Ehrenamtliche aus der Region haben Brutvogelatlas präsentiert

Einbeck. Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel hat kürzlich den neuen Atlas der Brut­vögel in Niedersachsen und Bremen vorgestellt. Nur wenn man die Vogelarten und ihre Lebensräume kennt,  kann man Veränderungen der Biodiversität feststellen. Der mehr als 550 Seiten starke Band wurde vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) veröffentlicht. Nach über 30 Jahren wurden erneut landesweite Erfassungen und Ergebnisse sowie eingetretene Veränderungen berücksichtigt. In Niedersachsen und Bremen brüten 208 Brutvogelarten.

Fast ein Drittel der Arten leben im Wald, ein weiteres Drittel in Feuchtgebieten und ein Fünftel im Offenland. Häufigste Vogelart ist der Buchfink, gefolgt von der Amsel. Vergleicht man den neuen Atlas mit den Erfassungen der 1980er Jahren, ist festzustellen, dass sich bei 39 Prozent der Arten der Bestand vergrößert hat, bei 38 Prozent deutlich verringert. Zu den Gewinnern zählen zum Beispiel Löffler, Seeadler und Kranich, zu den Verlierern Bekassine, Star und Ortolan. »Der neue Atlas der Brutvögel stellt die Situation zu Beginn der prognostizierten Klimaänderungen dar«, erklärte Thorsten Krüger vom NLWKN. Herwig Zang, ein weiterer Hauptautor ergänzt: »Vögel sind die bestuntersuchte Organismengruppe und eignen sich deshalb für die Beurteilung des Einflusses von Klimawandel auf die Bio­diversität besonders gut.« Mehrere Hundert Ehrenamt­liche haben Daten für den Brutvogelatlas gemeldet, in Zusammenarbeit der Niedersächsischen Ornithologischen Vereinigung (NOV) und der Staatlichen Vogelschutzwarte im NLWKN. »Etwa 650 Menschen waren über mehrere Jahre und zu allen Jahreszeiten in ihren Beobachtungsräumen unterwegs und haben ihre Sichtungen aufgelistet. Zusammen haben sie 60.000 Stunden ihrer Freizeit investiert«, so Wenzel. Wegen der Klimaänderungen könnte sich das Verbreitungszentrum aller Vogelarten um rund 550 Kilometer nach Norden und Osten verschieben. Vier Gebiete in der Region werden von drei ehrenamtlichen Mitarbeitern des NABU aus dem Raum Einbeck regelmäßig aufgesucht und alle Beobachtungen festgehalten. Detlef Herbst (links) betreut ein Gebiet in der Feldmark Lüthorst.

Die Feldlerche ist hier noch konstant, weiß er zu berichten, die Goldammer kann er regelmäßig bestätigen. Neu sind Sichtungen über die Schafsstelze, und vor ein paar Jahren hatte Herbst sogar das Glück, einen Wachtelkönig zu kartieren. Herbst betreut auch die »Große Blöße« im Solling. Der Buchfink als häufigste Art, Zaunkönig und Heckenbraunelle sind typische Vertreter im Wald. Beim Baumpieper konnte Herbst in den letzten Jahren eine regelmäßige Abnahme der Stückzahlen feststellen. Eine weitere Fläche bei Hilwartshausen betreut Hans-Jürgen Daubert (Mitte). Hausrotschwanz und Grünfink sind überall vertreten, Haussperling, Star und Rauchschwalben werden nach seinen Beobachtungen weniger.

Vor ein paar Jahren konnte Daubert eine Rohrweihe im Gebiet feststellen. Dritter im Bunde ist Stefan Minta (rechts), der in Thüdinghausen seine Vogelbeobachtungen niederschreibt und dem NLWKN mitteilt. Er hat auf seinen Gängen bemerkt, dass die Wacholderdrosseln sich zunehmend breit machen. Zu seinen weiteren Sichtungen gehören die Rauchschwalbe, Haussperling, vereinzelt Star, Bachstelze, Goldammer und Buchfink. Alle Meldungen werden beim NLWKN gesammelt und für den Brutvogelatlas verwendet. Beim DDA, dem Dachverband der Avifaunisten in Deutschland, werden die Daten aus allen Bundesländern gesammelt.hst