»Ein kleiner Fuß, der für Einbeck eine Lawine auslöst«

Karl-Heinz Rehkopf, Vorsitzender des Stiftungsrates der Kulturstiftung Kornhaus, stellt bei Neujahrsempfang »PS.Speicher« vor

Da steckt Herzblut drin: Mit zahlreichen Details und einem Blick hinter die Kulissen hat Karl-Heinz Rehkopf, Vorsitzender des Stiftungsrates der Kulturstiftung Kornhaus, neugierig gemacht auf ein Projekt, das sich sicher zum Glücksfall für Einbeck entwickeln wird: den »PS.Speicher«. Beim Neujahrsempfang von »Initiative Einbeck« und Werbegemeinschaft hörten die Besucher gebannt und gespannt, wie es zu diesem Vorhaben gekommen ist und wie die Umsetzung läuft.

Einbeck. »Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann stand die Sammlung vor der Tür.« Ganz so einfach, wie Karl-Heinz Rehkopf es schmunzelnd darstellte, war es sicher nicht, die größte Sammlung deutscher Motorräder zusammenzutragen. »Ich habe immer nur Gebrauchtfahrzeuge gekauft«, lachte er, nachdem er stilecht vorgefahren war - auf der glänzend-roten Maico Taifun aus dem Jahr 1955; nicht zuletzt für diesen Auftritt hatte sich der Umzug der Veranstaltung ins BBS-Forum gelohnt. Zeitzeugen deutscher Ingenieurskunst sammele er, so Rehkopf, und die wolle er im »PS.Speicher« auch zeigen, wenngleich er selbst am liebsten weiter unbekannt im Hintergrund bliebe. Vom überdurchschnittlichen Erfolg, den er gehabt habe, wolle er etwas zurückgeben, und trotz der Angebote einiger Großstädte habe er sich für Einbeck als Standort entschieden, für den Ort, den er und seine Frau als Alterssitz ausgewählt habe. »Es zählen mehr Dinge als verkaufte Eintrittskarten«, sagte er. Zudem verbinde ihn viel mit der Region: Als Zwölfjähriger habe er bei Verwandten in Hollenstedt erstmals auf dem Lanz gesessen.

2009 wurde die Kulturstiftung Kornhaus gegründet. Ziel ist nicht nur Denkmalschutz, sondern mit dem Stiftungsgeld soll der »PS.Speicher« im ehemaligen Kornhaus am Leben erhalten bleiben. Viele Unterstützer habe man dafür schon gewonnen, freute sich Rehkopf, aber das Geld klopfe nicht an die Tür. Eine hochmotivierte Truppe, erfahren und professionell, arbeite an der Umsetzung des Konzepts. Alle seien mit Wahnsinnsfleiß, Eifer und Begeisterung dabei. Ein Rezept sei, dass der Stiftungsrat aus Laien bestehe: »Erfolg durch keine Ahnung« sei das nicht, sondern man sei vielmehr von klassischen Kenntnissen unbelastet und sehe das Vorhaben aus der Sicht professioneller Museumsbesucher. Erfolg gebe es auch durch Abwesenheit von Störfaktoren. »Hier geht die Post ab«, verwies er auf die Unterstützung aus Einbeck, zwar nicht finanziell, aber beispielsweise durch Bürgermeister, Baudirektor, Politik und Gremien. Da gebe es keine Quertreiber, sondern alle seien einig.

Das Wort Museum hört Rehkopf nicht so gern, das klinge verstaubt: Tür auf, Schild dran. Geplant sei hier vielmehr eine Zeitreise, die Fortbewegung auf Rädern seit 1880 zeige - vor allem das Wie, die individuelle Mobilität. Am 26. April wird der Countdown zur Eröffnung anlaufen.

Transparenz und Glaubwürdigkeit seien ihm im Umgang mit der Nachbarschaft wichtig, sagte Rehkopf. Dies solle ein außerschulischer Lernort werden, der Technik erlebbar mache - ausprobieren, anfassen, selber machen. Gerade Kinder und Jugendliche sollen so angesprochen werden. Der Name »Speicher« stehe dabei für die 100-jährige Tradition des Gebäudes, und »PS« sei kurz und knackig: Es gebe nicht mehr Futter für starke Pferde, sondern für Pferdstärken. In vieler Hinsicht habe er bisher Glück gehabt, betonte er, etwa in der Zusammenarbeit mit der Ilmebahn, die einen Haltepunkt für »Ilmeblitz«-Sonderfahrten plane. Auch ein kleiner Mercedes-Bus soll auf die Schiene gesetzt werden: »Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie toll das wird«, begeisterte sich Rehkopf. Er selbst habe mit 16 Jahren eine 100er Victoria für 100 Mark gekauft, hart erarbeitet. Jedes Stück der Sammlung sei durch seine Hände gegangen. Die Sammlung zu konservieren, das sei ein Zweck der Sammlung, und der »PS-Speicher« werde ein Traum für artgerechte Fahrzeughaltung und PS-Speicherung«, war er sicher. »Alle Mitstreiter haben Power - und lassen Sie sich durch meine Haarfarbe nicht täuschen«, lachte der 76-Jährige. Begeisterung spüre er überall. Das gelte auch für die geplante Gastronomie, die für Gruppen bis 150 oder 200 Gäste ausgelegt sei und auch außerhalb der »Speicher«-Öffnungszeiten zur Verfügung stehe. Mit der Graf von Hardenberg-Gruppe habe man dafür einen kompetenten Partner. Ein weiterer Glücksfall sei, dass Grünflächen an der Bahnlinie für Parkplätze zur Verfügung stehen und dass die Stadt es möglich mache, die Raiffeisenstraße einzuziehen.

Einbeck habe mehr Besucher als Göttingen, führte Rehkopf aus – man müsse ihnen etwas  bieten, damit sie mehr kaufen als eine Postkarte. Wenn sich der jahrelange Wunsch der Stadt nach einem Hotel erfülle, sei das sogar ein »Siebener im Lotto«. Ein 60-Zimmer-Haus sei geplant - nicht mehr auf dem Standort Haus der Jugend, sondern weiter westlich, wo man ein weiteres Firmengelände ankaufen konnte. Rehkopf verhehlte nicht, dass nicht nur der Wunsch nach zeitgleicher Eröffnung von »PS.Speicher« und Hotel, sondern auch die Ansprüche der Jugendlichen bei der Suche nach einem Alternativstandort diese Entscheidung beeinflusst hätten. Eine Riesenchance sei erst einmal in weitere Ferne gerückt. Jetzt gehe es daran, den Investor zu überzeugen und die Hotel-Idee zügig umzusetzen.

Für Einbeck sei das Vorhaben eine Chance, etwas anzustoßen, »ein kleiner Fuß, der eine Lawine auslöst.« Das sei gut für Einbeck, aber gute Gedanken allein würden nicht helfen, und so werde man einen Freundeskreis zur weiteren Unterstützung gründen. Alles sei spannend, die nächsten Stufen würden schon vorbereitet. Aufbruchstimmung wolle man gemeinsam entwickeln. Einbeck dürfe sich da des gutes Images besinnen, das es in der Region habe.

Als Sammler, räumte Rehkopf ein, hänge er an jedem Stück, aber er sei bereit, die Sammlung der Allgemeinheit zu geben - verbunden mit dem Wunsch nach hoher Kompression, dem Zünden vor dem oberen Totpunkt und danach, keinen Kolbenklemmer oder -fresser zu erleiden. Mit einem »Blick durchs Schlüsselloch« machte er die Zuschauer neugierig auf das, was da umgesetzt wird. So wird nicht nur eine Benz Victoria Benzinkutsche von 1894 zu sehen sein, sondern auch das erste Strafmandat – 1897 ausgestellt für zu schnelles Fahren.ek