Ein neues Jahr beginnt mit Hoffnung

Mythen, Bräuche und Traditionen, um Glück in den nächsten Monaten zu haben

»Frohes neues Jahr!« Diese Begrüßungsformel wurde zum Jahreswechsel oft gewünscht. Viele haben sich für die kommenden Zeit Vorsätze vorgenommen, die sie mehr oder minder erfüllen werden. Um dem eigenen Glück nachzuhelfen, gibt es einige Traditionen oder Bräuche, die positive Erscheinungen beeinflussen sollen.

Einbeck. Jahrhunderte lang wurde der Jahresbeginn zu unterschiedlichen Zeiten gefeiert. Selbst in der heutigen Zeit zelebrieren die Chinesen, Koreaner und Vietnamesen erst zwischen Ende Januar und Ende Februar ein ausgelassenes Fest mit Drachen- und Löwenumzügen. In vielen Religionen, wie dem Judentum oder dem Islam, errechnet sich das Neujahr nach den Mond- oder Sonnenjahren, so dass das Fest in jedem Jahr verschieden datiert sein kann.Die Feier des neuen Jahres gilt als ältestes Fest, da es schon vor etwa 4.000 Jahren im alten Babylon gefeiert wurde und bis zu elf Tage andauerte. Bei den Römer hieß der erste Monat ab 153 vor Christus »Januar« nach dem Gott Janus, der als zweiköpfige Gestalt in die Vergangenheit und Zukunft blickte und das Ende und den Anfang symbolisierte. In den folgenden Jahrhunderten wurde der Jahresbeginn weiter zu unterschiedlichen Zeiten gefeiert, bis Papst Innozenz XII. 1691 den Neujahrsbeginn auf den ersten Januar festlegte, der seitdem im westlichen Kulturraum zu diesem Datum gefeiert wird.

Da viele Mythen um den Jahreswechsel bestehen, werden selbst in der heutigen Zeit noch einige Regeln angewandt und beachtet. Frei nach dem Motto »Wie das Neujahr beginnt, so ist das ganze Jahr«, lassen sich einige Bräuche anwenden, um Glück zu erhalten. Unter anderem sollten sich die Hausfrauen bemühen, über Neujahr keine Wäsche zum Trocknen hängen zu lassen, da das Unglück und Arbeit im kommenden Jahr mit sich bringen werde. In ländlichen Bereichen der Alpen ist das »Räuchern«, das Begehen der Wohn- und Arbeitsräume und Stallungen mit gesegnetem Weihrauch, üblich, um die Dämonen zu vertreiben. In China hingegen wird nach alter Tradition vor Beginn des Neujahrsfestes das Haus mit Bambuszweigen, die die bösen Geister vertreiben, gründlich geputzt. Während der Neujahrstage würde man sonst Gefahr laufen, auch das Glück hinauszukehren.

Viele Essens- und Trinkbräuche, die man zum Jahreswechsel pflegte und pflegt, haben ebenfalls einen abergläubischen Hintergrund. Gönnt man sich zum Neujahrstag etwas ganz besonders Gutes, so wird nach dem Motto verfahren: »Wer über die Jahre gut schmaust, ist das ganze Jahr wohlauf«. So mancher hat dem Aberglaube nach seine Linsensuppe am Neujahrstag ausgelöffelt, damit das Kleingeld im neuen Jahr nie ausgehe. In anderen Gegenden spricht man dies dem Verzehr von Sauerkraut zu.

Beliebt ist in vielen Familien der Neujahrs-karpfen. Beim Verzehr muss eine Fischschuppe unter dem Teller des Hausherren liegen, bevor er sie das ganze Jahr über in seinem Geldbeutel behält, um stets einen prall gefülltes Portemonnaie zu haben.

Geflügel hingegen sollte zu Neujahr in gar keinem Fall verzehrt werden, da das Glück sonst hinweg fliegt. Eine Ausnahme bilden die Rheinländer, die mit der Neujahrsgans ihrem Schicksal trotzen. Ebenso weit verbreitet sind Speisen aus Schweinefleisch, die Glück bringen sollen. Als Süßigkeiten werden Marzipanschweinchen oder Früchtebrot, in Griechenland Basiliusbrot, verzehrt, in die oft einzelne Münzen eingebacken wurden.In manchen Teilen Englands hatten die Hausfrauen dreieckige Törtchen vorbereitet, die mit Hackfleisch gefüllt waren und als Geschenke weitergegeben wurden. Weiterhin ist es üblich, dass sich Nachbarn am Neujahrstag besuchen und gemeinsam selbstgebackenen Kuchen mit Wein verzehren. Der sogenannten schwarzen Laib, »Black Bun«, wurde in vielen Bereichen Schottlands serviert sowie in gemütlicher Freundesrunde die »Haggis«, gefüllte Schafsmägen, verspeist und mit reichlich Whisky heruntergespült.

»Borschtsch« und »Kutya«, ein Porridge-ähnliches Gericht aus Weizen- und Getreidekörnen, das für Hoffnung steht, sowie Honig und Mohn, die Freude und Erfolg bescheren sollen, wurden in Russland verköstigt. Süße Äpfel in Honig beinhalteten als Neujahrsspeise in Israel den Wunsch, dass das neue Jahr süß werde.Zu jedem mitternächtlichen Glockenschlag wurde in Spanien eine Weintraube gegessen und sich etwas gewünscht. Beim zwölften Schlag, bevor man sich umarmte und beglückwünschte, mussten alle verspeist sein, damit die Feiernden nicht Unglück im neuen Jahr haben.

Tritt kein Glück ein, sollten die Hoffnungen nicht aufgegeben werden. In anderen Regionen der Erde, wie im Januar oder Februar in China, beginnt das neue Jahr erst zu einem späteren Zeitpunkt, so dass dort vielleicht die Verheissung sowie die Erfüllung der Wünsche eintritt.mru