Ein Betriebsklima mit Einladungskultur – eine Firma mit Geist

Gerlach Werke Einbeck feiern ihr 50-jähriges Firmenjubiläum / Professor Hüther spricht über Innovationsgeist und motivierte Mitarbeiter

Die Gerlach Werke Einbeck am Reinserturmweg haben jetzt ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. Die rund 80 Mitarbeiter realisieren seit einem halben Jahrhundert anspruchsvollen Stahlbau und arbeiten für den Mittelstand, die Großindustrie und die öffentliche Hand. Autohäuser wurden ebenso gestaltet wie Fassaden - beispielsweise das Biotechnikum der KWS Saat AG. Überdachungen, Treppenanlagen oder Modernisierungen wie in der Geschäftsstelle der Sparkasse am Marktplatz wurden realisiert. Im Mittelpunkt der Jubiläumsfeier standen nicht nur die Gebäudehüllen der Zukunft, sondern auch der Innovationsgeist und die Mitarbeitermotivation.

Einbeck. Professor Dr. Wolfgang König blickte in die Geschichte des mittelständischen Unternehmens. Die Gerlach Werke wurden 1962 von Kaufmann Kurt König gegründet. Er war ebenfalls der Gründer der Kurt König Baumaschinen GmbH, die ihren Ursprung 1932 in Nordhausen hatte und heute über Niederlassungen in Braunschweig, Gießen, Hannover, Kassel, Magdeburg, Nordhausen und Sangerhausen sowie in Polen, Litauen und Lettland verfügt. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges erwarb Kurt König den Firmenmantel Gerlach Werke, da zum damaligen Zeitpunkt Neugründungen nicht möglich waren. Die Namensfortführung am Standort Einbeck ab 1962 erfolgte aus Tradition heraus. In den 1970er Jahren habe man sich auf die Kernkompetenzen konzentriert, den Stahl- und Metallbau. Der Aktionsradius des Unternehmens erstreckt sich heute über das gesamte Bundesgebiet und angrenzende Staaten hinaus.

»Mit mittelständischem Unternehmergeist«, so Professor König, »haben wir über fünf Jahrzehnte auf die Anforderungen des Marktes reagiert. Die Baustoffe Stahl und Aluminium erlaubten fast grenzenloses Bauen. »Kunden-orientierte wirtschaftliche Lösungen und Individualität wurden zu Garanten unseres Erfolges.«Den Gerlach-Stahlbau beleuchtete Diplom-Ingenieur Gunter Weidanz. Er stellte von Gerlach gebaute Gebäude vor, beispielsweise eine Halle, in der ICEs gewartet werden, das für die Auetalbrücke konstruierte Baugerüst oder den Neubau eines Werkes in Belgrad, für das 2.200 Tonnen Stahl verbaut wurden. Stahlkonstruktionen der Gerlach Werke findet man zudem in Fernsehstudios. Abschließend lobte Weidanz vor allem dem Führungsstil von Professor Dr. Wolfgang König und seiner Mutter Ilse. König gewähre großen Freiraum und sei immer erreichbar. Besonders »seine soziale Kompetenz ist einmalig«, lobte Weidanz.

Gerlach Engineering nahm Diplom-Ingenieur Martin Hübner in den Blick. Vom Entwurf bis zum Endprodukt werde hier gearbeitet, besondere Konstruktionen würden entworfen. Beispiel ist der Dufttunnel in der Autostadt in der Wolfsburg.

Diplom-Betriebswirt Roderick Lemke berichtete von Gerlach Metallbau und stellte vor allem die CAD-Arbeitsleistung heraus. Sicherheitsfenster, Fluchttüren, Sonnenschutz, Treppenfassade werden maschinenunterstützt entworfen, getreu dem Motto »sicher, aber nicht sichtbar«.

Die neuesten Entwicklungen im Bereich energieeffizientes Bauen und Sanieren waren Thema von Diplom-Ingenieur Frank Zimmermann, Leiter Entwicklung und Produktmanagement der Schüco Fassaden-, Sonnenschutz- und Sicherheitssysteme. Er hob heraus, dass sich der Energiebedarf der Zukunft vervielfachen werde. Der höhere Energieverbrauch sorge für eine Steigerung der Durchschnittstemperatur. Das Ölfördermaximum sei in den Jahren 2005 bis 2010 erreicht worden, nun nehme die Ölfördermenge ab. Allein 40 Prozent des Energiebedarfs und des damit verbundenen Co2-Ausstoßes entfielen auf Gebäude. Wolle man die Klimaziele erreichen, müsse das Passivhausniveau zum Standard werden. Für Energieeinsparung sorgen könnten beispielsweise elektrisierte Fenster, die für eine dezentrale Lüftung mit Wärmegewinnung sorgten. Ab 2021 sollen Gebäude nur annähernd soviel Energie verbrauchen, wie sie erzeugen. So müsse die Gebäudehülle als Energieerzeuger genutzt werden, ebenso wie Fenster, Türen, Lichtdächer oder Sonnenschutz. Zwei Drittel des derzeitigen Gebäudebestandes sei bis 1976 gebaut worden. Allerdings werde wenig in die Sanierung investiert: Nur ein Prozent der Gebäude würden jährlich in Deutschland saniert. Die Amortisationszeiten seien zu lang. Deshalb müsse nach kostengünstigeren Lösungen gesucht werden. Eine Vielzahl von Technologien zur energieeffizienten Renovierung seien erforderlich.

Der bekannte Hirnforscher Professor Dr. Gerald Hüther, der eine Zentralstelle für neurobiologische Präventionsforschung an der Uni Göttingen leitet, ging in seinem Vortrag auf den Innovationsgeist und die Lust von Mitarbeitern ein, sich für ihr Unternehmen einzusetzen: Beides falle nicht vom Himmel, stellte er heraus. Jeder Mensch verfüge über Talent, das es gelte hervorzuheben. Das Gehirn eines jeden passe sich an die Welt an, in der der Mensch lebe. Das Gehirn sei in der Lage, dazuzulernen, dann entstünden neue Verschaltungen. Es reiche aber nicht aus, möglichst viel Wissen hineinzustopfen. Das Gehirn merke sich nur etwas, wenn es für die betroffene Person wichtig sei. Und bedeutsam sei nur etwas, das mit einem Gefühl verbunden sei. Jede Erfahrung bestehe also aus einem kognitiven und einem emotionalen Anteil. Diese Erfahrungen wiederum sorgten für eine innere Haltung. Und diese innere Haltung äußere sich im Verhalten. Man müsse also nicht das Verhalten, sondern die innere Haltung ändern, wenn man etwas verändern wolle, erklärte der Forscher. Belohnungen oder Strafen nützten nichts.

Habe man ungünstige Erfahrungen gemacht, führe das zu ungünstigen Haltungen, was wiederum schlecht für Unternehmen sei. Wolle man nun Mitarbeiter motivieren, müsse man sie einladen, sie für das Unternehmen begeistern und damit ihre Haltung verändern. »Ein Betriebsklima mit Einladungsfunktion - das ist eine Firma mit Geist«, stellte Hüther heraus. Der gute Geist sei wichtig, denn wenn man ihn nicht nähre, dann mache er sich davon. Als Beispiel für guten Geist in einem Unternehmen führte Professor Hüther ein nicht näher benanntes Krankenhaus an.

Für diesen »schmückenden Vortrag« dankte Professor Dr. Wolfgang König Professor Hüther und lud die Gäste zu einem Firmenrundgang ein.sts