Ein »fremdes Kind, das Einbeck in die Wiege gelegt wurde«

Wieselburger Delegation besucht zum ersten Mal Einbeck: Deutlicher Wille, die Partnerschaft fortzusetzen / Nächstes Treffen terminiert

Kreiensen pflegt seit 1987 eine Partnerschaft mit Wieselburg in Österreich, die Tradition wird auch in der »neuen« Stadt Einbeck fortgesetzt. Deshalb waren über das Himmelfahrtswochenende Gäste aus Niederösterreich zu Gast in Einbeck.

Einbeck. Die 14-köpfige Delegation bestand aus Mitgliedern des Gemeinderates samt Partnern. Das Programm sah nach der Anreise am Donnerstag eine Stadtführung, den Besuch des Stadtmuseums und der Saline Sülbeck sowie eine Wanderung zur Burgruine Grubenhagen vor. Bei einem Arbeitsgespräch ging es dann um die künftige Zusammenarbeit, bevor die österreichischen Gäste gestern wieder die Heimreise antraten.

Alle zwei Jahre fand bisher ein wechselseitiger Besuch der Wieselburger und der Kreienser jeweils rund um den Himmelfahrtstag statt. Die Partnerschaft wird nicht nur auf offizieller Ebene gelebt, es bestehen auch Verbindungen auf sportlicher Ebene, im Jugendbereich und im Feuerwehrwesen. So werden die  Feuerwehren Garlebsen/Ippensen und Olxheim vom 11. bis zum 14. Juni nach Wieselburg fahren. Bei Interesse an einem Austausch kann man sich an den Partnerschaftsbeauftragten Manfred Friedrich wenden.

Obwohl man ein »fremdes Kind« sei, »das den Einbeckern in die Wiege gelegt« worden sei, stellte der Wieselburger Bürgermeister Günther Leichtfried fest, sei man herzlich willkommen geheißen worden. Man spüre das »große Interesse der Einbecker«, die Partnerschaft fortzusetzen. Wichtig sei ihm, dass die Patnerschaft nicht nur auf dem Papier bestehe, sondern auch gelebt werde.

Dem schloss sich die Einbecker Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek an, die sicher war, dass sich weitere Berührungspunkte ergeben werden. Beide Städte verfügten über Musikschulen, und auch im Bereich der Landtechnik biete sich ein Austausch an. Die Partnerschaft soll sich, sind sich beide Bürgermeister einig, »zu echter Freundschaft« entwickeln  auch mit der nun größeren Stadt Einbeck. Städtepartnerschaften verbinden Einbeck darüber hinaus mit Thiais (seit mehreren Jahrzehnten), mit Artern und Patschkau sowie mit Keene. Die Delegationen aus Einbeck und Wieselburg lernten sich kennen, stellten ihre Städte vor und vereinbarten ein nächstes Treffen wieder um den Himmelfahrtstag. Ob es bei diesem Termin allerdings bleiben kann  angesichts des Austausches mit Thiais  wird noch zu klären sein. Dennoch unterstrich Dr. Michalek den »deutlichen Willen von Politik und Verwaltung«, die Freundschaft fortzusetzen. Dass gelebte Partnerschaft allerdings von den handelnden Personen abhängig sei, da waren sich Leichtfried und Michalek einig.

Wieselburg ist eine Stadtgemeinde mit 3.726 Einwohnern im Bezirk Scheibbs in Niederösterreich.  Die Fläche der Stadtgemeinde Wieselburg umfasst 5,43 Quadratkilometer. 7,25 Prozent der Fläche sind bewaldet. Die Stadt liegt am Zusammenfluss der Kleinen und der Großen Erlauf. Neben der Stadtgemeinde gibt es noch die Dorfgemeinde WieselburgLand. Zu den bedeutendsten Betrieben der Stadt zählt neben dem größten Arbeitgeber im Bezirk Scheibbs, der ZKW Lichtsysteme GmbH mit 2.000 Mitarbeitern die Brauerei Wieselburg. Überregionale Bedeutung hat seit 1928 auch die Wieselburger LandwirtschaftsMesse »InterAgrar« mit Volksfest, (eine landwirtschaftliche Messe), die als größte Messe Niederösterreichs mit über 300.000 Besuchern und 550 Ausstellern gilt und jedes Jahr Ende Juni stattfindet. Schwerpunkte sind die Bereiche Bauen und Wohnen und im landwirtschaftlichen Teil die Themen Tierhaltung, Grünlandwirtschaft sowie seit 2006 Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energie.Seit April 2003 gibt es ein Einkaufszentrum im Zentrum der Stadt namens City Center Wieselburg mit einer Einzelhandelsfläche von 8.000 Quadratmetern. 2009 wurden durch die Gründung des Technologiezentrums WieselburgLand ein Teil der Bioeenergiekompetenzen Österreichs an einem Standort gebündelt. Mit seiner Fachhochschule, dem Gymnasium, der Haupt, Volks, Musikschule und der Höheren Bundeslehr und Versuchsanstalt für Landwirtschaft, dem Francisco Josephinum, ist Wieselburg außerdem als Schulstadt bekannt.

Historische Bedeutung hat vor allem das Wieselburger Oktogon, eines der bedeutendsten Bauwerke der Babenberger Zeit, in der Pfarrkirche. Das Schloss Wieselburg wurde im 13. Jahrhundert errichtet und beherbergt heute das Museum für Ur und Frühgeschichte. Das Studiengebäude der Fachhochschule Wiener Neustadt Campus Wieselburg, ein mehrgeschossiger NiedrigenergieHolzbau, liegt direkt an der Ortseinfahrt. Im Schloss Rottenhaus befindet sich das Verwaltungsgebäude der Landwirtschaftlichen Bundesversuchswirtschaft. Daneben gibt es Schloss Perzelhof. Im Zentrum von Wieselburg befindet sich der Schlosspark. Übrigens: Volksschauspieler Paul Hörbiger lebte von 1965 bis zu seinem Tod 1981 in Wieselburg. sts