»Der eingebildete Kranke« begeisterte

Viertes Zelttheater der »Bühnenstürmer« begann mit Komödie von Molière

Einbeck. »Der eingebildete Kranke«, das berühmte Theaterstück von Molière, präsentierten jetzt die »Bühnenstürmer« zum Auftakt des vierten Zelttheaters in Einbeck. Das Publikum war begeistert von der Inszenierung, für die der künstlerische Leiter Bernd Klaus Jerofke verantwortlich war, und von der Spielfreude und dem Wortwitz der Akteure. Bis zum 13. Juni ist »spannendes Theater im besonderen Ambiente« bei »La Casa« am Köppenweg zu erleben.

Jerofke dankte allen Unterstützern und freute sich, dass man wieder zahlreiche neue Spieler dabei habe. Selbst die Jüngste mit zehn Jahren sorge für mächtig Wirbel auf der Bühne, schmunzelte er. Stolz war er, den Zuschauern in der Spielzeit einen komödian­tischen Klassiker präsentieren zu können, den er und die Schauspieler schon lange auf die Bühne bringen wollten, den »Eingebildeten Kranken« von Molière. Der Typus des hypochondrischen Menschen habe die Jahrhunderte überlebt. 1673 uraufgeführt passe die Geschichte gut zum aktuellen Gesundheitswahn, so Jerofke. Es werde nach »perfekter Gesundheit« gestrebt, die Wartezimmer der Ärzteschaft seien voll und die Pharmaindustrie profitiere mit vermeint­lichen »Zaubertinkturen« von den oft eingebildeten Wehwehchen.

In Molières Komödie glaubt der hypochondrische Hausherr Argan (Lothar Gemer), immer wieder an multiplen »schwerwiegenden« Krankheiten und Beeinträchtigungen zu leiden und sich ständig in »höchster Lebensgefahr« zu befinden. Er tyrannisiert damit vor allem das Hausmädchen Toinette (Kristin Mössinger), die sich zu wehren weiß, denn: »wenn der Herr blödes Zeug redet, muss die Magd sagen, wo es langgeht.« Oft konsultiert Argan Ärzte wie den durchtriebenen Dr. Diareux (Joseph Allen Smith). Der »kümmert« sich lieber um normale Menschen als um »hohe Herrschaften«, denn diese bestehen drauf, dass er sie heilt. Mit genuschelten lateinischen Ausdrücken bescheinigt er Argan immer wieder neue Krankheiten. Dabei verdient er sich eine »goldene Nase«, während der Geldbeutel des Hausherren empfindlich schrumpft.

In einer erneuten hypochondrischen Phase kommt Argan die rettende Idee: Seine Tochter, die schöne Angélique (Layla Braun), muss einen Arzt heiraten, damit für die Gesundheit des Herrn Papa ausreichend und für immer kostenfrei gesorgt ist. Der Hausherr weiß auch schon, wen, Thomas (Sven Michel) den Sohn von Dr. Diareux. Der hat ebenfalls Medizin studiert und vermag eloquent zu überzeugen. Richtet er seine überschwänglichen Worte an das falsche weibliche Wesen, schreitet sein Vater schnell helfend ein.

Argans zweite Ehefrau, die mondäne Béline (Cornelia Anders), verfolgt eigene Ziele. Sie möchte Angélique gern ins Kloster schicken, um mithilfe des Notars, der sehr Dr. Diareux ähnelt, über Argan und sein Vermögen zu verfügen. Sie manipuliert ihren Mann, das Testament zu ändern und eine Schenkung an den Notar beziehungsweise den Arzt, der gut mit Béline verbandelt ist, vorzunehmen.Angélique hingegen hat sich – wie das Leben so spielt – bereits anderweitig verliebt, in den charmanten Cléante (Jan Phillip Zillich). Sie ist überwältigt von ihm, was ihre kleine Schwester Louison (Marha Over) nicht verstehen kann. Sie hält den Angebeteten für maximal durchschnittlich, denn er weiß wie »alle Männer« nichts, »was junge Mädchen wirklich wollen«, sowie Angélique in ihrer Liebestrunkenheit für plemplem.

Als der Hausherr seiner Tochter die Heirat mit seinem Favoriten vorschlägt, lehnt diese ab, denn sie will nicht mit »irgendeiner Diareux dieser Welt verbandelt sein.« Mit Instrumentenkoffer unter dem Arm, obwohl er nicht Geige spielen kann, doch sie ihm ein vermeintliches höheres Ansehen vermittelt, taucht Cléante im Haus Argan auf. Er wird als Gesangslehrer von Angélique gehalten, was ein gemeinsames Duett verstärkt. In der Folge nimmt der Trubel samt immer neuer Wirrungen zu. Unterstützt von Béralde (Klaus Hamann), dem Bruder des vermeintlich Kranken, hat Toinette mit zahlreichen Staub­wedeln bewaffnet, die sie auch als Hörverstärker ­einsetzt, alle Hände voll zu tun, den Ausgang der Geschichte in die richtigen Bahnen zu lenken.

Begeistert waren die oft schmunzelnden Zuschauer von der Aufführung. Für die Inszenierung, die mit viel Können und situativer Komik aufgeführt wurde, gab es ausgiebig den verdienten Beifall. Karten für die weiteren Vorführungen der »Bühnenstürmer« im Zelttheater sind an der Abendkasse oder im Café-­Bistro »Panaché« auf dem Gelände von »La Casa« erhältlich. Der Vorverkauf wird empfohlen. Außerdem bieten »Die Bühnenstürmer« eine neue Reservierungsmöglichkeit sowie viele weitere Informationen unter www.die-buehnenstuermer.de an.mru