Die Einbecker Bürgermeister vom Mittelalter bis heute

Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts war das Amt des Bürgermeisters und der Ratsherren nur den adeligen Geschlechtern vorbehalten

Bevor Einbeck das Stadtrecht erhielt, unterstand der Ort dem Herzog, der für die Verwaltung seinen Vogt als herrschaftlichen Beamten einsetzte. Bis zum 13. Jahrhundert erkaufte sich der immer reicher werdende Ort Einbeck nach und nach immer mehr Rechte. Bald gab es keinen Vogt mehr in Einbeck und die Gemeinde der Bürger wurde zu einem selbstständig handelnden Verband mit eigenem Stadtrecht. Im Jahre 1252 ist für Einbeck erstmals ein Stadtrat nachgewiesen. In einer Urkunde aus diesem Jahr werden Vogt und Rat gemeinsam erwähnt. Rat und Gemeinde zu Einbeck werden als »consoles et commune civitatis… Embeke« bezeichnet.

Einbeck. Der Rat bestand damals aus zwölf Ratsherren, die erstmalig 1264 vollständig genannt wurden: Hermann Scheele, Dietrich von Mackensen, Widekind Balke, Dietrich von Rütgerode, Ludolf von Wenzen, Dietrich Bock, Nicolaus von Moringen, Thetmar Weiß, Johann von Volksen, Johannes Dode, Konrad Nere und Riquin der Schneider.Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts war das Amt des Bürgermeisters und der Ratsherren nur den adeligen Einbecker Geschlechtern vorbehalten. Der erste namentlich genannte Bürgermeister war im Jahre 1344 Johannes von Hardenberg. Das wirtschaftliche Aufblühen der Städte im Mittelalter war eng mit dem Handwerk verbunden, so dass mit Aufnahme der Gilden ab 1348 erstmalig ein demokratisches Element in die Struktur des Stadtrates eindrang und die aristokratische Vorherrschaft der Patrizier aufbrach. Seit dieser Zeit hatten nicht nur die adeligen Einbecker Bürger die Ratssitze inne, sondern auch sieben Mitglieder aus vier der damals acht Einbecker Handwerker-Gilden: »Jeder Gildemeister soll alle Jahre, wenn er gewählt ist, dem Rate den Eid leisten, dass er seiner Gilde recht vorstehen und dem Rate beistehen will«.

Die wohlhabendste, einflussreichste und wahrscheinlich auch die älteste Gilde war die Kaufgilde. Aus ihren Reihen wurde im Mittelalter der Bürgermeister gewählt. 1360 war es Ludolf von Brucke, 25 Jahre später wird ein Hans Erdach als Rademester genannt. Ob letzterer bereits einer der ersten nicht adeligen Bürgermeister war, ist nicht bekannt.

Ab dem ausgehenden Mittelalter wurde der Bürgermeister und Rat der Stadt Einbeck jedes Jahr am Michalistage, dem 29. September gewählt. Die Amtszeit von Bürgermeister und Rat dauerte jeweils ein Jahr. Der Bürgermeister der abgelaufenen Amtszeit durfte nicht zweimal hintereinander kandidieren. Erst ein Jahr später durfte er sich wieder zur Wahl stellen. Der neu gewählte Rat wurde »sitzender Rat« genant. Er wurde vom »stehenden Rat« der vergangenen Wahlperiode bei wichtigen Entscheidungen und Beschlüssen mit einbezogen. 1567 wird mit Andreas Olemann erstmals kein Mitglied der Kaufgilde zum Bürgermeister gewählt. Er muss seine Sache sehr gut gemacht haben, denn Olemann wechselte sich in den folgenden 27 Jahren jeweils mit Johannes Schwartzkopf im Amt des Bürgermeisters ab. Insgesamt wurde Andreas Olemann in der Zeit von 1566 bis 1602 ganze 16 Mal zum Bürgermeister gewählt.

Während des Dreißigjährigen Krieges bekleidete Jobst Raven das Amt. Hundert Jahre später bestanden der Rat und andere Amtsinhaber aus folgenden Personen: Erster Bürgermeister Johann Christian Wiesen, zweiter Bürgermeister und Syndicus Dr. Heinrich Conrad König, erster Kämmerer Johann Otto Ernst, zweiter Kämmerer Friedrich Wilhelm Raven, Riedemeister und Bauherr Bernhard Heinrich Wedemeyer, zweiter Riedemeister Heinrich Daniel Kipp, Forstherr Johann Dietrich Henze, Senator Johann Heinrich Bönig, Stadtsekretär: Johann Friedrich Meyenberg, Polizeimeister Johann Jobst Schilling.

Auf dem Alexandri-Kirchhof am Hubeweg findet sich die kaum noch zu lesende Inschrift am Grabmal des ehemaligen Einbecker Bürgermeisters Berensbach, das dem »leutseligen«, aber ledigen Beamten von seinen Verwandten aufgestellt wurde. Berensbach bekleidete sein Amt vom 1. Januar 1819 bis zu seinem Tod am 15. Juli 1839. »Danach herrschte in Einbeck Ratlosigkeit, die finanzielle Lage der Stadt war katastrophal und die Unterlagen waren nicht in Ordnung«. Der Einbecker Magistrat bestand in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Bürgermeister, zwei Senatoren und einem Verwaltungsjuristen, dem so genannten Syndikus. Das Amt des Syndikus wurde 1894 abgeschafft und seine Aufgaben wurden vom Bürgermeister und den zwei Senatoren übernommen.

Die Mitglieder des Magistrats wurden von zwölf Bürgervorstehern auf Lebenszeit gewählt, allerdings konnte man die Mitglieder des Magis-trats nach zwölf Jahren »auf begründeten Antrag« in den Ruhestand versetzen lassen. Die Bürgervorsteher vertraten die Interessen der Stadt gegenüber dem Magistrat. Bürgervorsteher konnte jeder Einbecker mit Bürgerrecht über 25 Jahren werden. Zu dieser Zeit war nicht jeder Einbecker im Besitz des Bürgerrechtes, weil der Erwerb desselben mit der Zahlung einer Gebühr verbunden war. Von 1844 bis 1912 hatte die Stadt Einbeck fünf Bürgermeister. Wilhelm Claus von Uslar war bereits Bürgermeister, als Einbeck noch zum Königreich Hannover gehörte. 1845 wurde er zum 67. Bürgermeister der Stadt Einbeck ernannt. Acht Jahre lang hatte der gemäßigte Liberale das Amt als »interimistischer« Bürgermeister inne und wurde 1852 nach der Einführung der »neuen Städte-Ordnung« offiziell gewählt. Von Uslar blieb bis 1867 im Amt. Er lenkte die Geschicke der Stadt insgesamt 22 Jahre.

Die weiteren Bürgermeister bis zum Ende der Kaiserzeit waren: Julius Ludowieg 1868 bis 1879, Franz Grimsehl 1880 bis 1893, Paul Troje 1893 bis 1907 und Gerhard W. Nedden 1907 bis 1918.Von 1918 bis 1920 war Dr. Victor Ibach aus Braunschweig Bürgermeister der Stadt Einbeck. Im November 1918 zog die SPD erstmalig in den Stadtrat ein. Nachfolger von Ibach wurde im Juni 1920 Dr. Hans Oehlmann. Als im Juni 1931 die Firma August Stukenbrok in Konkurs ging, wurde Bürgermeister Oehlmann fälschlicherweise die Verantwortung zugeschrieben. Die Nationalsozialisten enthoben ihn 1933 seines Amtes. Erst in den 50er Jahren wurde er rehabilitiert. Otto Hil-debrecht war im so genannten Dritten Reich von 1933 bis 1945 Bürgermeister. 1945 wurde Karl Schrader zum Bürgermeister ernannt. Nach der Besetzung der Stadt durch die US-Army ernannte der Kommandant, Captain Kaufmann, im April 1945 den Unteroffizier Heinrich Keim zum Bürgermeister. Ein Jahr später bestimmte die Militärregierung Otto Ammermann zum Bürgermeister. 1948 folgte Wilhelm Messerschmidt, der bis 1954 im Amt blieb. Messerschmidt wurde von Christian Eggers abgelöst. Ernst Karnebogen war Bürgermeister in den Jahren 1957 bis 1959.

Die einzige Einbecker Bürgermeisterin war Auguste Jünemann (1959 bis 1961 und 1964 bis 1968). Drei Amtszeiten lang übte Malermeister Wilhelm Dörge sein Amt aus. Er war von 1961 bis 1964, 1968 bis 1972 und 1981 bis 1991 Einbecker Bürgermeister. 1972 bis 1981 hatte Dr. Herbert Voges das Bürgermeisteramt inne. 1991 wurde Martin Wehner Bürgermeister. 1997 endete die Ära der ehrenamtlichen Bürgermeister. Von nun an waren die Bürgermeister hauptamtlich tätig. Wehner übte das Amt bis 2006 aus.

Ulrich Minkner wurde im November 2006 Bürgermeister der Stadt Einbeck. Im September 2011 wurde er wiedergewählt. Ab Januar 2013 wird die Gemeinde Kreiensen zur Stadt Einbeck gehören. Deswegen findet in diesem Monat eine Neuwahl der Ratsmitglieder und des Bürgermeisters statt.wk