Der Wunsch für 2011: ein Sportabzeichen-Märchen

Erwachsenen-Verleihungsfeier / Leichter Gesamtrückgang, aber Plus bei den Jugendlichen / Appell an alle: Mitmachen, dabei sein

Der leichte Abwärtstrend war nicht aufzuhalten – umso mehr Grund für Sportabzeichen-Obmann Jörg Meister, bei der Erwachsenen-Verleihungsfeier die Werbetrommel zu rühren: Das Deutsche Sportabzeichen sei eine Erfolgsgeschichte, die weltweit ihresgleichen suche, kein anderes Land habe ein vergleichbares Ehrenzeichen des Breitensports: »Da drängt sich die Frage auf, warum es im Bereich Einbeck/Dassel immer noch Menschen gibt, die das Sportabzeichen nicht erwerben?« Einen Appell richtete Meister auch an die Aktiven: Es fehlen Prüfer. Ausgezeichnet wurden Ersterwerber, Wiederholer sowie Gold-mit-Zahl-Absolventen und ein besonderer Jubilar.

Einbeck. Vergleichbar, so Bürgermeister Ulrich Minkner, sei das Sportabzeichen mit der Kommunalwahl. Die Kandidaten bräuchten Ausdauer, Schwimmfähigkeit, Schnelligkeit und Sprungkraft. Am Ende entscheide der Wähler beziehungsweise Prüfer, ob die Leistung gereicht habe. Besonders schwierig sei es beim ersten Mal, so Minkner, eine Wiederholung erscheine wie eine Wiederwahl einfacher. Auf das Ablegen des Sportabzeichens konnte Jörg Meister ihn - noch - nicht festnageln; es gibt aber den Hinweis, dass Minkner vor dem 100. Geburtstag des Sportabzeichens aktiv dabei sein will.

Bei den Disziplinen müsse man im Sektor bleiben, griff der stellvertretende Landrat Horst Bredthauer Minkners Bild auf, sonst sei der Versuch ungültig. Das Sportabzeichen habe ihn sein Leben begleitet, als Aktiver und als Prüfer. Der demografische Wandel zeige sich auch hier, da sei es gut, wenn es gerade bei den Jugendlichen eine Steigerung gebe.

Als Nicht-Erwerber musste sich Dassels Bürgermeister Gerhard Melching zu erkennen geben. Umso mehr schätze er die gezeigten Leistungen. Die Stadt Dassel zeichne zudem den stärksten Verein, in diesem Fall den MTV Markoldendorf, mit einer Prämie aus.

Der Abwärtstrend konnte nicht gestoppt werden bedauerte Meister in seinem Bericht über die Saison 2010. Das sei auch dem Geburtenrückgang geschuldet, denn die Schulen machten nach wie vor den höchsten Anteil an den Gesamtzahlen aus. Der rapide Einbruch von 2009 habe sich nicht wiederholt, im Gegenteil, bei den Schulen gab es einen leichten Aufwärtstrend.

Das Sportabzeichen wurde 1913 von Carl Diem nach schwedischen und amerikanischen Vorbildern nach Deutschland gebracht, fuhr er fort, zunächst nur für Männer, ab 1921 auch für Frauen. Seit 1952 gibt es das Sportabzeichen für Jugendliche und Versehrte, seit 1969 für Schüler. Insgesamt wurden bisher 27 Millionen Sportabzeichen verliehen. Es sei das bedeutendste und erfolgreichste Auszeichnungssystem außerhalb des Wettkampfsports, national und international einzigartig. Der Reiz sei die Vielfältigkeit, Männer und Frauen, Jung und Alt könnten aus insgesamt 15 Sportarten etwas auswählen, sogar ohne Mitgliedschaft in einem Sportverein. Es sei das gesellschaftliche Angebot für jeden, seine eigene körperliche Leistung regelmäßig zu messen, zu steigern und altersgemäß auf hohem Niveau zu halten. Einige Krankenkassen hätten es in ihr Bonussystem aufgenommen. Das Abzeichen  sei nicht irgendein käuflicher Pin, sondern offizielle Auszeichnung für sportliche Leistung und Fitness. Angesichts vieler, die noch nicht dabei seien, richtete Meister den Aufruf an alle: »Auf geht’s. Macht mit.«

Dass es nach wie vor hohe Absolventenzahlen gebe, sei im wesentlichen der Goetheschule zu verdanken: Mehr als 550 Schüler seien mit Erfolg dabei gewesen. Schulleiter Hartmut Bertram sei mit 34 Wiederholungen Vorbild, neun weitere Kollegen hätten sich angeschlossen. Leider liege das größte Reservoir, die BBS, weiterhin brach. Die sonst so fortschrittliche Schule sei dafür nicht zu gewinnen. Anreiz, so Meister, dürften nicht zuletzt die Geldpreise sein, mit denen auf Kreis- und Landesebene die Sportabzeichen belohnt würden.

Bei den Jugendlichen gab es im Vergleich zu 2009 einen Zuwachs um neun auf 1.099 Abzeichen. Bei den Erwachsenen ging die Zahl um 21 auf 367 zurück. Insgesamt lag die Zahl der Absolventen bei 1.466, was einem Rückgang um 15 entsprach. Bei den Familien gab es ein Plus um drei auf 41 Gruppen. Erfreulich bei den Erwachsenen sei die große Zahl der 73 Neueinsteiger, die den Mut gefasst hätten, sich aus der Trägheitsmasse der Zauderer herauszuheben. Der schwerste Schritt sei der, zum Dauerwiederholer zu werden. Immerhin 231 Wiederholer könne man auszeichnen. Dabei sei Hans-Dieter Huschebeck mit 55 Wiederholungen herausragende Spitze, das dürfte auch bundesweit seinesgleichen suchen. Alle Wiederholer seien aufgerufen, bei der Stange zu bleiben und andere zu motivieren: »Einhaken und mitnehmen« sollte man jeden, den man kenne.

Bei den Familien sei der Einbecker Sportverein mit zehn Familien und 32 Teilnehmern vorn, vor dem MTV Markoldendorf mit sechs Familien und 23 Teilnehmern, dem TSV »Jahn« Dörrigsen mit fünf Familien und 16 Teilnehmern und dem MTV Naensen mit fünf Familien und 18 Aktiven. Hier richtete Meister großen Dank an den aus Krankheitsgründen abwesenden Helmut Duwe, der sich in diesem Bereich sehr engagiere.

Insgesamt, bilanzierte der Obmann, habe man doch ein zufriedenstellendes Ergebnis erreichen könne. Das mache Mut, und man gehe hochmotiviert in die nächste Saison. »Vielleicht bekommen wir statt eines Sommer- ein Sportabzeichen-Märchen«, wünschte er sich. Training und Abnahme in den Stadion starten im Frühjahr. Schwimmdisziplinen können bereits jetzt im Hallenbad abgelegt werden, möglichst montags bis sonnabends. Eindringlich bat er darum, rechtzeitig die Unterlagen in Ordnung zu bringen und samt der Gebühren abzugeben: Die letzten Einsendungen habe er am 5. Januar im Kasten gehabt. Außerdem warb Meister darum, sich als Prüfer zur Verfügung zu stellen. Es gebe zu wenig Freiwillige, die sich bei Wind und Wetter auf die Plätze stellten. Sie seien wahre Ehrenamtliche, ihr einziger Lohn sei eine gute Teilnahme.

Heinz Friedrichs zeichnete die Sieger im Vereinswettbewerb aus: Bei den Vereinen bis 399 Mitglieder erhielt der TSV »Jahn« Dörrigsen den Wanderpreis der Einbecker Morgenpost. Hier wurden 46 Sportabzeichen abgelegt. Zweiter wurde der TSV Sülbeck mit 21 Sportabzeichen, Dritter der TSV Odagsen, ebenfalls 21 Sportabzeichen. Bei den Vereinen ab 400 Mitgliedern lag der MTV Markoldendorf mit 122 Sportabzeichen beziehungsweise einer Quote von 18 Prozent vorn vor dem Einbecker Sportverein mit 236 Sportabzeichen beziehungsweise 14,6 Prozent. Es folgten Naensen, Sievershausen, Dassel, Dassensen, Ilmetal, Salzderhelden und SC Hellas. Der Kreissportbund schüttet für den Vereinswettbewerb 6.400 Euro aus.ek