sommersonnnenwende komplett bedeckt. Extremes Wetter gab es schon immer. Als Beispiel sei hier der Einbecker Unwetter-Sommer des Jahres 1570 angeführt: Im Frühsommer des Jahres 1570 führten besorgte Einbecker Bürger den neuen Pastor der Marktkirche, Fehl, der sich den latinisierten Namen Velius gab, zu einem Brunnen in der Nähe des Tiedexer Tores.

Das Wasser sprudelte sehr stark, was als schlechtes Vorzeichen angesehen wurde. »Sie wußten nämlich, daß den Einbeckern aus diesem Brunnen meistens ein großes Unglück vorhergesagt wurde, wenn die Wasser hervorsprudelten. In manchen Jahren hat er überhaupt kein Wasser. Und es bestätigte sich tatsächlich: Denn gerade in diesem Jahre wurden Gebäude vom Blitz getroffen, fingen Feuer und brannten aus; eine große Lebensmittelknappheit entstand plötzlich. Ebenso stürzte ein Teil der Mauer im Wassergraben oder im Teich beim Tiestenser Tor ein. Eine ungeheure Wassermenge floß von den Berghängen zur Stadt, so daß sie gezwungen waren, das Tiestenser Tor mit Mist und anderen Materialien zu verschließen«.

Ende Juli wütete »um die dritte Stunde« ein heftiges Unwetter »mit viel Hagel und Schauern, mit sehr zahlreichen Donnerschlägen und zahlreichem Blitzschlag, so daß die Früchte zu einem großen Teil verdorben und viele Gebäude verbrannt sind«. Genau eine Woche später »ist des nachts umb 10. uhr ein erschreckliches grosses Ungewitter entstanden/ welches in den Neuen Marckt geschlagen/ darvon ein grosses Feuer worden/ unnd ein Haus und Scheuren zu Kollen und Aschen gemacht«. Am 4. September hörte »um 7 Uhr früh zahlreiche Donnerschläge mit schrecklichen Blitzen. Nach Norden war der Himmel von dunklen Wolken bedeckt, nach Westen konnte man einen Regenbogen, von Osten nach Süden Sonnenstrahlen und Sonnenschein sehen«. Ob es sich hierbei um ein Unwetter handelt, dass Schäden verursachte, oder ob es sich schlicht um eine eindrucksvolle Naturerscheinung handelte, bleibt offen.

Am 2. November brachen in Norddeutschland und an den Küsten verheerende Unwetter aus. In »Einbeck und anderen Gegenden« tobten zwei Tage lang furchtbare Stürme, »wie man sie in vielen Jahren nicht erlebt hat; dazu gab es zahlreiche heftige Blitze, und der Himmel war hell von häufigem Wetterleuchten, was sicherlich Zeichen des jüngsten Gerichts ist«. Doch nach jedem Unwetter scheint wieder die Sonne und ein Regenbogen wird wieder über den Dächern der Altstadt zu sehen sein ...wk

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