Ein gelungenes Projekt findet viel Applaus

Bürgertheater der Diakoniestiftung spielt »Das steinerne Herz« | Gemeinsame Zeit war wichtig für Mitwirkende

Mit einem großen Ensemble hat das Bürgertheater der Diakoniestiftung »Nächstenliebe in Einbeck« das Hauff-Märchen auf die Bühne gebracht.

Einbeck. Einen Klassiker von Wilhelm Hauff hat das Bürgertheater der Diakoniestiftung »Nächstenliebe in Einbeck« jetzt zweimal gespielt, vor vollem Haus und mit großem Erfolg: »Das kalte Herz«. Seit mehr als einem halben Jahr haben sich die Beteiligten – Einbecker Bürger, Migranten, Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Senioren – regelmäßig zu diesem Theaterprojekt getroffen, angeleitet von den »stillen hunden« aus Göttingen. Die Präsentation war rundweg gelungen, es gab eine schöne Interpretation des Märchens um den armen Köhler Peter Munk, der als reicher Mann nicht glücklich wird, die mit viel Beifall belohnt wurde.

Christoph Huber und Stefan Dehler haben als »stille hunde« mit den Mitwirkenden gearbeitet. Die organisatorische Koordination lag bei Mayssam Freitag von den »Neuen Nachbarn«. Huber erläuterte zunächst, dass die Mitwirkenden zwar »wahnsinnig viel Text« gelernt hätten, aber sie wollten auch, dass die »stillen hunde« mitmachten und ihnen ab und zu ein Stichwort zuwerfen würden, schmunzelte er.

Das war gar nicht oft nötig, denn die Schauspieler brachten ihre Rollen flott auf die Bühne des Gemeindehauses in der Lessingstraße. Hauptperson ist Peter Munk, ein armer Schlucker, dem das Geld zum Spielen und Trinken fehlt. Als »armer schwarzer Peter« wird der Köhler gehänselt. Trost findet er bei seiner Großmutter. Aber Peter ist ein Sonntagskind, und da kann viel passieren. Er will seinem Glück nachhelfen und ruft im Wald den Schatzhauser an, das Glasmännlein; er wohnt im Wald in einer Fichte, und weil er viele Gesichter hat, wurde er auch gleich doppelt besetzt.

Auf ihn habe er schon lange gewartet, bekommt Peter Munk zu hören. Drei Wünsche sollen dem Sonntagskind erfüllt werden, und Peter sagt, dass er reich werden möchte, damit er sich Haus, Kutsche und Pferde leisten kann. Aber Glück und Glas brechen leicht. Dennoch freut er sich darüber, dass er plötzlich die Taschen voller Geld hat. Davon kann er sich eine Glashütte kaufen, nachdem deren Besitzer verstorben ist. Peters Mutter ist indes nicht glücklich über den plötzlichen Reichtum: »Er ist so dumm«, sorgt sie sich um Peter, der das Geld mit vollen Händen ausgibt. Die Großmutter dagegen betrinkt sich mit dem Enkel.

Nach dem Motto »Wer kann, der kann« gibt Peter nun mächtig an. Warnungen wie »Ein Dummer kann reich werden, aber nicht reich bleiben« schlägt er in den Wind. Und tatsächlich versteht Peter nichts vom Geschäft, er verschleudert sein Geld, spielt und trinkt. Das Glück bleibt ihm nicht treu, es ist für ihn wie ein Fisch – einfach nicht zu halten.

Hilfe verspricht da der Holländer-Michel. Er ist sehr reich und auch großzügig, aber er gilt als Cousin des Teufels. Für die finanzielle Hilfe, die er Peter gewähren würde, verlangt er dessen Herz. Das sei der Ofen, auf dem die Suppe der Menschlichkeit gekocht werde. Eine ganze Sammlung von Herzen habe er schon, verrät er. Und Peter werde sich ohne Herz frei, stark und ohne Angst fühlen. Der schlägt ein, und sein echtes wird durch ein steinernes Herz ersetzt, ein Stück Fels, das ihn zugleich ewig jung hält. Dass die Sache einen Haken hat, bemerkt Peter bald: Er friert, und er spürt nichts mehr. »Alle Wunder der Erde sind nichts, wenn man einen Stein in der Brust hat.« Die Bitte, das Herz zurückzutauschen, schlägt der Holländer-Michel aber aus. Der arme Köhler, der sei Peter schon lange nicht mehr. Er solle sich eine schöne Frau kaufen, und er bekommt das Versprechen, dass seine Taschen immer wieder aufs Neue gefüllt werden.

Dieser Reichtum hat einen emotionalen Preis: Peter bedroht seine Mutter, wird hässlich gegenüber der geliebten Großmutter. Ein Teufel sei aus ihm geworden, stellen seine Mitmenschen fest. Und auch die Braut Lisbeth fürchtet, Peter sei kein Mensch. Als sie großzügig gegenüber Hilfsbedürftigen sein möchte, wird er wütend und erschlägt sie.

Doch er findet einen Weg, sie – und sich – zu retten: Gegenüber dem Holländer-Michel gibt er vor, das Steinherz sei nicht hart genug, es sei wohl zu Fleisch und Blut geworden. »Du hast mein Herz gekauft, nicht mein Leben«, hält er ihm vor. Er hat eine List ersonnen, indem er bittet, ihm das alte Herz für ein, zwei Minuten zu leihen. Während dieses Austauschs blendet er Michel mit einem silbernen Tannenzapfen, den er vom Glasmännlein bekommen hat, und er schickt ihn zur Hölle.

Märchenhaft wendet sich alles zum Guten: Lisbeth steht wieder von den Toten auf, und Peter wird der gute Mensch, der er früher war. So ein Tag komme so bald nicht wieder, freut er sich, »da braucht man Kirschwasser, bis einem alles vergeht.«
»Uns hat’s Spaß gemacht«, sagte der Vorsitzende des Kuratoriums der Diakoniestiftung, Michael Büchting, der auch selbst auf der Bühne gespielt hat. Er sprach vorsichtig von einer »Werkschau« und davon, dass man vor zwei Wochen alles absagen wollte. Jetzt sei er aber selbst »baff« gewesen, wie gut es gelaufen sei.

Diese Zeit habe allen viel bedeutet, die gemeinsamen Monate des Probens hätten die Teilnehmer zusammengebracht. Sie konnten sich besser kennenlernen, offen aufeinander zugehen und einander verstehen: »Das war die Zeit wert.« Insbesondere dankte er Christoph Huber und Stefan Dehler für ihre Unterstützung, ohne die dieses Projekt nicht gelungen wäre.

Der Spaß der Mitwirkenden, die ihre Rollen mit großer Spielfreude sehr gut ausfüllten, übertrug sich auch auf die Zuschauer, und sie geizten am Ende nicht mit Applaus.ek