Diakonie ist Kirche in Wort und Tat

Zur »Woche der Diakonie«: Wie »Mitgestalten« vor Ort gut gelingt | Potenziale sehen, Probleme benennen

Einbeck. Kontakte knüpfen, miteinander etwas bewirken, kurze Wege vor Ort nutzen: Im Gespräch miteinander waren die Vertreter diakonischer Einrichtungen in Einbeck jetzt anlässlich der »Woche der Diakonie«. Ulrike Single vom Diakonischen Werk in Hannover moderierte einen Abend mit Austausch und Gesprächen und dem noch besseren Kennenlernen.

Premiere hatte dabei die Alte Synagoge als Raum für offenen Dialog und Begegnung – das sei sehr passend, stellte Joachim Voges fest, zweiter Vorsitzender des Fördervereins Alte Synagoge und Vorsitzender des Evangelisch-freikirchlichen Arbeitskreises für christliche Sozialarbeit. Haupt- und ehrenamtlich engagieren sich die Teilnehmer der Diskussionsrunde in unterschiedlichen Bereichen. »Christliche Nächstenliebe verbindet und motiviert uns«, stellten sie fest. Daraus ergebe sich der Auftrag zu christlicher Sozialarbeit. Unter dem Dach der Diakonie versammeln sich vielfältige Einrichtungen und Angebote, die einen wichtigen Teil der Daseinsfürsorge darstellen. Jeder habe dabei ein Arbeitspaket, das durch einen guten Austausch leichter werden könne – wenn man jemanden kenne, der ähnlich arbeite und helfen könne. »Vernetzungen ohne Verstrickungen« brachte es Joachim Voges auf den Punkt.

Integrationsarbeit gehört vor Ort dazu, die Diakoniestiftung »Nächstenliebe in Einbeck«, der Arbeitskreis christliche Sozialarbeit, Krankenhausseelsorge, der Besuchsdienst ­»Ge- meinsam«, die Schuldenberatung, Suchtberatung und -therapie, die Kirchenkreissozialarbeit mit »Tafel«, Lernfonds und vielen weiteren Arbeitsbereichen, aber auch die Kirchengemeinde mit dem Diakonieausschuss – sie alle wollen diakonisches Handeln selbstverständlicher machen, schon auf kleinen Ebenen helfen statt Menschen auszuschließen.

Unter Federführung von Kirchenkreissozialarbeiter Marco Spindler hatten sich Vertreter von Gemeinden und Organisationen zusammengefunden, um das Motto der diesjährigen »Woche der Diakonie«, »Mitgestalten«, aufzugreifen. Das sei, stellte Pastorin Mingo Albrecht, zuständig für Fragen der diakonischen Arbeit, fest, ein bedeutsames Wort. Es sei wichtig, dass alle das mitbringen würden, was sie könnten und ihre Gaben zum Einsatz brächten, sagte sie in einem geistlichen Impuls zum Abend. Den Schöpfungsauftrag in der Bibel sollte man aktiv gestalten. Mitzugestalten, das sei auch in Corona-Zeiten wichtig. Die Einschränkungen hätten noch einmal zu einem Nachdenken geführt, was man in der Gesellschaft brauche. Gestaltungswille sei damit verbunden, auch vor- oder um die Ecke zu denken, laut zu sein, wenn es darum gehe, Zukunft zu gestalten. Und wenn man derzeit denke, dass sich durch Corona nichts mehr bewege, dürfe man auf Gottes Kraft hoffen, nicht auf seine Furcht; auch das sei wichtig zum Mitgestalten.

Diakonische Anregungen in den politischen Raum zu bringen, dazu regte Ulrike Single an. Was die Vertreter der einzelnen Bereiche hier vor Ort tun würden, sei sozialpolitisch enorm wichtig; soziales Engagement und politischen Input zu verbinden, sei ein Weg zu mehr sozialer Gerechtigkeit. Verbunden seien alle in der

Sorge um Menschen in Notsituationen. Ein Vorteil eines engen Kontakts sei sicher, da war sie mit den Einbecker Beteiligten einig, dass man, wenn man nicht selbst helfen könne, jemanden kenne, dem man ein Problem zuschieben dürfe und der bei der Lösung helfen werde. Gute finanzielle Lösungen sind dabei wichtig, aber auch kurze Wege und engagierte Unterstützer mit kreativen Ideen – alles Faktoren, an denen hier gemeinsam gearbeitet wird. Mehr Angebote wären im Einzelfall sicher wünschenswert, es müssten aber auch die finanziellen Voraussetzungen stimmen.

Ein Problem sei, da stimmte Ulrike Single zu, dass mit guten Projekten häufig eine begrenzte Förderdauer verbunden sei – und dann habe man ein »loses Ende«. Das zu verstetigen, wäre ein wichtiges Ziel. Der falsche Weg wäre es dagegen, gar nicht erst zu starten: »Anfangen lohnt sich immer«, und wenn es gelinge, könne man daraus gute Energie ziehen.

Gemeinsame Aktionen zur »Woche der Diakonie« im kommenden Jahr, dann wieder unter Bedingungen, die nicht von Corona geprägt sind, haben die Teilnehmer in den Blick genommen. Zusammen könnte man so auch nach außen wirken unter dem Motto 2022 »Fürein-ander sein«, das Ulrike Single bereits verraten hat. Diakonie sei Kirche in Wort und Tat. Jeder Skandal der Kirche »trifft uns auch«, stellte ein Teilnehmer bedauernd fest, viele würden da nicht weiter differenzieren. Der erhebliche Schwund bei der Zahl der Kirchenmitglieder wirke sich ebenfalls aus – mit einer Bedeutung, die man deutlicher machen müsse. Die »Woche der Diakonie« biete Ansatzpunkte, das öffentlich zu machen. Und schließlich sei die Demografie ebenfalls ein Problem: Fehlender Nachwuchs bei den Helfern könnte dazu führen, dass Angebote nicht aufrecht zu erhalten seien. Dass dabei Resonanz vorhanden sei, habe beispielsweise die Aktion »Helfende Hände« zu Beginn der Pandemie mit sehr vielen Rückmeldungen gezeigt. Allerdings: Dabei sei es, wie eigentlich überall, schwieriger geworden, dauerhafte Unterstützer zu finden. Das gelte für die Aktiven wie für die Finanzierung.

»Aber in Einbeck geht ganz schön viel Positives«, so das Lob der Referentin des Diakonischen Werkes. »Eine gute Runde mit guten Themen, mit neuen Dingen, jeder hat etwas gelernt«, verabschiedeten sich die Teilnehmer voneinander und vom Gast aus Hannover mit einem Einbeck-Schirm als Dankeschön.ek