Dieter Baumann erklärte seine »Luscht« am Laufen

Olympiasieger präsentierte sein Programm »Körner, Currywurst, Kenia« im Alten Rathaus / Sportliche Werbung für den Bierstadtlauf

Einen lockeren, leichten Abend, der vom Leben, der Last und der »Luscht« am Laufen handelte, erlebten mehr als 160 Zuhörer im Alten Rathaus. Dieter Baumann, Olympiasieger über 5.000 Meter, präsentierte sein Kabarett-Programm »Körner, Currywurst, Kenia«, und er begeisterte die Anwesenden mit seinem humorvollen, süffisanten sowie pointenreichen Auftritt.

Einbeck. Anlässlich des bevorstehenden zehnten Einbecker Bierstadtlaufs war es Organisator Lars Engelke gelungen, Dieter Baumann, 1992 Olympiasieger in Barcelona, für einen unterhaltsamen Vortrag nach Einbeck zu locken. Zur Akklimatisierung und um die »Luscht« am Laufen auszuleben, liefen Baumann,  Engelke und 15 Läufer der Region am Nachmittag »um die Wälle«. Bei dem gemütlichen »Afternoon-Run« wurden hilfreiche Lauf-Tipps ausgetauscht und dem Olympiasieger Einbecks Vorzüge sportlich präsentiert. Mit den Bildern von Baumanns Olympiasieg stimmte Engelke die Anwesenden in der Rathaushalle ein. Viele Besucher bekamen wieder eine Gänsehaut, und sie begrüßten Baumann mit viel Beifall. Sein Programm »Körner, Currywurst, Kenia« eröffnete der Läufer aus Tübingen mit der Aussage, dass er immer »Luscht« habe zu laufen und dieses auch jedem Läufer oder Nicht-Läufer vermitteln wolle.

Er scherzte, dass früher seine Oma oft gemahnt hätte, er solle statt der »Schpringerei« ordentlich was »schaffen« und ein »Häusle« bauen. Nach dem Olympia-Sieg hingegen war sie stolz auf ihren Jungen, dass er mit viel Fleiß und Training so viel »geschafft« hätte.

Zu den Höhepunkten des Abends zählten die Anekdoten aus dem bewegten und erfolgreichen Sporterleben des Läufers. Da Baumann zu seiner aktiven Zeit den Spitznamen der »weiße Kenianer« verliehen bekam, erzählte er süffisant von den Erlebnissen in »seinem« Land: Etwa vom dem kleinen verschlafenen kenianischen Örtchen »Niahuru«, in dem selbst der Militärkoch und manchmal auch der Tankwart im Overall schneller liefen als der »Misungu« (weißer Mann).Baumann erklärte, dass er als Bewegungs-Fan und »Luscht«-Läufer auch Probleme im Alltagsleben habe: In Tübingen blieben ihm Taxi-Fahrten verwehrt, in Salzderhelden hätte es keine Taxis gegeben, und in Hotels erhasche er böse Blicke, wenn er bis zur ersten Etage mit dem Fahrstuhl fahre.

Dass das Laufen einem das Leben verlängern könnte, veranschaulichte der Tübinger seinem Publikum eindrucksvoll. Wenn ein verheirateter Mann gern Alkohol trinkt und noch übergewichtig sei, dann verkürze sich dessen Leben um bis zu 20 Jahre, so Baumann. Als schnelle Hilfe empfahl er, dass an jedem Tag, an dem gegessen werde, auch gelaufen werden sollte, um die Lebenszeit wieder zu verlängern.

Er erläuterte, dass Spitzenathleten für Asketen gehalten werden, doch liebte er es, nach einem anstrengenden Training ein Bier zu trinken, das ihn dann »wegzischen« würde. Da das Bier von Einbeck nach München und dann nach Afrika gekommen sein könnte, trinke er gern das afrikanische »Taska«-Bier mit dem Elefanten auf dem Etikett, dessen große Ohren nach drei oder vier Gerstengetränken anfangen würden zu wackeln. Sogar über sich als »Zahnpaschta-Man« scherzte er, dass nur das Zähneputzen allein noch keinen Sportler schneller gemacht hätte. Nach einer anregenden und teilweisend anstrengenden Auflockerungs-Gymnastik erhielt der Besucher mit dem höchsten Pulswert ein besonderes Geschenk von ihm: eine Zahnpasta-Tube.Weiter erläuterte er, dass er nach seinem Karriere-Ende 2003 froh war, dass die »strunzdoofe Schinderei« endlich ein Ende gehabt hätte, nicht aber die »Luscht« am Laufen. Zwar reiche sein Potential nicht mehr für nationale oder internationale Rekorde, doch sei der Spitzberg-Rekord in Tübingen auch etwas Besonderes, vor allem wenn der Lauf mit mitreißender Sport-Berichterstattung untermalt werde.

Während seines Auftritt kommunizierte der Olympiasieger stetig mit dem Publikum, und er sorgte dabei für viele Lacher. Zum Abschluss demonstrierte er die Unterschiede zwischen der früheren und der heutigen Zeit. Während in der Vergangenheit die Läufer nur einen Fuß vor den anderen setzten und nicht an Zahnpasta dachten, werden in der »modernden« Zeit Nasenpflaster, Stützstrümpfe, Kopf-Massagestäbe, Engergierigel, Trinkgefäße oder Schweißbänder als Non-Plus-Ultra angepriesen, ohne die kein Lauf funktionieren könne. Dass ein Anzug oder ein Overall ebenfalls nicht das beste Lauf-Outfit seien, demonstrierte Baumann mit einem Striptease, nach dessem Ende er in kurzen Läuferhosen, T-Shirt sowie Laufschuhen auf der Bühne stand.

Für seinen kurzweiligen und mitreißenden Abend erhielt Baumann viel Beifall von den Zuhöreren sowie ein Bier-Präsent und ein Helfer-T-Shirt des Bierstadtlaufs von Engelke überreicht. Der Organisator dankte Höfer-Sport, Print-4-You, B-One, Sparkasse sowie Brauerei, ohne deren Unterstützung dieser einmalige Abend nie möglich gewesen wäre. Für den Bierstadtlauf hoffte Engelke, dass alle Anwesenden am kommenden Wochenende an dem Lauf-Ereignis teilnehmen werden, damit die angepeilte Grenze von 1.000 Läufern  »geknacken« werden kann.mru