Die Bilderwelten des Franz Cestnik zu sehen

Ausstellung im »Studio Wasserscheune« in Erbsen / »Herbe Kunst« / Sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet sowie nach Vereinbarung

Das »Studio Wasserscheune« liegt in dem kleinen Ort Erbsen, einige Kilometer westlich von Göttingen. Es ist eine geschmacklich, stilvoll und aufwändig umgebaute Scheune, die einen sehr guten Rahmen für Kammerkonzerte, Kunstausstellungen oder Kabarett-Aufführungen und ähnliches bietet. Die »Scheune« steht unter der Leitung von Udo Bigott, einem ehemaligen Goetheschüler, der später auch einige Jahre hier als Lehrer tätig war.

Einbeck. Zurzeit bietet das Studio eine umfangreiche Schau über das Werk Franz Cestniks, der noch in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag begehen kann. »Abseits der großen Tour« ist der Titel, und weiter hießt es in der Ankündigung »Die Bilderwelten des Franz Cestnik«. Er schaffe »abseits der großen Tour« hatte schon vor Jahrzehnten der Brücke-Maler Karl Schmidt-Rottluff geurteilt, und diesen »Weg abseits« ist Franz Cestnik konsequent weitergegangen.

Zu der Eröffnung der Ausstellung am vergangenen Sonntag bot Dr. Klaus-Dieter Eubel, emeritierter Dozent der Fern-Universität Hagen und langjähriger Freund und Sammler Cestniker Malerei, eine instruktive Einführung. Die musikalische Umrahmung übernahm Christian Horn aus Braunschweig mit einem »Bandoneon«, einer in der Mitte des 19. Jahrhunderts von dem Instrumentenbauer Heinrich Band entwickelten und nach ihm benannten Sonderform des Akkordeons, dem es im Klang sehr ähnelt. Es sei das Lieblingsinstrument Franz Cestniks, und er habe es selbst recht gut gespielt, so hieß es in der Einführung. Eine eigene Melancholie mochte vom Klang dieses Instruments ausgehen, die zu manchem der ausgestellten Bilder gut passend war.

Dr. Eubel gab in seiner Einführung zunächst einen kurzen Überblick über den »künstlerischen Werdegang« vom Musterzeichner bis zum freien Künstler, der unabhängig von dem langwährenden »Streit um Abstraktion und Gegenständlichkeit« eine »herbe Kunst, die sich niemals anbietet oder gar einschmeichelt« »vorangetrieben« habe.

In Ölbildern, Holzschnitten und Radierungen, auch einigen frühen Zeichnungen und Skizzen bot sich eine Werkschau mit dem Schwerpunkt »Arbeiten der letzten zehn Jahre«. Die Zeichnung, so konnte beim Betrachten der Bilder deutlich werden, und so wurde auch in der Einführung noch betont, präsentiere meist nur die Vorstufe zu dem später ausgeführten Ölbild. Besonders etwa in den Themen »Tempel auf Ischia« oder der »Frau mit Harfenspieler« könne das deutlich werden. Die Landschaft gebe in der Regel nur die Kulisse ab, wie etwa auf dem Bild »Paar an der Buhne«, das auf der Einladung abgebildet war: Die Buhne, die ja kein Ziel hat und in der Ferne entschwindet, schiebt sich wie ein Keil zwischen das Menschenpaar mit den verschlossenen Gesichtern; das Bild sei »ein Arrangement der Zweisamkeit in der Abgeschiedenheit«. Die »Roten und Blauen Läufer« zeigen eine andere Seite Cestnikscher Kunst, der »reinen Freude am Zeichnen und Malen und dem Spiel mit künstlerischen Möglichkeiten«.

Die Musik »weite die Bilderwelt ins akustische« schloss Dr. Eubel seine Einführung, und das konnte etwa besonders deutlich werden, wenn vor dem Holzschnitt des Gekreuzigten Bachs »Air« erklang – auch das lässt sich auf dem Bandoneon stilvoll realisieren.

Die Ausstellung geht bis zum Ostermontag, 25. April. Sie ist sonntags von 15 bis 18 Uhr geöffnet und nach telefonischer Vereinbarung unter der Nummer 05506/95559.da