Ein »echtes Genossenschaftsgewächs«

Thorsten Briest löst als Vorstandsmitglied der Volksbank Einbeck Helmut Schlüter ab

Seit dem 1. Mai ist er vor Ort, und er hat Einbeck bereits schätzen gelernt: Thorsten Briest ist neues Vorstandsmitglied der Volksbank Einbeck. Die Bank leitet er derzeit mit Helmut Schlüter, der demnächst in den Ruhestand geht, und mit Andreas Wobst, der im vergangenen Juli in den Vorstand eingetreten ist.

Einbeck. Als »echtes Genossenschafts­gewächs« bezeichnet sich Thorsten Briest. Er ist 44 Jahre alt, ledig, aber seit 15 Jahren gebunden, er lebt in Rhüden – auf der Suche nach einer Wohnung in Einbeck –, und wenn er Freizeit erübrigen kann, was derzeit eher selten ist, verbringt er sie gern auf der Jagd, auf dem Fahrrad, im Winter beim Skilanglauf sowie mit lesen. Seine Ausbildung hat er bei der Volksbank Vienenburg absolviert, wo er auch schon ein Schü­lerpraktikum gemacht hat. Anschließend wurde er stellvertretender Leiter des Marktbereichs der Volksbank Goslar. Eine Verbandsprüferausbildung beim Genossenschaftsverband schloss sich ab 1993 an, wo er im Anschluss viele Genossenschaften aller Art geprüft hat, auch Nicht-Bankbetriebe. Was die Unternehmen bewegt: Die Tätigkeit als Prüfer ihm einen guten Einblick in diesen Bereich gegeben.

Nach einem Wechsel in den Innendienst des Verbandes strebte Thorsten Briest eine beruf­liche Weiterentwicklung an. Mit 40 Jahren und nach 15 Jahren beim Verband wurde er Abteilungsleiter Marktfolge/Kredit bei der Volksbank Dransfeld. Kurz darauf nahm er das Angebot der Volksbank Pattensen an, bevor er Bankvorstand in Gmünden in Hessen wurde. Schließlich hat er sich erfolgreich um die Nachfolge von Helmut Schlüter als Vorstand der Volksbank Einbeck beworben. Zum einen lockten die Einbecker als größere Bank, zum anderen konnte der Harzer wieder in die Nähe seiner Heimat ziehen. Im Einbecker Vorstand ist er unter anderem zuständig für Marktfolge, Kredit, Controlling und Innenrevision, und auch das Beauftragtenwesen nimmt er wahr. »Das soll jetzt aber für die nächsten 20 bis 25 Jahre meine letzte berufliche Station sein«, ist Thorsten Briest sicher, dass er in Einbeck am richtigen Platz ist. Die Chancen stehen günstig, denn die Zusammenarbeit im Haus sei gut.

Von Einbeck hat er bisher vor allem die schöne Innenstadt wahrgenommen. »Ansprechend und ordentlich«, so sein Eindruck, und direkt im Zentrum gebe es wenig Leerstand. Der Stadtkern sei zwar kleiner als Goslar, gefalle ihm aber besser. Gemeinsam an einem Strang zu ziehen, darum würden sich hier viele Beteiligte bemühen, so seine Beobachtung. Wo es möglich sei, werde die Volksbank diese Bestrebungen natürlich unterstützen. Zu einer attraktiven Stadt gehöre, dass das Zentrum nicht vernachlässigt werde und dass das Umfeld stimme. Vieles sei zu Fuß zu erreichen, und Freizeitmöglichkeiten, so sein bisheriger Eindruck, seien in ansprechendem Umfang vorhanden – auch seinen festen Vorsatz, wieder regelmäßig ins Fit­nessstudio zu gehen, werde er umsetzen können, schmunzelt er.

Mit den Volksbanken der Region, berichtet Vorstand Andreas Wobst zum Thema Fusion, gebe es eine gute Nachbarschaft und »freundschaftliche Kommunikation, aber keine Fusionsgespräche«. Man treffe sich in unterschiedlichen Arbeitskreisen zum Austausch, denn es müsse nicht jeder das Rad neu erfinden.

Bewusst, erläutert Helmut Schlüter, habe sich der Aufsichtsrat dafür entschieden, sowohl für ihn als auch für seinen Vorstandskollegen Erhard Schrader, der im vergangenen Jahr verabschiedet wurde, Nachfolger von außerhalb zu holen. Das bringe der Bank mit ihren aktuell 139 Mitarbeitern sicher neue Ideen. Dabei bleibe natürlich aktuell, was eine Genossenschaftsbank ausmache, nämlich vor Ort zu sein. »Wir machen manches nicht, was die Großen machen. Wir setzen auf jeden Fall auf einen vernünftigen Umgang mit unseren Kunden – auf Augenhöhe«, betont Andreas Wobst. Das Genossenschafts-Image, das lange als verstaubt galt, sei nicht zuletzt durch die Bankenkrise mit neuem Selbstbewusstsein ausgestattet. Eine Kreditklemme habe es für Volksbank-Kunden nicht gegeben, vertretbare Kredite konnten zugesagt werde, vom Eigenkapital her sei das kein Problem gewesen. Die Stärke der Genossenschaftsbanken liege gerade in der Präsenz vor Ort, und Mitgliedern eine Beteiligung zu ermöglichen, das vertrete man in Einbeck mit Herz und Seele, sind die drei Vorstände einig. So findet am kommenden Freitag die erste von den drei Regionalversammlung dieses Jahres statt.

Nach 22 Jahren als Vorstand der Volksbank Einbeck und mehr als 30 Jahren als Bankvorstand wird Helmut Schlüter im Sommer das Haus verlassen: Zum 60. Geburtstag geht er in die passive Zeit der Altersteilzeit. Sportliche und handwerkliche Hobbys oder die Beschäftigung im Garten werden dafür sorgen, dass ihm die Zeit künftig nicht zu lang wird. Die Liste mit Dingen, mit denen er sich intensiver befassen möchte, als das bisher möglich war, sei lang, verrät er.ek