Kulturgut vor dem Verfall bewahrt »400 Jahre Bürgerstolz«:

Dokumentation zum 400. Geburtstag des Eickeschen Hauses

»400 Jahre Bürgerstolz«: Eine Dokumentation über das Eickesche Haus ist pünktlich zum Geburtstag des 1612 erbauten Fachwerkjuwels erschienen. Präsentiert wurde es im Rahmen des Tages der Niedersächsischen Denkmalpflege.

Einbeck. Gemeinsam stellten der Vorsitzende der Stiftung Eickesches Haus, Robert Stafflage, und Betina Meißner, Mit-Autorin und Lektorin, das 208-seitige Werk vor. Durch hohes ehrenamtliches Engagement vieler Akteure und in konstruktiver Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege konnte das einmalige Baudenkmal in der Marktstraße/Ecke Knochenhauer Straße gerettet, saniert und mit einem Gesamtaufwand von etwa zwei Millionen Euro für künftige Generationen erhalten werden.

Das Haus, erbaut von 1612 bis 1614, sei ein Juwel der deutschen Fachwerkkunst und ein leuchtendes Beispiel dafür, was selbstbewusster Bürgersinn und schöpferische Handwerkskunst Anfang des 17. Jahrhunderts vollbracht hätten, stellte Robert Stafflage fest. Der bis heute unbekannte Bauherr - man vermute einen gebildeten, weitgereisten und wohlhabenden Kaufmann - ließ das Haus mit einer einzigartigen reich geschmückten Fassade ausstatten. Er sei sicher stolz darauf gewesen, seinen Mitbürgern diese besondere Architektur präsentieren zu können, und das gelte auch für die vielen Nacheigentümer im Lauf der Jahrhunderte.

Nur Notabstützungen konnten das Baudenkmal 1999 vor dem Einsturz retten. 2001 wurde durch Privatinitiative von Einbecker Familien und mit Unterstützung von Stadt und Sparkasse die Stiftung Eickesches Haus gegründet mit dem Ziel, das Haus zu retten, zu restaurieren und zu erhalten. Ab 2002 wurden diese Arbeiten vom Keller bis zum Dach ausgeführt. Mit mehr als 200 handwerklich gearbeiteten Zierschnitzereien und figürlichen Abbildungen erstrahlt es nun in neuem Glanz. Die Sanierungskosten, erläuterte Stafflage, seien zunächst auf 1,15 Millionen Euro geschätzt worden; tatsächlich mussten aber rund 1,8 Millionen Euro aufgewendet werden.

Dankbar sei man, dass dieser Betrag vollständig eingenommen werden konnte, sowohl aus öffentlicher Förderung als auch von fast 2.000 kleinen bis großen Einzelspenden. Die Stiftung Eickesches Haus wurde immer wieder als Modell für die Lösung ähnlicher Aufgaben in anderen Städten empfohlen. Sie zeige, wie aus einer nahezu hoffnungslosen Ausgangssituation durch Bürgerengagement und mit Hilfe vieler Förderer ein Kulturgut von nationaler und kultureller Bedeutung vor dem Verfall bewahrt und denkmalgerecht erhalten werden könne.

Viele haben sich in Vorstand, Kuratorium und Bauausschuss eingebracht und mitgewirkt; verstorben sind Dr. Edith Jaus-Büchting, Rainer Stanke und Jürgen Rüttgerodt, von ihnen musste die Stiftung leider schon Abschied nehmen.

 Besonders ging Stafflage auf die Fassadengestaltung ein: Dabei sei es gelungen, die Bürger bei einer guten Lösung mitzunehmen. Sowohl mit dem Preis für Denkmalpflege der Niedersächsischen Sparkassenstiftung als auch mit dem Deutschen Fachwerkpreis wurde das Haus ausgezeichnet. Das sowie die soeben von Ministerin Johanna Wanka verliehene Denkmalschutz-Plakette des Landes Niedersachsen sei eine Anerkennung der ehrenamtlichen Arbeit. Es sei gut, so der Vorsitzende weiter, dass die finanzielle Zukunft der Stiftung und der Erhalt des Hauses langfristig gesichert seien. Den Tag der Niedersächsischen Denkmalpflege nehme man zum Anlass, die Dokumentation »400 Jahre Bürgerstolz - Eickesches Haus in Einbeck 1612 - 2012« vorzustellen.Mit-Autorin und Lektorin Betina Meißner verstand es, mit einigen Schlaglichtern auf den Inhalt Vorfreude aufs Lesen zu wecken. Der Titel, über den man lange diskutiert habe, schlage einen Bogen vom ersten Eigentümer bis zur Stiftung, die allen Grund habe, stolz zu sein auf die Sanierung und Rettung. Zum 400. Geburtstag sei das Buch nun ein Projektabschluss. Die Dokumentation wolle Laien und Fachleute gleichermaßen ansprechen. »Ausgraben«, »Untersuchen«, »Bewerten« und »Bewahren« sind die einzelnen Kapitel betitelt. Verschiedene Autoren berichten über die Grabungen und ihre Funde, die Dendrochronologie, mit deren Hilfe man den Zeitpunkt der Errichtung bestimmen konnte, die Farbigkeit der Fassade in der Historie, die städtebauliche, denkmalfachliche Zielsetzung, Bauaufnahme und Schadensanalyse und die Restaurierung der Fassade. Eine Chronologie ist ebenso enthalten wie ein Grußwort der niedersächsischen Kultusministerin Johanna Wanka, eine Auflistung der beteiligten Institutionen, Behörden, Fachbüros und Firmen sowie auf den Einband-Innenseiten eine Auflistung der Spender von A bis Z. Das mit Fotos und Zeichnungen reich bebilderte Buch ist im Wallstein Verlag Göttingen erschienen und erhältlich im Geschäft der Einbecker Morgenpost, Marktplatz 12/14, im »Haus der Bücher«, Marktstraße, und natürlich im Eickeschen Haus/Tourist-Information.

»Das Eickesche Haus ist für viele weitere Geburtstage gewappnet«, schreibt der Präsident des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, Dr. Stefan Winghart, in seinem Grußwort optimistisch.ek