Die Altstadt als gutes Wohnquartier betrachten

Sanierungsbeirat »Neustadt – Möncheplatz«: Zugänge und Stellplätze schaffen | Mehr Beteiligung gewünscht

Straßen, in denen es sich zu leben lohnt, das können nach Ansicht des Sanierungsbeirates für das Förder- und Sanierungsgebiet »Neustadt - Möncheplatz« die Züge im südlichen Altstadtgebiet sein. Bei der Betrachtung verschiedener Sanierungsblöcke südlich von Backofen- und Baustraße wurde allerdings einmal mehr deutlich, dass vor allem Zugänge zu den Innenbereichen die Wohnlagen attraktiver machen würden.

Einbeck. »Ihr Wissen aus den Quartieren ist wichtig«, hieß Fachbereichsleiter Gerald Strohmeier die Mitglieder des Sanierungsbeirates willkommen. Im Rahmen der Altstadtsanierung läuft in Einbeck ein Förderprogramm »Städtebaulicher Denkmalschutz«, für das Förder- und Sanierungsgebiet wurde ein Sanierungsbeirat gebildet. Die Mitglieder betrachteten gemeinsam mit den Planern Dirk Puche und Hajo Brudniok sowie Vertretern des Fachgebiets Bauen, Planen, Umwelt die verschiedenen Blöcke im Sanierungsgebiet. 16 davon gibt es, zehn wurden bereits beleuchtet, bei vier Blöcken ist erhöhter Entwicklungsbedarf für eine Quartiersaufwertung festgestellt worden. Zielsetzungen sind die Festlegung von Quartier-Nutzungsfunktionen, es soll über grundstücksübergreifende Erschließungen nachgedacht werden, und Handlungserfordernisse zur Quartiersaufwertung werden besprochen.

Block 32, begrenzt von Backofen- und Baustraße sowie Schäfer- und Waisengasse, ist ausgewiesen als besonderes Baugebiet. Es gibt zahlreiche kleine Grundstücke. Komplettleerstände sind noch nicht zu verzeichnen. Viele Hauseigentümer leben in ihrer Immobilie. Eines der Entwicklungsprojekte ist die Alte Synagoge in der Baustraße, dafür läuft eine entsprechende Förderung. Angeregt wurde, über die Backofenstraße als Einbahnstraße nachzudenken. Die Straße sei sehr eng, und sie werde zudem zum Parken genutzt. Problematisch sei hier, wie in anderen Bereichen auch, die Stellplatzsituation für die Bewohner. Deshalb sei es wichtig, leerstehende Gebäude beziehungsweise ungenutzte Innenbereiche unter diesem Aspekt zu betrachten. Geplant ist, Eigentümer von Schlüsselgrundstücken, über die eine solche Innenerschließung möglich wäre, gezielt anzusprechen.

Zwischen Hägerstraße, Hägermauer und Braugasse befindet sich Block 34. Prägend ist der Storchenturm. Im Quartier gibt es überwiegend Wohnfunktion sowie eine seit langem dort ansässige Werkstatt. Der Block steht fast komplett unter Denkmalschutz, und auch hier ist wenig Leerstand, und die Eigentümer wohnen überwiegend selbst in ihren Häusern. Zum Teil sind die Parzellen zwischen den Straßen durchgängig. Städtebauliche Ansätze sind die Sanierung des Storchenturms, die Umgestaltung des Blocksüdrands und die Umgestaltung des Wohnfelds. Bei der Besichtigung im August, erinnerten die Planer, habe der Beirat festgestellt, dass man etwas aus den Grundstücken machen könne, zumal die Gärten nach Süden ausgerichtet seien und es meist auch entsprechende Zufahrten gebe: vorn wohnen, von hinten versorgen. Als Nadelöhr wird die Hägermauer hinter der Einmündung Hägerstraße in Richtung Storchenturm empfunden: Dort ist die Straße ganz eng, und es wird zweispurig gefahren. Obwohl auch in diesem Block Anliegerparkplätze Mangelware sind, wird sich der Vorschlag, die Wallanlage zum Parken zu öffnen, »eher nicht« umsetzen lassen. Wenn es aber dennoch gelinge, Stellplätze, beispielsweise im Innenbereich, zu schaffen, entstehe ein »wunderbares Wohnquartier« in der Altstadt. Von Grundstücksteilungen rieten die Planer ab: Das Gebiet werde damit zu kleinteilig.

Ein Leerstand wurde im Block 35 zwischen Braugasse, Benser Straße, Hägerstraße und Hägermauer ermittelt. Hier besteht neben der Wohnnutzung Dienstleistung und Einzelhandel. Im Blockrandbereich stehen überwiegend Nebengebäude. Auch hier zählt Wohnumfeldgestaltung zu den wichtigen Aufgaben. Außerdem sollte überlegt werden, welche Zukunft man für diesen Quartiersbereich sieht. Diese Einfahrt in die Stadt sei besonders schön, entsprechend sollte sie sich auch präsentieren, hieß es.

Gerade im Zusammenhang mit dem angrenzenden Block 39, der ehemaligen Mühle, würden sich interessante Nutzungsoptionen ergeben. So könnte man über den Bedarf für eine Pension beziehungsweise ein Fahrradhotel nachdenken.

Die Entwicklung des Gebäudekomplexes Obere Mühle, Block 39, könnte man in Verbindung mit der Sanierung und Nutzung des Diekturms sehen. Der liegt allerdings nicht mehr im Geltungsbereich des Sanierungsgebietes. Zum einen gibt das die Vorgabe für das Sanierungsgebiet nicht her, zum anderen muss die Stadt eventuelle Förderung finanziell mit ihrem Anteil bedienen können, und da setzt die Haushaltslage ebenfalls Grenzen.Im Block 36 zwischen Benser Mauer, Baustraße, Benser Straße und Verlängerung der Schäfergasse gibt es mehrere ungenutzte Leerstände. Zu überlegen wäre, wie man alte Geschäfte nutzen kann.

Block 37, der sich bis zur Waisengasse anschließt, weist ein besonderes Ensemble von Häusern mit Naturschiefer auf. Auch hier werden die Gebäude überwiegend von den Eigentümern selbst bewohnt, es gibt wenig Leerstände. In der Baustraße 14 bis 22 ist ein dichter Bestand an Spitzsäulendachwerk und an Kelleranlagen. Herausragend ist das Haus Nummer 24, das mit dem Giebel zur Straße steht. Es stellt sowohl ein interessantes Grundstück, bis zur Benser Mauer durchgehend, als auch ein wichtiges Objekt im Quartier dar. Der Sanierungsbeirat hat eine mögliche Nutzung als Jugendgästehaus ins Gespräch gebracht. Für das Haus würde sich eine Machbarkeitsstudie lohnen. Der Eckbereich zur Waisengasse biete sich für eine Neuordnung an. Insgesamt gebe es viel Aufwertungspotenzial für das Wohnen in der Innenstadt.

Die nächste Sitzung des Sanierungsbeirats findet am Montag, 17. Februar, statt. Beginn ist um 18 Uhr in den Räumen der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde, Baustraße 17. Themen werden Stadtbild- und Gebäudegestaltung sowie die Aufwertung von Gebäuden sein. Eine weitere Sitzung ist für den 17. März terminiert. Dann geht es unter anderem um Möncheplatz und Storchenturm.

Die Teilnahme an den Sitzungen des Sanierungsbeirats hat leider nachgelassen. Sowohl Planer als auch Verwaltung wünschen sich für die kommenden Termine wieder mehr Mitwirkende. Nur so könne man mehr interessante Anregungen aus den Vierteln erhalten. Der Rahmenplan soll vor den Sommerferien fertiggestellt sein.ek