Die (Integrierte) Gesamtschule wird sich durchsetzen

Grünen-Schulexpertin Ina Korter diskutiert in Einbeck / Mehr Abiturienten durch IGS-Besuch / Interessantes und attraktives Angebot

Eltern wollen langes gemeinsames Lernen und dass der Bildungsweg möglichst lange offen bleibt, bis hin zur Schule mit Abitur-Option. Für die schulpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion in Niedersachsen, Ina Korter aus Nordenham, ist deshalb klar, dass die Gesamtschule sich durchsetzen wird, und diese Auffassung teilt sie mit den Parteifreunden vor Ort. Eine klare Absage gab es dagegen für die neue Oberschule: »Lockangebot mit Pferdefuß und Etikettenschwindel«, so Korters Urteil dazu.

Einbeck. Die (Integrierte) Gesamtschule (IGS) sei ein »heißes Thema« für Einbeck, stellte Detlef Rengshausen, Dassel, bei der Informationsveranstaltung zur Schulpolitik fest. Sie sei zum Politikum geworden, und der Landkreis klage derzeit gegen die Ablehnung, unter anderem deshalb, weil sie nachträglich erfolgte. Man könne, so die Kritik der Grünen, ähnliche Dinge nicht willkürlich ungleich behandeln.

Die Klage aus Südniedersachsen sowie aus zwei anderen Regionen sei in Hannover nicht verborgen geblieben, sagte Ina Korter. Kommunen und Kreistage wollten mitreden beim Thema Schulpolitik, die vom Land zu restriktiv gehandhabt werde. Als Lehrerin und Elternvertreterin habe sie viele Facetten der Schulpolitik erlebt, so die Abgeordnete. Viele Schulgesetze der vergangenen Jahre seien lediglich Standortsicherung gewesen, nicht aber Qualitätssteigerung. Die CDU verzettele sich im Kampf gegen die Gesamtschule, Gründungen seien nur mit hohen Hürden zu schaffen.

Statt integrierter Systeme habe die Landesregierung die Oberschule als neue Schulform gegründet. Der erhoffte Schulfrieden sei so nicht möglich. Das gehe nur mit Eltern und Schülern gemeinsam. Der Elternwunsch nach Gymnasien müsse ernst genommen werden, aber der Wunsch nach Gesamtschulen dürfe kein Anliegen zweiter Klasse sein, kritisierte Korter. Es gebe genügend Nachfrage, so dass beide Säulen akzeptabel und unterstützenswert seien. Eltern wollten für ihre Kinder langes gemeinsames Lernen und das lange Offenhalten von Bildungswegen, sie wollten Schulen mit Abitur-Option – die Oberschule wollten sie nicht. Für die Oberschule, so Korter, habe keine Elternbefragung stattgefunden. Die Oberschulen als Zusammenfassung von Haupt- und Realschulen seien besser ausgestattet als bestehende Schulen, sie erhielten sozusagen »Bonbons und Schleife«, und deshalb würden sie besser angenommen als die »einfache Version«. Wenn ein Gymnasialzweig dabei sei, müsse der Schulträger, in diesem Fall der Landkreis, zustimmen – und er werde, um seine Gymnasien zu erhalten, vermutlich Einspruch einlegen. Verlockend sei auch das Geld, das es für die Oberschule als Ganztagsschule gebe. Als »Bluff« bezeichnete sie die kleinen Klassengrößen sowie die Ankündigung, Sozialarbeiter bereitzustellen: Die Hauptschule habe sie ohnehin schon. Sie fürchte, erläuterte Korter, dass die Oberschule auf Dauer wieder zur »Restschule« werde, wenn nicht starke Schüler hinzu kämen, und dazu sei die Abitur-Option notwendig. Es sei richtig, auch in Einbeck eine IGS einzurichten, auch bei zurückgehenden Schülerzahlen, betonte die Abgeordnete. Untersuchungen hätten gezeigt, dass es mit Gesamtschulen mehr Abiturienten gebe. 40 Prozent der Schüler würden besser abschneiden als es ihre Laufbahnempfehlung hergebe, das sei ein wichtiger Qualitätsnachweis. Nutzen könne man den Übergang zu Berufsbildenden Schule oder den Verbund mit den Oberstufen anderer Schulen. Den Elternwillen müsse man dabei unbedingt bedenken. Gesamtschulen, so Korters Bilanz, seien interessant und attraktiv. Und auch wenn das Gymnasium eine beliebte Schulform sei, müsse man doch bedenken, dass 40 Prozent der Gymnasiasten ihr Abitur nicht an der Schule ablegten, an der sie in Klasse 5 gestartet seien. So  sei auch eine Reform des Gymnasiums sinnvoll.

Dass die Gesamtschule gewollt sei, zeige unter anderem die Tatsache, dass private Träger kleinere Schule eröffneten – es sei bedauerliche Willkür, dass das bei den staatlichen Schulen nicht gehe. Die Eltern wollten entweder das Gymnasium oder eine Schule, die als Gesamtschule das Abitur ermögliche, das Kind solle den höchstmöglichen Abschluss erhalten, hob Detlef Rengshausen hervor.

Das dreigliedrige Schulsystem sei nicht gottgegeben, und die Idee zur Oberschule sei aus der Not heraus entstanden, um Standorte zu besetzen, betonte der Vertreter der IGS-Initiative in Einbeck, Siegfried Pinkepank. Dass man das Hauptschulsterben damit auffangen könne, glaube er nicht – selbst mit noch so schicken Programmen wäre das nicht möglich, unterstützte Ina Korters diese Einschätzung. Eine IGS, so Pinkepank, wäre auch ein pädagogischer Leuchtturm mit Zugkraft für Einbeck, eine absolute Bereicherung, und am Schulzentrum hätte man gute Bedingungen dafür. Wichtig sei dazu die Einführung von Ganztagsschulen, ergänzte Korter weiter: Auf Sicht rechneten sich die damit verbundenen Investitionen für die Volkswirtschaft. »Eine gute Schule ist eine, aus der die Schüler gar nicht nach Hause wollen«, waren die Diskussionsteilnehmer einig.ek