Der Segen soll in der Gemeinde sichtbar werden

Amtseinführung von Pastorin Dr. Wiebke Köhler in Einbeck | Willkommen mit Beifall | Zugewandte Seelsorge

»Warmherzig cool« sei sie, so charakterisierte Superintendent Heinz Behrends die neue Pastorin der Evangelisch-lutherischen Kirchen­gemeinde Einbeck, Dr. Wiebke Köhler. Sie schüttelte dazu den Kopf, und auch weiteres Lob wehrte sie lächelnd ab. Die Gemeinde hat die neue Pastorin beim Einführungsgottesdienst am Sonntag in der St. Alexandri-Krypta und beim anschließenden Empfang im Pfarrhaus mit Applaus willkommen geheißen.

Einbeck. »Alles jauchzet, alles lacht«, mit Musik eröffneten Bettina Scherer, Ulrike Hastedt und Hubert Schmidt die Feier. Das sei ein besonderer Gottesdienst für sie, sagte Pastorin Dr. Wiebke Köhler, und dass sie sich Musik aussuchen durfte, empfinde sie als Geschenk – da sei sie gleich »in die Vollen« gegangen.

Die Vorlage für den Predigttext lieferte die Lesung aus dem Neuen Testament über die Darstellung Jesu im Tempel im Jerusalem 40 Tage nach seiner Geburt, »wie das Gesetz es verlangt.« Das Kind sei dort als »Messias« erkannt worden, beispielsweise von Simeon und Hanna im Tempel. Immer wieder erlebten Maria und Jesus dieses Heilsversprechen, dabei sei gar nichts zu sehen gewesen vom »Licht der Welt«. Simeon sei aber gesagt worden, dass er vor seinem Tod noch den Heiland sehen werde, und er kündigte an, dass Jesus zum Zeichen werde und dass Maria als Mutter nicht unverletzt bleibe. Sie identifiziere sich mit biblischen Personen, so die Pastorin, beispielsweise mit Maria, auch wenn das ein wenig unprotestantisch sei. Maria habe viel aushalten müssen, und die Prophezeiung von Simeon, durch ihre Seele werde ein Schwert dringen, habe sie berührt: Das Gefühl habe sie in schwierigen Situationen selbst erlebt.

Maria sei eine nachdenkliche Frau gewesen, das Normale und das Heilvoll-Göttliche lagen bei ihr dicht beieinander. Sie identifiziere sich aber auch, fuhr Dr. Wiebke Köhler fort, mit Hanna, der alten Frau, die fromm am Tempel lebte, in der Nähe des Heils, und die als Prophetin galt. Das habe ihr imponiert. »Beide sind wichtig für mich, als Menschen, in deren Leben Jesus eine Rolle gespielt hat.«

Der Tag der Einführung, Maria Lichtmess, sei der älteste Marienfeiertag; in den katholischen Kirchen werde erst am Tag danach die Krippe abgebaut. In der evangelischen Kirche werde er nur gefeiert, wenn er, wie jetzt, auf einen Sonntag falle. Für sie, versicherte Pastorin Köhler, werde er ab jetzt immer mit Einbeck in Verbindung stehen. Sie werde an diesem Tag gesegnet, sie werde akzeptiert als Frau mit diesem Amt in der Gemeinde. »Der Segen, der uns trägt, soll in der Gemeinde sichtbar werden«, so ihr Wunsch.

Mit einer Mitarbeiterin aus der früheren Kirchengemeinde Holte-Bissendorf, mit Annedore Bolik für den Kirchenvorstand und mit Ulrike Hastedt für die Mitarbeiter führte Superintendent Heinz Behrends die neue Pastorin in ihr Amt ein. Zuvor lobte er ihre warmherzige Predigt. Ihr Lieblingspsalm, in der Einladung nachzulesen, sei Psalm 84: »Gott, der Herr, ist Sonne und Schild«. Die Sonne sorge für klare Sicht und Wärme – lange dauere es nicht, dann könne man das wieder genießen und über den Kirchturm hinweg in den blauen Himmel schauen. Auch wenn man sie nicht sehe, wirke sie doch mit ihrer unglaublichen Energie. So sei das auch mit Gott, er sei Sonne und Schild und gebe Gnade und Ehre, wie es in diesem Pilger-Psalm weiter heiße. Das sei ungewöhnlich, dass Gott zugeschrieben werde, dass er die Menschen ehre, habe er sie doch nur wenig niedriger als sich selbst gemacht. »Wir freuen uns einfach nur, dass Sie jetzt hier sind«, bestätigte Behrends. »Die ist gut«, das habe er sofort gemerkt. Pastorin Köhler sei authentisch, sie sei so, wie sie wirke. In einem Pfarrhaus aufgewachsen, sei sie von Frömmigkeit geprägt. Sie habe wissenschaftlich gearbeitet und ihren Glauben reflektiert, um zu begreifen, was einen ergreift. Sie bringe viel (Lebens-)Erfahrung mit, sei dabei souverän, und sie habe einen hintergründigen Humor aus der Gelassenheit des Glaubens heraus. »Warmherzig cool«, das wäre eine gute Zeitungsschlagzeile, so Behrends. Gott sei – noch – in Einbeck, er sei und bleibe hier, sagte er mit Blick auf die Fusion der Gemeinden. Das werde sichtbar in der zugewandten Seelsorge, für die die neue Pastorin stehe.

Nach der offiziellen Einführungsformel und der Übergabe der von Landesbischof Rolf Meister unterzeichneten »Bestallungsurkunde« begrüßte die Gemeinde die Pastorin mit Applaus.

Der Kirchenvorstand ihrer alten Gemeinde hat Pastorin Köhler nur ungern gehen lassen. »Wir laden sie ins Auto und nehmen sie wieder mit«, schmunzelte ein aus Holte im Landkreis Osnabrück angereister Mitarbeiter beim anschließenden Empfang.

Von gewissen Startschwierigkeiten noch vor dem ersten Kennenlernen berichtete augenzwinkernd Thomas Borchert vom Kirchenvorstand, er habe Bedenken gehabt, ob es passen würde mit der Neuen. Aber ganz schnell habe er seine Skepsis überwunden, er freue sich auf eine gute Zusammenarbeit. »Das kann gut werden«, diesen Eindruck habe sie nach einem ersten Besuch in Einbeck gehabt, bestätigte Pastorin Köhler: »Hier ist gut Sein.«ek