Dietlind Ostermann setzt sich vielfältig für die Jugend ein

Einbeckerin erhält Jugendpreis 2012 für ihr außergewöhnliches und vielfältiges Engagement für die Jugend in mehr als fünf Jahrzehnten

Dietlind Ostermann erhält den Jugendpreis 2012 des Stadtjugendrings Einbeck. Bei der Preisverleihung im Jugendcafé im Haus der Jugend wurde ihr vielseitiges und engagiertes Engagement für Jugendliche geehrt. Seit fünf Jahrzehnten setzt sie sich intensiv für die Belange von Jungen und Mädchen ein, dies sogar bis weit über die Grenzen von Einbeck hinaus. Sie füllt das Ehrenamt aus und unterstützt auch sozial schwächere Jugendliche, damit diese auch in den Genuss der attraktiven Angebote wie die Zeltfreizeit des Einbecker Sportvereins kommen.

Einbeck. Eine feste Einrichtung seien Neujahrsempfang und Jugendpreisverleihung geworden, stellte Jens Kromer vom Stadtjugendring fest. Er erinnerte an die vielfältigen Aufgaben und Arbeiten des Stadtjugendrings, der sich unter anderem für den Erhalt des Freizeitgeländes in Rotenkirchen oder die Bezuschussung von Fahrten und Angeboten einsetzt, damit auch Kinder aus sozial schwächeren Familien daran teilnehmen können. Überrascht waren viele über den angedachten Verkauf des Jugendzentrums gewesen. Er hoffte, dass es in Zukunft bei Entscheidungen über Jugendliche und die Jugendeinrichtung einen besseren Dialog gebe, da bei Miteinbeziehung vieles bewegt werden könnte, wie die Gruppe »Rettung der Einbecker Jugend« beweise.

Als langjähriger Wegbegleiter, nicht nur im ESV, dem er als Ehrenvorsitzender angehört, sprach Hein-Peter Balshüsemann über die Verdienste von Dietlind Ostermann. Warum er gerade als Vertreter der älteren Generation die Rede halten solle, wisse er nicht so genau, denn schließlich gehe es um die Verleihung des Jugendpreises des Stadtjugendringes Einbeck. Er wollte die Situation aber als gutes Omen werten, wenn es darum gehe, dass Jung und Alt in der Zukunft enger zusammenrücken müssten, um den zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden.

Er kenne Ostermann schon sehr lange und es gebe mancher »Strauß, den wir beide gemeinsam ausgefochten haben«. Wenn sie selbstbewusst den Mund aufmache, um die einmal von ihr getroffene Entscheidung zu vertreten - meistens abgestimmt im Familienrat -, dann werde schnell deutlich, dass sie durchsetzungsfähig und vor allem sachlich ihre Position darlege. Die Begriffe Turnen, Zeltlager, Sozialpolitik und »Berufsjugend« verdeutlichen, wie vielfältig sich für die Jugend einsetzte.

Frage man sie, woher sie gerade komme, scherzte Balshüsemann, dann meistens aus der Halle oder vom Training oder von Wettkämpfen, wie auch zu der Verleihung des Jugendpreises. Weit über die Grenzen Einbecks hinaus ist sie in verschiedenen Funktionen auf unterschiedlichen Ebenen bekannt, insbesondere aber im Leistungs- und Spitzenturnen.

Seit fünf Jahrzehnten »ihrem« Turnen »hörig«, wechselte sie nach ihrer turnerischen Laufbahn schnell in die Übungsleitertätigkeit. Hierzu war eine sportartspezifische Ausbildung notwendig, die Ostermann von der »Übungsleiter-Lizenz« bis hin zur »Landeslizenz Kampfrichterin« absolvierte.

Sie widme sich federführend der turnerischen Ausbildung »ihrer« Mädchen mit dem Ergebnis, dass die Abteilung »Leistungsturnen weiblich« des ESV bis hin zur Bundesebene vertreten sei. Möglich wurde diese Entwicklung dadurch, dass Ostermann leitende Positionen im Kreis und im Bezirk innehatte, Vereinsfunktionen wie Sparten- und Abteilungsleiter-Posten bekleidete und im Rahmen der Vorstandsarbeit neue Impulse setzte und bekam. Ihre persönliche Zielsetzung bestehe darin, Kindern und Jugendlichen Herausforderungen zu bieten, an denen sie stark werden, um den Anforderungen des Lebens gestärkt gegenüberzutreten. In bis zu sieben Übungsstunden in der Woche, ohne die Wochenende zu rechnen, kümmert sie sich um »ihre« Mädchen und stärkt sie in vielen Bereich, so dass auch Primär- und Sekundärtugenden geschult werden.

Parallel dazu beschritt sie über viele Jahre einen Weg, der auf dem politischen Sektor die Umfeldbedingungen für den Sport zu verbessern half. Ihre Stimme in den dazugehörigen Fachausschüssen hatte stets Gewicht. Von ihr angedachte Projekte zur Verbesserung der Freizeit für die Jugendlichen fanden Beachtung, konnten aber leider nicht immer infolge Geldknappheit umgesetzt werden, wie zum Beispiel die Eventhalle.

Neben der turnerischen Betreuung bietet sie seit 20 Jahren als Mitinitiatorin ein Zeltlager in Frankreich an, bereitet jährlich alle Formalitäten dafür vor und fährt zur Betreuung alle zwei Jahre mit. Zusätzlich war sie Vorstandsmitglied im Stadtjugendring und und für ihre Hartnäckigkeit bekannt, wenn es um die Verbesserung des Jugendumfeldes ging. Weiter setzt sie sich als Gründungsmitglied des »Lokalen Bündnis für Familie« für die Belange der Familien in Einbeck ein und hilft engagiert, dass sozial schwächere Bürger auch an vielseitigen Angeboten und Fahrten, unter anderem am Zeltlager, teilnehmen können.

Balshüsemann resümierte, dass Ostermann gern mit dem Begriff »Berufsjugendliche« in Verbindung gebracht werde, einem Begriff, der sehr unterschiedlich ausgelegt werden kann. Gehe man von ihrer Lebensleistung in Sachen Jugend und Sport aus, dann treffe für ihr Wirken das Wort »Berufung« in Verbindung zu, auf das sie sehr stolz sein könnte. Die anschleißende Überreichung des Preises, wie auch die gesamte Veranstaltung, wurde Sara Spellerberg von der Musikschule M1 gekonnt musikalisch begleitet.

Dietlind Ostermann bedankte sich über die Auszeichnung, bevor sie auf ihren Werdegang einging. Mit 16 Jahren sei sie vom Turn- in den Trainingsanzug geschlüpft und habe mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit angefangen. Viel Glück habe sie im Leben, aber auch Ausdauer, um Erfolge im Turnen und in der Jugendarbeit erzielen zu können. Zusammen mit Klaus Rudloff trieb sie in den 1980ern die Jugendarbeit des TCE voran und installierte die erste Jugendordnung Südniedersachsens im Verein, damit die Jugendwarte auch von jungen Mitgliedern gewählt werden und nicht mehr von älteren Personen, die meist weniger Bezug zu den jugendspezifischen Themen hätten.

Sie lobte ihren ehemaligen Vorstandskollegen, denn als »Jungstar« hatte sie die Möglichkeit und vor allem das Verständnis, um viele Dinge und Projekte auszuprobieren, neue Wege zu gehen sowie Formen der Mitbestimmung für Jugendliche zu finden, was selbst in der heutigen Zeit nicht alltäglich sei.Schon ihre Mutter habe sie gefragt, warum sie immer »mit dem Kopf durch die Wand gehen wolle« und ihren Mund stetig aufmache, doch sei dieses für Jugendliche wichtig, um Ideen mal durchzuführen oder Visionen zu wecken und zu realisieren. Die Erwachsenen müssten es zulassen, dass die jungen Menschen mal träumen dürften oder Konzepte unkonventionell angehen könnten, dann dies fördere den Elan, das Gefühl »Ich kann etwas bewirken« und die Akzeptanz in der Gesellschaft.

Beim Neujahrsempfang der Initiative Einbeck und der Werbegemeinschaft Einbeck seien viele Gäste überrascht worden, so Ostermann, dass das geplante Stadthotel an einer anderen Stelle errichtet werden soll, nicht auf dem Grundstück des Haus der Jugend. Die Mitglieder der Initiative »Rettung der Einbecker Jugend« hätten viel geträumt, geplant und konzipiert, wie eine neue Jugendeinrichtung aussehen könnte, auch mit der seit vielen Jahren gewünschten Event-Halle, doch sei dem Investor der Zeitraum für die Umsiedlung des Jugendzentrums zu knapp gewesen und er entschied sich um. Die Nicht-Berücksichtigung der Belange und der Wünsche der Jugendlichen in zukunftsorientierten Gesprächen fördere das Desinteresse und die Politikverdrossenheit der jungen Menschen. Ostermann versprach daher, weiter ihren »Mund aufzumachen«, um sich für die jungen Bürger einzusetzen, damit diese auch wie sie die Möglichkeit bekommen, mal etwas Neues auszuprobieren, ungewöhnliche Wege zu gehen, Visionen zu haben und vielleicht Träume zu verwirklichen.mru