Ausschuss für Umwelt, Energie und Bau

Ein Kompromiss, der allen hilft

Begehbarkeit von Marktplatz und Langer Brücke | Gastronomen rücken ab

Einbeck. Möglicherweise ist damit die Kuh vom Eis – oder der Rollator vom huckeligen Pflaster: Auf einen Kompromiss hat sich der Ausschuss für Umwelt, Energie und Bau zum Thema Begehbarkeit der Seitenräume von Marktplatz und Langer Brücke bei seiner jüngsten Sitzung verständigt, und fast alle waren mit den Verwaltungsvorschlägen dazu einverstanden.

Mit dem Antrag »Tor zum Marktplatz/Ausbau der Langen Brücke jetzt« hatte die CDU das Thema noch einmal aufs Tapet gebracht. Nach wie vor gibt es Klagen, dass die Natursteinpflasterung in der Langen Brücke und auf dem Marktplatz schlecht begehbar ist, gerade für Rollstuhlfahrer, Rollatornutzer oder Familien mit Kinderwagen sowie Gehbehinderte. Die glatt gepflasterten Randbereiche werden von der Gastronomie genutzt, die Fußgänger müssen auf das unebene Pflaster ausweichen. Das sollte verbessert werden. Die Lange Brücke, so der CDU-Antrag, sollte bis zur Einmündung Geiststraße mit einer zeitgemäßen Pflasterung versehen werden. Die Kosten dafür hätten zwischen 30.000 und 46.000 Euro betragen.

Wie Jürgen Höper vom Sachgebiet Stadtentwicklung/Umwelt erinnerte, seien Veränderungen auf dem Hallenplan bereits geschaffen worden; geplant waren dafür Ausgaben von 30.000 Euro, gekostet hat die Maßnahme rund 34.000 Euro. Im Sinne einer Gleichbehandlung habe man Gespräche mit den Gastronomen in der Langen Brücke und auf dem Marktplatz geführt mit dem Ziel, dass sie von den Fassaden und den glatten Flächen abrücken; zugleich sollte verhindert werden, dass sie die Außenbewirtung so verkleinern müssen, dass mit Einbußen zu rechnen wäre. Für das Bistro Lange Brücke 2 kann auf Wunsch des Betreibers eine zusätzliche, 18 Quadratmeter große Fläche vor dem Kino und dem Drogeriemarkt genutzt werden. Dafür soll die bisherige Nutzfläche zugunsten des Nachbarn Lange Brücke 4/Eiscafé reduziert werden. Damit wäre ein 1,50 Meter breiter Durchgang vor dem Gebäude möglich, zugleich würde sich die Fläche um sechs Quadratmeter vergrößern. Ebenfalls mehr Platz gäbe es für das Eiscafé, das teilweise die Vorfläche des Obstgeschäfts, Lange Brücke 6, nutzen könnte. Von dort wurde kein größerer Platzbedarf signalisiert. Vor der Langen Brücke 1/»Tangobrücke« könnte ein schmaler Streifen für Außennutzung angeboten werden, die Bestuhlung wäre in Richtung Fahrbahn zu verlagern. Alle sollten, so der Appell der Verwaltung, etwas aufeinander zugehen. Für Rettungsfahrzeuge bliebe nach dieser Planung eine mit 3,50 Metern ausreichend breite Schneise.

Der Betreiber von Restaurant und Bierbar in der Langen Brücke 9 könnte die bisherige bestuhlte Nutzfläche um 80 Zentimeter vom Bordstein zurücknehmen. Damit wäre ein Streifen für Befahrung/Begehung frei, der einer Rollatorbreite entsprechen würde. Begleitpersonen könnten an dieser Stelle ausweichen, im Begegnungsfall müsste gewartet werden. Ersatzflächen gebe es in der Judenstraße, sie wären aber sehr stark dem Wind ausgesetzt. In der kalten Jahreszeit sollte von November bis März die Fläche vollständig geräumt werden.

Eine 80-Zentimeter-Regelung als Minimalforderung wurde auch für das »Brodhaus«, Marktplatz 13, vorgeschlagen. Ein 1,50 Meter breiter Streifen direkt am Gebäude wäre nur sehr aufwändig herzustellen, beispielsweise mit einer teuren Versetzung der dortigen Straßenlaterne. Kennzeichen könnte man die künftigen Abstände durch kleine Nägel im Pflaster, so der Verwaltungsvorschlag. Abgesehen davon wären keine weiteren Baumaßnahmen notwendig. Wenn man für das Nadelöhr Lange Brücke eine solche Lösung umsetze, komme man Gehbehinderten und Gastronomie entgegen, stellte Dirk Ebrecht, CDU, fest. Der Kompromiss sei zum Teil sogar schon in die Tat umgesetzt. Man sollte nun sehen, wie es funktioniere. Die vorhandene glatte Pflasterung zu nutzen, sei ein flexibler und günstiger Vorschlag, der auf das Miteinander aller Beteiligten setze und den man mittragen könne.

Bedenken meldete Wolfgang Keunecke für den Seniorenrat an, der auch für die zwei verbleibenden Engstellen, zusammen rund 20 Meter lang, die Maximalforderung von 1,50 Metern Durchgangsbreite anmeldete. Auf diesen Flächen sei mit 20 »Ausweichungen« pro Stunde zu rechnen, das sei nicht hinnehmbar. Die Gastronomen müssten deshalb noch einmal 70 Zentimeter zurücksetzen, sonst werde man weitere Betonflächen fordern. Einen sinnvollen Kompromiss sah dagegen auch Dietmar Bartels, Grüne, zumal man die Möglichkeit habe, noch nachzubessern. Dirk Heitmüller, SPD, erklärte sich ebenfalls mit den Vorschlägen einverstanden. Behindertenbeauftragter Herbert Klein sagte, die Lösung komme den Wünschen entgegen. Eine glatte Pflasterung in der Mitte wäre dagegen Dr. Reinhard Binder, FDP, lieber gewesen.

Einstimmig sprach sich der Ausschuss für einen kombinierten Beschluss aus. So soll das Nutzungskonzept Marktplatz gemäß der Vorschläge der Verwaltung angepasst werden. Die Verwaltung sollbeauftragt werden, den Anliegern die Änderungsvorschläge vorzustellen und gegebenenfalls Details noch zu modifizieren. Weiter wurde in Auftrag gegeben, nach abschließender Festlegung der Flächen für Außennutzungen diese an kritischen Stellen durch Markierungen - Nägel in Pflasterfugen - »dauerhaft und dezent« zu kennzeichnen. Die CDU hatte zuvor angekündigt dass sie den mit Investitionen verbundenen eigenen Antrag zurückziehen werde.ek