DRK schließt Jugendgästehaus zum Jahresende

Stadt hat historisches Gebäude an Kulturstiftung Kornhaus verkauft | Noch keine Alternative gefunden

»Danke ... und Tschüss!« hat das Team des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) langjährig treuen Besuchern und zugleich zum Einbecker Jugendgäste-haus gesagt. Ende letzter Woche ist das Gebäude am Tiedexer Tor geräumt worden, nur Tische, Stühle und die Ausrüstung für die Abschiedsparty sind stehen geblieben. Zum 1. Januar hat das Haus einen neuen Besitzer, es erfüllt künftig einen anderen Zweck. Einen Gästehaus-Ersatz gibt es – noch – nicht.

Einbeck. Der Weg zur Tür ist rechts und links mit roten Kerzen versehen – Grableuchten. »So fühlen wir uns eigentlich auch«, sagt Jan Störmer. Er war fast sechs Jahre hier Hausleiter. Zur Abschiedsfeier hatte er mit seinen Mitarbeitern Heike Zeidler und Mike Doras sowie DRK-Geschäftsführerin Diana Kurz-Hoffmann treue Gäste eingeladen, viele Gruppen oder einzelne Besucher sind dabei. Sogar das Rote Kreuz aus Kassel oder die Schützen aus Rixbeck bei Lippstadt haben eine stundenlange Anreise auf sich genommen, um eine Bratwurst zu essen, ein letztes Mal anzustoßen und sich zu verabschieden. Trotz allem: Überwiegend fröhlich ist die Stimmung, alle Anwesenden müssen auf dem abmontierten Haus-Schild unterschreiben, und immer wieder werden »Weißt du noch ...«-Geschichten erzählt. Eine Fotowand mit Schnappschüssen der vergangenen Jahre hilft den Erinnerungen dabei auf die Sprünge.

Seit 2004 stand das Haus, das in diesem Jahr 360-jähriges Jubiläum feiern konnte, in der Trägerschaft des DRK. Ab Mitte der 1980er Jahre hatte die Stadt Einbeck das damals baufällige Gebäude aufwändig restaurieren lassen, seit 1988 war es Jugendgästehaus. Mit 40 Betten war es in den vergangenen Jahren durchschnittlich zu 90 Prozent ausgelastet. »Allein die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste haben hier an 30 Wochen im Jahr Lehrgänge mit jeweils 30 Personen veranstaltet«, berichtet Jan Störmer. Das seien Zahlen, die Einbeck künftig leider bei den Übernachtungen und bei den Touristen fehlen würden, denn natürlich wurde hier nicht nur gelernt, sondern Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben auch die Stadt mit ihren Annehmlichkeiten genommen, sind bummeln und einkaufen gegangen oder waren im Schwimmbad.

Die Resonanz war dabei durchweg positiv: »Wir waren mit dem Haus sehr zufrieden! Mit allem!«, ist beispielsweise im Internet zu lesen. »Das Haus war wie für uns gemacht«, schreibt eine andere Gruppe: »Ausreichend Platz für ‘ne Menge Crew eines Vereinsschiffes mit Rückzugmöglichkeiten für Kleingruppenarbeiten, Kaminecke und großer Saal für Essen und Plenum. Sanitärräume waren ausreichend vorhanden ... uns wurden quasi alle Wünsche seitens der Hausleitung erfüllt!« Eine weitere Gruppe stellte fest: »Das Haus ist in einem sehr guten Zustand und hat eine gute Lage am Stadtrand. Es gibt sehr viele Ausflugsmöglichkeiten. Die Stadt Einbeck ist sehr schön. Das Gelände ums Haus ist groß genug, um drauf zu spielen. Wir würden noch einmal dorthin fahren!« Viele Gäste, weiß Jan Störmer, haben versprochen, dem Angebot in Einbeck die Treue zu halten, sollte es an einem anderen Standort weitergehen.

Dem DRK wird das Haus auch für eigene Veranstaltungen fehlen, angefangen bei der Hauptversammlung des Kreisverbandes, so Diana Kurz-Hoffmann. Der Familienentlastende Dienst hat es für seine Angebote genutzt, oder auch Veranstaltungen mit jungen Behinderten konnten hier abgehalten werden. Räumliche Alternative bestehen inzwischen auf der anderen Straßenseite auf dem Gelände am Tiedexer Tor, die besondere Atmos-phäre des alten Hauses hat die neu eingerichtete Etage allerdings nicht.

Die Stadt Einbeck als Eigentümerin hat das Haus an die Kulturstiftung Kornhaus verkauft. Es ist geplant, dass die Verwaltung des »PS.Speichers« dort einzieht. »Wir sehen ein, dass das eine Lösung ist, die dem Haus gut tut«, sagt Diana Kurz-Hoffmann. Immerhin wären 25 Jahre nach der Renovierung künftig einige Aufwendungen auf Eigentümer und Betreiber zugekommen.

Der Abschied sieht allerdings zunächst endgültig aus, denn eine Alternative für das Jugendgästehaus ist nicht in Sicht. »Die Betten haben wir für alle Fälle erstmal eingelagert«, berichtet die Geschäftsführerin. Es wurden zwar mehrere Gespräche geführt und verschiedene Objekte ins Auge gefasst, jedoch ohne konkretes Ergebnis. Die Hoffnung hat das Team dabei aber noch nicht aufgegeben. Jan Störmer, Heike Zeidler und Mike Doras haben beim DRK andere Arbeitsplätze gefunden. Wenn es ein neues Jugendgästehaus geben würde, wären sie aber sofort wieder zur Stelle.ek