»Der Komödianten herzhaft Spiel«

»Bühnenstürmer« erhalten viel Applaus für ihr »Sommermärchen« nach Shakespeare

»Lasst uns leben« – diese Botschaft Shakespeare setzten »Die Bühnenstürmer« gekonnt in Szene. Mit der Premiere eines »Sommermärchens«, das ursprünglich »ein Wintermärchen« war, gastierten die Schauspieler im Innenhof der Rats­apo­theke in Einbeck. Die Zuschauer erlebten eine gekonnt-humorvolle Umsetzung des Shakes­pearschen Gedankengutes: typischen Monologe, Volksszenen derber Natur und Experimentier­freude unter freiem Himmel – ein gelungener Mix, für dessen Inszenierung Bernd Klaus Jerofke verantwortlich zeichnet.

Einbeck. Zum Inhalt: Leontes, König von Sizilien, verdächtigt seine schwangere Frau Hermione der Untreue mit ihrem gemeinsamen Freund Polixenes, dem König von Böhmen. Er beauftragt seine Schwester Camilla damit, Polixenes, der zu Besuch in Sizilien weilt, zu vergiften; Camilla verspricht zwar Gehorsam, offenbart dann aber seinem Opfer den Plan, und beide fliehen aus Sizilien. Derweil lässt Leontes seine Frau ins Gefängnis werfen. Um sich ihrer Schuld zu versichern, lässt er das Orakel von Delphi befragen. In der Zwischenzeit bringt Hermione ein kleines Mädchen zur Welt, welches Leontes jedoch nicht als sein eigenes Kind anerkennt. Stattdessen befiehlt er Lord Antigonus, es in der Wildnis auszusetzen.

Leontes leitet ein Gerichtsverfahren gegen seine Frau ein, in dem sie wegen Ehebruchs und Verschwörung in Zusammenhang mit der Flucht Polixenes und Camillas angeklagt wird. Er erklärt seine Frau für schuldig. Da trifft die Antwort des Orakels ein: Hermione, Polixenes und Camilla werden entlastet, Leontes aber wird als eifersüchtiger Tyrann dargestellt, der ohne Erbe bleiben werde, so lange »das, was verloren wurde, nicht wiedergefunden wird«. Als Hermione davon erfährt, dass Leontes ihre Tochter hat aussetzen lassen, bricht sie zusammen. Sie wird für tot erklärt. Derweil hat Antigonus Hermiones kleine Tochter an der böhmischen Küste ausgesetzt, wo sie von Schäferinnen gefunden wird. Antigonus selbst bleibt in Böhmen, schließt Freundschaft mit einem Bären.

16 Jahre vergehen. Die Tochter von Leontes und Hermione wächst unter dem Namen Perdita bei den böhmischen Schäferinnen auf. Das junge Mädchen und Polixenes´ Sohn Florizel sind ineinander verliebt, er hält die unstandesgemäße Liebschaft aber vor seinem Vater ge­heim. Auf einem Schafschurfest, auf dem auch der lustige Taschendieb und Balladensänger Autolycus sein Unwesen treibt, werden die beiden Liebenden jedoch von den verkleideten Polixenes und Camilla beobachtet.

Nachdem der zornige Vater sich zu erkennen gegeben hat, beschließt Florizel gemäß des Rates von Camilla, mit Perdita nach Sizilien zu fliehen. Als die Flucht entdeckt wird, folgt ihnen Polixenes. An Leontes' Hof greift Camillas List: Die Liebe lässt Leontes Herz schmelzen. Polixenes und Leontes geben dem jungen Paar den Segen. Da erkennt Leontes seine Tochter, sein ständiges Reuen hat ein Ende. Und so erweckt er auch Hermione als vermeintlichen Marmorbild  wieder zum Leben. Das sizilianische Königspaar ist wieder vereint.

Das Spiel mit verschiedenen Darstellungsformen hatte seinen Reiz - keine langweilige Inszenierung, sondern Komik und Dramatik samt Wahrheit unterhielt die Zuschauer aufs Beste. Die versteckte Botschaft des Autors wurde ra­sant in Szene gesetzt. Maskenspiel, Live-Musik, Spielfreude der Akteure, Licht-Effekte und komische Überraschungen mit modernen Elementen sorgten dafür, dass »der Komödianten herzhaft Spiel« beim Publikum ausgesprochen gut ankam. Immer wieder gab es Szenen-Ap­plaus, und am Ende wurden die jungen und die älteren »Bühnenstürmer« zu recht mit viel Applaus bedacht.

In der Inszenierung des künstlerischen Leiters B.K. Jerofke standen auf der Freilicht-Bühne: Conny Anders, Dorian Bendig, Sandra Bendig, Lars Bothe, Christine Cziollek, Sina Fietze, Lothar Germer, Patrick Germer, Klaus Ha­mann, Paul Jonathan Kassing-Düttchen, Anna Meyer, Kristin Mössinger, Ute Richta, Jeanette Schmitz, Simone Sprecht, Patrick Schulze, Elke Thiergen, Leonie Veit und Gudrun Voss.

Den Schauspielern ist bei ihren nächsten Aufführungen ein größeres Publikum zu wünschen. Zu sehen ist das »Sommermärchen« noch auf Burg Hardeg, im Kloster Brunshausen und auf der Katlenburg.sts