1926 im Katalog:

Deutschland-Fahrräder Nummer 9 und 24

Einbeck. Langsam steigen die Temperaturen, und der Frühling beginnt. Jetzt ist es Zeit, das Fahrrad für die Saison fit zu machen oder sich vielleicht ein neues zu kaufen. Die Abbildung stammt aus dem Hauptkatalog 1926 »Deutschland Fahrräder August Stukenbrok Einbeck. – Erstes Fahrradhaus Deutschlands«. Auf annähernd 200 Seiten wurden Tausende Produkte angeboten. Vom Abreißkalender für das Jahr 1927, dem Abziehapparat fürRasierklingen und der Achsenschraube für die Vorderradnabe bis zum Zangensortiment, der Zentral-Bobbin-Nähmaschine und Zigarren war hier alles zu bekommen. Allein 16 verschiedene Fahrradmodelle in den Preislagen von 91 bis 168 Mark wurden im Katalog angeboten.

Die ganz großen Zeiten des Versandhauses Stukenbrok waren 1926 schon vorbei. Nach der Inflation von 1923 hatte sich die Wirtschaft zwar teilweise erholt, aber Stukenbrok ahnte, dass noch schwere Zeiten bevorstünden. Seine Fahrräder waren zwar qualitativ hochwertig, hatten aber auch ihren Preis. In den Einleitungsseiten seines Kataloges schrieb er.

»Ein Fahrrad ist auch Geld! Die Bedeutung dieser Worte tritt jetzt in der Zeit wirtschaftlichen Tiefstandes besonders klar und offensichtlich zutage. Das ehemals zu Sportzwecken und Vergnügungsfahrten benutzte Fahrrad ist heute Gemeingut aller Kreise, und vornehmlich die werktätige Bevölkerung ist auf dieses ihr unentbehrliche Beförderungsmittel tagein tagaus angewiesen. Liegt die Absicht oder Notwendigkeit vor, sich ein Fahrrad zu beschaffen, so ist es bei der allgemeinen Geldknappheit dringend geboten, in der Wahl der Bezugsquelle vorsichtig zu sein. Deshalb sollte man es im Bedarfsfalle nur bei einer Firma kaufen, von der man weiß, dass ihre geschäftlichen Gepflogenheiten sich in durchaus gesunden Formen bewegen. Man lasse sich nicht irreführen durch Angebote, die nur auf den ersten Anblick Eindruck machen und durch außergewöhnlich niedrige Preise geradezu verlockend wirken«.

Die abgebildeten Räder waren die »Flaggschiffe« des Hauses Stukenbrok, das Herrenrad Nummer 9 und das Damenrad Nummer 24. Das war das Beste, was damals zu bekommen war: Die Rahmen mit Innenlötung waren aus »hochwertigem, mit Holzkohle verhüttetem Stahl nahtlos gezogen«. Das Kurbellager bestand aus einem »unübertroffenenen Doppelglockenlager mit eckigen vollkantigen Kurbeln«. Die 28-Zoll-Räder verfügten über eine Torpedo-Freilaufnabe mit selbsttätiger Rücktrittsbremse.

Soviel Qualität hatte ihren Preis: Das Herrenrad war für 159 Mark zu haben. Das Damenrad war das teuerste Rad der Kollektion, es kostete in kompletter Ausstattung mit Werkzeugen, Rahmenluftpumpe, Freilaufnabe und »Teutonia-Extra-Prima-Pneumatik« stolze 168 Mark. Das waren immerhin fast drei Viertel eines Facharbeiter-Monatslohnes.wk