Ein Hauch von Frühling und Glück

Am 4. Dezember ist Barbara-Tag / Zweige blühen Heiligabend / Märtyrerin

Die nicht mehr ganz Jungen haben es vielleicht noch in Erinnerung: Wenn man am 4. Dezember, dem »Barbaratag«, Apfel- oder Kirschzweige ins Wasser stellte, sollten sie am Heiligen Abend aufblühen: Die Blüten waren dann schon zu Beginn des Winters ein Hinweis auf kommendes Frühlingserwachen. Früher als man noch nicht zu jeder Jahreszeit im Gartencenter oder im Supermarkt Blumen in reicher Auswahl erhalten konnte, hatten Frühlingsblumen wohl einen anderen Stellenwert als heute.

Einbeck. Die »Barbarazweige« sind ein weitgehend vergessener Brauch aus dem Mittelalter: Der 4. Dezember war der heiligen Barbara, die im dritten Jahrhundert gelebt haben soll, geweiht. Sie sei die Tochter eines sehr reichen Mannes gewesen; ihr Vater habe sie verheiraten wollen, sie aber habe sich gegen die geplante Ehe gewehrt und sich taufen lassen, um Nonne zu werden. Daraufhin habe ihr Vater seine unbotmäßige Tochter nach schlimmen Martern enthauptet. Eine göttliche Strafe sei gefolg: Er sei danach sofort vom Blitz erschlagen.Barbara wurde zur »Märtyrerin – Glaubenszeugin« und war in der Folgezeit eine der beliebtesten Heiligen, über die noch mancherlei Legenden überliefert sind. Sie zählte auch zu den »Nothelfern«, die in vielen Bedrängnissen angerufen wurden. Auf Raffaels »Sixtinischer Madonna« kniet sie neben Maria und dem Jesuskind: Offenbar gibt der Maler ihr eine Sonderstellung unter den vielen Heiligen. Mit den an ihrem Tag gebrochenen, knospenden Zweigen und deren Blüten galt Barbara auch als Glücksbringerin.

»O abgebrochener Zweig vom Apfelbaum, erstarrt und kalt – ich hol’ dich rein zum warmen Wintertraum, ich weiß, du blühst mir bald«

Mit diesen Worten beginnt ein Gedicht auf den »Barbarazweig« in dem in einem der folgenden Verse der »Traum des abgebrochenen Zweiges« genannt wird. Der Feiertag der Heiligen und der schöne Brauch sind vergessen, aber können nicht einige Zweige in der Vase – auch wenn sie nicht genau am 24. Dezember, in der Heiligen Nacht, erblühen – in kalter Jahreszeit einen Hauch von Frühling bringen, einen »Ruf des Lichts«, wie es im Verlauf des angeführten Gedichtes des Bernt von Heiseler heißt?D.A.

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