Ein »europaweites Ereignis« eint Sänger

Singalong bedeutet Spaß und Miteinander: Das Weihnachtsoratorium zum Mitsingen für alle

Ein besonderes Hörerlebnis war das Singalong mit mehr als 350 Sängern in der PS. Halle.

Wenn 365 Sänger zusammenkommen und ohne große Vorbereitung und Proben gemeinsam mit einem Profi-Orchester und Solisten das »Weihnachtsoratorium für alle« singen, ist Singalong. Und was New York kann, kann Leine-Solling auch, formulierte Superintendentin Stephanie von Lingen bei ihrer Begrüßung Sie freute sich, dass ein »großes musikalisches Werk« zum Mit­singen für jedermann wurde. Die Idee dazu brachte Kantorin Ulrike Hastedt mit.

Einbeck. Erst zögerlich, dann »in einer Welle« hatten sich begeisterte Sänger angemeldet, darunter auch rund 30 Kinder und Jugendliche. Nach einer ersten Probe war die Superintendentin sicher: »Das wird großartig«. Und so empfanden es auch die knapp 100 Zuhörer, sie spendeten den Ausführenden begeistert Applaus.

Eigentlich im Mittelpunkt aber stand das gemeinsame Singen. So waren die Teilnehmer zum Teil hunderte von Kilometern angereist, so dass das Singalong ein »europaweites Ereignis« wurde. Mit »Sachverstand und Humor« hatten die Kreiskantoren Ulrike Hastedt, Ole Hesprich und Benjamin Dippel die Sänger angeleitet. Und da das Singen in der PS.Halle stattfand, wurde zur Einstimmung auch schon mal »Mini, Mini, Mini« und »VW, VW, VW« angestimmt.

Superintendentin von Lingen dankte allen Unterstützern. Gemeinsam ließen die Sänger »den Stern von Bethlehem noch einmal aufleuchten«.

Bei einem Singalong werden Werke für Chor und Orchester mit einem professionellen Orchester besetzt. Die Ausführung der Chorstimmen erfolgt durch das Publikum. Einzige Bedingung zur Teilnahme ist neben der Eintrittskarte der Besitz des entsprechenden Notenmaterials Dazu konnte noch eine Übungs-CD für einzelne Stimmen erworben werden. Bei einem Singalong werden die Zuhörer nach ihrer Stimmlage im Kirchen- oder Konzertraum aufgeteilt. Schirmherr des Singalongs im Raum Leine-Solling war der Bundestagsabgeordnete Thomas Oppermann (SPD), der beim Konzert auch bei der Kantate I mitsang.

Dass er mitsinge, sei seine erste mutige Entscheidung in diesem Jahr, scherzte der Bundestagsabgeordnete Oppermann. Er stellte fest, dass die Gesellschaft in den vergangenen Jahren verroht sei, ein tiefer Riss gehe durch das Land. Jeder aber könne etwas tun, damit der Zusammenhalt in der Gesellschaft wachse.  Eine gute Möglichkeit, aufeinander zuzugehen sei das gemeinsame Singen. In Erinnerung an den Weihnachtsfrieden von 1914 freute er sich, dass es wunderbare Anlässe gebe, gemeinsam zu singen und dabei Hoffnung und Kraft zu schöpfen.

Das Weihnachtsoratorium, stellte Kreiskantorin Ulrike Hastedt fest, sei »nicht einfach zu singen«. Bei einer Probe in der Northeimer St. Sixti-Kirche und einer Probe kurz vor Konzertbeginn wurde geübt. Manche Teilnehmer trafen sich auch vorher in kleinen Gruppen, um sich auf die Aufführung vorzubereiten. Der größte Teil der Teilnehmenden, schätzte Hastedt, kam aus Einbeck. Gerne sei hier die Möglichkeit genutzt worden, gemeinsam zu singen. Das Singalong verknüpft Spaß und Miteinander mit einer Herausforderung – dem Singen.

Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach erzählt die Weihnachtsgeschichte aus dem Neuen Testament. Der Komponist vertonte Bibeltexte, Kirchenliedtexte und freie Dichtungen. Er konzipierte Teile des Werkes gezielt für eine Aufführung nach Weihnachten. Die musikalische Schilderung der Geburt Jesu beginnt mit dem festlichen Eingangschor »Jauchzet, frohlocket«.  Schwungvoll setzte zunächst  das Orchester »la festa musicale« ein. Der Chor gestaltete auch in den Chorälen dem Text entsprechend dynamisch differenziert. Der andächtige Charakter der Sinfonia stand dem kraftvollen Choral »Wir singen dir in deinem Heer« gegenüber. Gut meisterten die Sänger die Herausforderung des Satzes »Ehre sei Gott in der Höhe«.

Die  Verkündigung der Geburt Jesu durch die Engel an die Hirten wurde durch ein harmonisches Wechselspiel der Instrumente plastisch musikalisch gestaltet. Der Tenor Henning Vater vermittelte in seinen Rezitativen die Weihnachtsgeschichte klar und akzentuiert. Christine Wehler überzeugte mit dem weichen Timbre ihrer Stimme, sodass die Alt-Arien warm  und facettenreich erklangen. Sie sang mit großer Intensität und zog, genauso wie der Bass Daniel Dropulja, mit ihrer Ausdruckskraft die Zuhörer in ihren Bann.

Die Sopranistin Magdalene Harer sang mit ihrem frischen Sopran die strahlende Stimme des Engels und ergänzte gut den kraftvollen Bass im Duett »Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen«. Mit dem mitreißenden Schlusschor  endete das Singalong, das vor allem durch das gelungene Zusammenwirken von Chor und Orchester überzeugte.

Feierliche Eröffnungs- und Schlusschöre, die Vertonung der neutestamentlichen Weihnachtsgeschichte in den Rezitativen, eingestreute Weihnachtschoräle und Arien der Gesangssolisten prägen das Oratorium. Diese Mischung ließ das Singalong zu einem besonderen Erlebnis für alle werden – für Ausführende und Zuhörer. Am Ende brauste der Applaus durch die Halle.

Im Anschluss war Gelegenheit, bei Getränken und kleinen Snacks zusammen zu kommen. Das große Gemeinschafts-Event führte die Menschen zusammen. Sponsoren waren die Volksbank-Stiftung, die Volksbank, die Hannoversche Landeskirche, die AKB Stiftung, die Stiftung St. Alexandri und der Förderverein Kirchenmusik.sts