Deutliches Bekenntnis zum KWS-Standort Einbeck

Hauptversammlung / Dividende von 2,10 Euro plus 0,20 Euro Bonus angesichts guter Zahlen / Stabiles Wachstum, Gentechnik bleibt

Stabiles Wachstum konnte die KWS SAAT AG bei ihrer Hauptversammlung am gestrigen Mittwoch vermelden. Die guten Zahlen spiegeln sich auch in der Dividende wider, die bei 2,10 Euro liegt, zuzüglich einer Dividende von 0,20 Euro.

Einbeck. KWS konnte den positiven Trend der vergangenen fünf Jahre fortsetzen und den Umsatz um 13 Prozent auf 855 Millionen Euro steigern, sagte Vorstandssprecher Philip von dem Bussche. Um auch mittel- und langfristig eine stabile Unternehmensentwicklung zu sichern, seien Anstrengungen in der Produktentwicklung unvermindert fortgesetzt worden. Der Aufwand für Forschung und Entwicklung stieg überproportional stark um 16 Prozent auf 114 Millionen Euro, wobei Einbeck ein exzellenter Forschungsstandort sei.

Als Gründe nannte von dem Bussche, dass sich die Agrarmärkte positiv entwickelt hätten, die Nachfrage nach Lebensmitteln und Biomasse steige. Somit sei hochwertiges Saatgut mit guten Ertragszuwächsen gefragt. Weiter habe KWS einen langen Atem, der Vorlauf für eine neue Sorte liege bei etwa zehn Jahren. Dazu brauche man ausreichend Eigenkapital. Und schließlich seien die KWSler ein wichtiger Faktor: Man setze auf die Bindung von jungen Talenten, auf lebenslanges Lernen und internationale Fachkompetenz. In Einbeck gebe es mehr als 1.000 Mitarbeiter aus 22 Ländern, die Begeisterung für das Unternehmen sei auf jedem Quadratmeter zu spüren. Das Unternehmen trage dem durch den aktuellen Tarifabschluss mit einem Zuwachs von 6,5 Prozent ebenso Rechnung wie mit familienfreundlichen Angeboten. Darüber hinaus wurde im Dezember weltweit ein einmaliger Sonderbonus von 250 Euro gezahlt.

»Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln, jetzt sind wir richtig drin«, umriss von dem Bussche das neue Engagement KWS Potato mit Sitz in den Niederlanden. Die Kartoffel sei dem Segment Zuckerrüben zugeordnet. Zusammen gab es einen Umsatz von 294 Millionen Euro, die Kartoffel trug dazu mit 27 Millionen Euro bei. Die Strategie passe bei beiden Früchten gut zusammen, der Vertrieb sei ähnlich, enge Kontakte zu Verarbeitern könnten genutzt werden.

Das Spitzenergebnis bei der Zuckerrübe mit 267 Millionen Euro hat seinen Grund unter anderem aus einer Umsatzsteigerung in Europa. Zudem ist die Rübenfläche weltweit um fast fünf Prozent angestiegen, und ein Plus gab es auch bei der Produktivität: Erträge von 20 Tonnen je Hektar seien denkbar. Umsatzstark waren gerade Russland und die Ukraine, und erfreulich, so der Vorstandssprecher, sei die Wiederzulassung der Roundup-Ready-Zuckerrübe in den USA. 90 Prozent der US-Fläche werde mit diesen Rüben bestellt – das sei eine klare Indikation für die Vorteilhaftigkeit der Technologie. In Deutschland habe man bei Versuchen mit diesen gentechnisch veränderten Rüben Mehrerträge von gut zehn Prozent erzielt; eine wissenschaftliche Auswertung werde im kommenden Jahr veröffentlicht. Vorbereitungsarbeiten für die Produkteinführung in Europa seien abgeschlossen, der Anbau könnte frühestens 2016 beginnen. Für 2012 bis 2018 seien erneut Freilandversuche in Wetze und Üplingen beantragt worden. KWS werde sich mit den Versuchen in den nächsten Jahren verstärkt dort bewegen, wo  Nachfrage zu erwarten sei. Inzwischen erziele man weltweit 30 Prozent des Umsatzes mit gentechnisch veränderten Sorten – ein Rückzug hätte gravierende Konsequenzen, die man nicht wolle. Eine Markteinführung in Deutschland und Europa erfordere allerdings gesellschaftliche Akzeptanz, die zurzeit nicht gegeben sei. Dennoch sei die Forschung in Deutschland wichtig, und Einbeck bleibe ein Kernstandort für Forschung und Entwicklung.

Für das laufende Jahr erwarte KWS ein Umsatzwachstum von etwa fünf Prozent. Dabei setze man weiter auf Weitblick, Kundennähe und Innovationskraft – Werte, an denen sich KWS langfristig orientiere. »Fast nur Gutes« hatte Vorstandsmitglied Dr. Christoph Amberger zu den Segmenten Mais und Getreide zu berichten, man könne »hochzufrieden« sein. Der Umsatz sei um 14 Prozent auf über 470 Millionen Euro gewachsen. Steigende Anbauflächen hätten den Trend begünstigt. Als große und interessante europäische Nische wolle man Winterraps nutzen, hieß es weiter. Potenzial gebe es auch bei der Sonnenblume. Das eigene Portofolio sei etwas in die Jahre gekommen, doch die Züchtung arbeite am Aufbau eines eigenen Programms. Beim Mais habe sich in den USA ein Joint Venture mit Limagrain bewährt, und auch auf dem zweitgrößten Maismarkt, China, werde man gut Fuß fassen. Beim Getreide konnte KWS den Umsatz um zehn Prozent auf 77 Millionen Euro ausbauen. In der weltweit wichtigsten Fruchtart, dem Weizen, sollen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung aufgestockt werden. Zum Bereich Forschung und Entwicklung informierte Vorstandsmitglied Dr. Léon Broers die Aktionäre. Entwicklungszeiten von zehn Jahren und mehr seien die Regel. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden weltweit fast 300 neue Vertriebsgenehmigungen erteilt. Wachstum erfordere laufend neue Projekt und Programme, gerade auch sehr langfristige. Gut voran gekommen seien verschiedene Zuchtprogramme weltweit. In der Zuckerrübenzüchtung gab es Ertragssteigerungen sowie Fortschritte bei der Krankheitsresistenz. Eingehend beleuchtete Broers auch Aktivitäten im Bereich der Grünen Gentechnik.

Das Joint Venture »Genective« mit Limagrain zeige, dass dies ein wichtiger Bestandteil von Forschung und Produktentwicklung sei. Um die globale Agrarproduktion bis 2050 zu verdoppeln, brauche man einen Zuchtfortschritt von bis zu zwei Prozent pro Jahr. Diese Herausforderung sei nur umzusetzen, wenn alle technologischen Mittel erforscht würden. Man könne es sich heute nicht leisten, bestimmte Technologien grundsätzlich von der Forschung auszuschließen. Dabei sei Grüne Gentechnik kein Alles-Löser für jegliche Probleme, sondern sie habe Grenzen. Sie könne und werde aber einen relevanten Beitrag zur Lösung von Herausforderungen liefern. Trotz langer Entwicklungszeiten und hoher Kosten werde KWS weiter in diese Richtung investieren. Den Standort Einbeck habe man als Zentrale für die KWS-Forschung nie in Frage gestellt, sondern vielmehr hier intensiv investiert. Leider werde es immer schwieriger, Grüne Gentechnikforschung in Deutschland durchzuführen, so dass man zusätzliche Strukturen im Ausland aufbauen müsse. Er wünsche sich, sagte Broers unter Beifall, ein innovationsfreundlicheres Umfeld. »Übers Ziel hinaus« sei KWS im vergangenen Geschäftsjahr geschossen, so Finanzvorstand Dr. Hagen Duenbostel. Das Eigenkapital konnte auf 530 Millionen Euro ausgebaut werden, das sei eine Quote von knapp 60 Prozent. Für fast alle Kennzahlen der operativen Geschäftsentwicklung hat es Rückenwind gegeben. Als Dividende schlage man 2,10 Euro je Aktie sowie einen Bonus von 0,20 Euro vor. Damit trage man der guten Geschäftsentwicklung Rechnung. Insgesamt würden so 15,2 Millionen Euro aus dem Bilanzgewinn entnommen. »Wir sind gut gerüstet für weiteres Wachstum«, umschrieb Duenbostel die Perspektiven für die nächsten Jahre.

Von den Aktionären gab es Lob für die guten Zahlen, allerdings auch Kritik an der ihrer Meinung nach zu geringen Dividende: Rund die Hälfte des Bilanzgewinns sollte ausgeschüttet werden, zumal angesichts des Rekordjahres, wenngleich die Vorstände es nicht so genannt hätten.

Erwartungsgemäß meldeten sich aber auch Gentechnik-Gegner zu Wort, und auch von Seiten der Kleinaktionäre wurde angeregt, die Aktivitäten sorgsam zu überprüfen. Mit deutlicher Mehrheit stimmten die Aktionäre der vorgeschlagenen Dividende zu, und auch Vorstand und Aufsichtsrat wurden mit klaren Voten entlastet.ek