Die Kirche des Heiligen Alexander
Einbecker Münsterkirche | Märtyrer von Rom | Legende und Wahres
Einbeck. Alexander war einer der sieben Söhne einer Felicitas, die im Jahr 162 zusammen mit ihrer Mutter den Märtyrertod erlitten haben (sollen), weil sie nicht von ihrem christlichen Glauben lassen wollten. Die älteren der Brüder dürften an der Schwelle zum Erwachsen-Werden gewesen sein, während die jüngeren wohl noch im Kindesalter waren. In der Reihenfolge der angegebenen Namen ist Alexander der letzte, also wohl der jüngste.
Ein weitgehend gleicher Bericht über sieben Brüder, die ihres Glaubens wegen hingerichtet wurden, findet sich im 2. Makkabäerbuch in den »Apokryphen« der Bibel. Ein älteres Lexikon nennt den Bericht über Felicitas und ihre Söhne eine danach gestaltete »Legende«. Die Brüder wurden der Überlieferung nach zusammen bestattet, und an ihrem Grab soll es wunderbare Krankenheilungen gegeben haben. Deswegen wurden ihre Gebeine nach Rom gebracht, und auch dort soll es Heilungen gegeben haben. Im Jahr 848 (oder: 851) – also fast 700 Jahre nach dem Martyrium – habe der sächsische Adlige Waltbert, ein Enkel des Herzogs Widukind, die Gebeine eines der Sieben, und zwar die des Alexander, als heilbringende Reliquien seine Heimat bringen lassen, in das Gebiet der heutigen Stadt Wildeshausen südlich von Oldenburg. An der Stelle dieses Grabes steht heute eine Alexanderkirche, und auch dort habe die Reliquie Krankegeheilt.
Darüber, wie eine Kirche in Einheck zu dem Namen »St. Alexandri« gekommen sei, berichtet Johannes Letzner in seiner »Dassel- und Einheckschen Chronik«: Eine Gräfin Gesa, die Witwe eines Albrecht von Katlenburg, habe »in schwerer Not« den Alexander,. von dessen Wunderkraft sie wohl gehört hatte, um Hilfe angerufen und ihm für eine Heilung den Bau eines Stifts versprochen. Sie sei gesund geworden; ihr Sohn Dietrich habe zunächst in KatJenburg zu bauen begonnen, sich dann aber doch für Einbeck entschieden – dort hatten die Katlenburger größeren Besitz. Nach Harland (»Geschichte der Stadt Einbeck«, 1854) war das »wahrscheinlich nicht lange nach 1056« – also etwa 200 Jahre, nachdem die Gebeine des Alexander aus Rom nach Norddeutschland verbracht waren. Und die damals als Dank für die Heilung der Gräfin Gesa gebaute Kirche, ein Vorgängerbau der heutigen Münsterkirche, habe den Namen »St. Alexandri« erhalten. Letzners Chronik wird 1596 gedruckt, also etwa 550 Jahre nach dem Beginn des Baus von Stift und Kirche.
In Harlands Darstellung heißt es dazu, in diesen Berichten sei manches »Legende«, in der aber doch »etwas Wahres durchschimmert«. Jedenfalls steht Alexander als lebensgroßer Ritter seit etwa 500 Jahren in der Münsterkirche. Eine weitere Alexanderkirche steht in Wienhausen bei Celle; diese Kirche hat aber neben dem Alexander noch Maria und den Heiligen Laurentius als Patrone.D.A.