Diabetes und Bluthochdruck gefährden Nierengesundheit

Heute ist Weltnierentag / Akutes Nierenversagen vermeiden / Zahl der dialysepflichtigen Patienten steigt / Nieren-Check sinnvoll

Unter dem Motto »Akutes Nierenversagen vermeiden« startet die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) gemeinsam mit der Deutschen Nierenstiftung und dem Verband Deutsche Nierenzentren zum Weltnierentag am heutigen Donnerstag eine großangelegte Informationskampagne.

Einbeck. Neben dem häufigen chronischen Nierenversagen, einer langsamen Abnahme der Organfunktion, ist das akute Nierenversagen ein ernstzunehmendes Problem. Während das chronische Nierenversagen teils eine Alterserscheinung ist, aber auch häufig in Folge eines Diabetes mellitus oder von Bluthochdruck auftritt, spricht man vom akuten Nierenversagen, wenn Nieren innerhalb weniger Tage oder Stunden mehr als 50 Prozent ihrer Funktion (Entgiftung und Entwässerung) verlieren.

Das kann durch unterschiedliche Ursachen hervorgerufen werden, so durch Blutverlust und Schockzustände nach Unfällen, schwere Infektionen mit Blutvergiftung, Medikamente oder Flüssigkeitsmangel. Je älter der Patient ist und je mehr Begleiterkrankungen vorliegen, desto größer ist das Risiko für ein akutes Nierenversagen. Es ist besonders erhöht, wenn der Betroffene eine eingeschränkte Nierenfunktion hatte. Bei einem akuten Nierenversagen (ANV) handelt es sich immer um einen lebensbedrohlichen Zustand. Oft ist eine intensivmedizinische Behandlung, in einigen Fällen auch vorübergehende Blutwäsche (Dialyse) notwendig. Auch nach erfolgreicher Therapie haben die Betroffenen trotz wiedererlangter Nierenfunktion ein erhöhtes Risiko, später ein chronisches Nierenleiden zu entwickeln und dauerhaft dialysepflichtig zu werden. Auf Grund dieser Gefahren sollten Patienten mit ANV nicht nur in der Akutphase von einem Nephrologen (Nierenspezialisten) (mit-)behandelt, sondern ihm auch zur Nachbetreuung zugewiesen werden.

Die Vorbeugung eines akuten Nierenversagens ist nur bedingt möglich, aber folgende Maßnahmen helfen, das Risiko zu reduzieren:  Für viele Medikamente ist bei einer eingeschränkten Nierenfunktion eine Dosisanpassung beziehungsweise Überwachung der Nierenfunktion erforderlich. Im Zweifelsfall sollte dies mit dem Nephrologen besprochen werden.

So sollten Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion eine längere oder hochdosierte Einnahme von Schmerzmitteln, auch freiverkäuflichen, vermeiden, da diese Substanzen bei vorgeschädigten Nieren akutes Nierenversagen auslösen können.

Wichtig ist außerdem, genügend zu trinken. Bei Älteren, vor allem, wenn sie Entwässerungstabletten einnehmen, oder bei Erbrechen und Durchfall kann es bei unzureichender Trinkmenge zum akuten Nierenversagen kommen. Nur Patienten mit Neigung zu Wasseransammlungen – in den Lungen oder Beinen – müssen vorsichtiger sein, sie sollten die Höhe der Flüssigkeitszufuhr unbedingt mit dem Arzt absprechen. Gleiches gilt bei einer chronischen Nierenkrankheit, besonders wenn die Urinproduktion reduziert ist.

Eine typische Situation, in der präventive Maßnahmen möglich sind, ist das kontrastmittelinduzierte Nierenversagen, hervorgerufen durch jodhaltige Röntgenkontrastmittel. Da in der Regel der Zeitpunkt der Kontrastmittelgabe im Voraus geplant werden kann, ist bei Risikopatienten fast immer eine sogenannte Kontrastmittel-Prophylaxe mittels Infusion möglich. Voraussetzung ist, dass die Einschränkung der Nierenfunktion bekannt ist. Mit einem »Nieren-Check«, der ab einem Alter von 35 Jahren alle zwei Jahre beim Hausarzt, Internisten oder Nephrologen durchgeführt werden sollte, können jene mit einer chronischen Nierenerkrankung, erkennbar an erhöhten Nierenwerten wie Kreatinin oder Harnstoff im Blut und/oder an erhöhter Eiweißausscheidung im Urin, frühzeitig entdeckt werden. Die Mitbetreuung beim Facharzt kann das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten oder verlangsamen und das Risiko eines plötzlichen akuten Nierenversagens reduzieren.

Chronische Nierenerkrankheiten werden oft  spät entdeckt, weil sie meist »stumm« und über einen längeren Zeitraum hinweg symptomlos verlaufen. Symptome, bei deren Abklärung der Hausarzt in der Regel den Nephrologen hinzuziehen wird, sind Wassereinlagerungen in den Beinen oder im Gesicht, schäumender oder farblich veränderter Urin, Blässe und chronische Müdigkeit, besonders wenn gleichzeitig erhöhte Nierenwerte im Blut nachweisbar sind.

Die Zahl der Patienten mit chronischem, dialysepflichtigem Nierenversagen nahm in den vergangenen Jahren deutlich zu. Hauptgrund ist die Zunahme von Erkrankungen, die häufig zu Nierenschäden führen, wie hoher Blutdruck und besonders Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). Bei Hochdruckpatienten wurde durch zahlreiche wissenschaftliche Studien nachgewiesen, dass eine frühzeitige medikamentöse Behandlung das Fortschreiten einer Nierenschädigung verhindern oder um Jahre verzögern kann.

  Besonders gefährdet sind Diabetiker. Bei etwa einem Drittel aller neuen Dialysepatienten wurden die Nierenschäden durch die Zuckerkrankheit verursacht. Diese Zahl hat sich in den letzten Jahrzehnten etwa verfünffacht und zeigt weiter steigende Tendenz. Die Zahl der Diabetiker wird bundesweit auf sechs Millionen geschätzt. Hier besteht eine hohe Dunkelziffer. 30 bis 40 Prozent aller Diabetiker entwickeln eine Nierenschädigung. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass eine optimale Blutzucker- und Blutdruckeinstellung eine Nierenschädigung verhindert oder deren Fortschreiten hemmen kann.

Ist ein chronisches Nierenversagen nicht mehr zu verhindern, helfen nur noch Nierenersatzverfahren wie Dialyse oder Nierentransplantation. Die klassische Form ist die Hämodialyse. Sie erfolgt in der Regel ambulant, meist dreimal pro Woche über mehrere Stunden. Entgiftung und Entwässerung des Körpers erfolgen durch den Einsatz von Dialysegeräten, wobei das Blut außerhalb des Körpers durch künstliche Blutfilter (Dialysatoren) geleitet wird. Eine seltener einsetzbare Form ist die Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse). Dabei wird durch den Patienten selbst oder maschinell über einen fest in der Bauchwand eingesetzten Katheter mehrmals am Tag Dialysierlösung in den Bauchraum eingelassen und einige Stunden später, angereichert mit  Giftstoffen, wieder abgelassen und durch frische Lösung ersetzt.oh