Ein Sieger – und alle haben gewonnen

BBS-Gymnasiasten beim Management Information Game / Dicht an der Praxis lernen

Eine Woche lang haben sich die Schüler der Klasse 12T des Beruflichen Gymnasiums Einbeck gefühlt wie angehende Manager. Beim Management Information Game (MIG) haben sie auf Einladung des Bildungswerkes der Niedersächsischen Wirtschaft erfahren, was es heißt, Marktforschung zu betreiben und Kalkulationen zu erstellen, Produkte zu entwickeln und Händler zu überzeugen. Abschließend stellten sie sich einer fachkundigen Jury zur Wahl, die es nicht leicht hatte, die überzeugendsten Vorschläge auszuzeichnen.

Einbeck. Gastgeber des MIG war die KWS SAAT AG, die ihre Räume für eine knappe Woche lang zur Verfügung gestellt hatte. »Ein gespanntes Kribbeln« machte sich vor der Abschlusspräsentation bemerkbar, schmunzelte Unternehmenssprecherin Dr. Sabine Michalek, aber hinter allen Teilnehmern liege eine anstrengende Woche. Vertreter aus Wirtschaft, Verwaltung und Schulen waren zur Bewertung gekommen, außerdem einige Eltern, die sich für diesen besonderen Unterricht ihrer Kinder interessierten. »KWS unterstützt solche Kooperationen vor Ort ausdrücklich«, betonte Dr. Michalek. Auch wenn man weltweit tätig sei, so habe man doch die Wurzeln hier vor Ort, fühle sich der Region verbunden und sei angetreten, unternehmerisches Handeln jungen Menschen weiterzugeben. KWS Mitarbeiter hätten sich selbst als Referenten beteiligt.

»Das MIG wird von den Schüler gut angenommen«, bestätigte Kirsten Weber, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes Mitte, Göttingen. Den beteiligten Unternehmen dankte sie für ihr Engagement, beispielsweise bei den Informationsblöcken zu Bilanz, Unternehmenszielen, Personalwesen, Marketing oder Sozialversicherung.

Die Präsentation, berichtete Petra Abeln vom Bildungswerk, sei für die Schüler in der Regel ein Ereignis, das bleibe – und das hoffe sie auch von diesem Abend. Als »absoluter Planspielfan« gab sich BBSSchulleiter Renatus Döring zu erkennen. Ziel sei es, das Interesse der Schüler für Wirtschaft zu wecken, kaufmännische Zusammenhänge zu erkennen und Wissen aufzubauen, denn Wirtschaft sei ansonsten ein eher abstraktes Geschehen. So könnten die Schüler von Tag zu Tag sicherer handeln und im und am Planspiel lernen. Mit Berichten aus dem »echten« Leben könne man Erfahrungen sammeln, und hilfreich sei es auch, vor nicht vertrautem Publikum die Ergebnisse vorzustellen.

Die »Spiel«Firma, in die sich die Schüler mit ihren drei Gruppen hineinversetzen mussten, war eine Aktiengesellschaft, die vor einigen Jahren neue Vorstände bekommen hat. Der Umsatz konnte von zwölf auf 32 Millionen Euro gesteigert werden, der Gewinn von 400.000 Euro auf 4,1 Millionen Euro. Der Aktienkurs stieg innerhalb von drei Jahren von 92 Euro auf 265 Euro. Wirtschaftliche Hintergründe waren bei der Kalkulation ebenso zu bedenken wie ein Börsenskandal, ein Streik oder der Angriff auf ein Atomkraftwerk. Angesichts dieser Komplexität waren die Jugendlichen stark gefordert: Täglich von 8 bis 18 Uhr dauerte der Unterricht vor Ort, anschließend hätten sie zu Hause weiter kalkuliert, so Manfred Kussatz, der die Schüler namens des Bildungswerkes betreut hat.

Die eingeladenen Gäste »spielten« die Einkäufer eines Elektromarktes, die mit dem Unternehmen ins Geschäft kommen wollten: Gefragt war eine Kühlbox, die nicht nur kühl halten, sondern weitere Möglichkeiten bieten sollte. Bei Abnahme von 500.000 Stück sollte es für beide Seiten finanzielle Spielräume geben. So wurden von der »Cooling Cooperation«, von der »Froze Star AG« und von der »Renner AG« ganz unterschiedliche Kühlsysteme angeboten, vom der »Kühlbox als Statussymbol« über die Ausrüstung mit Radio und Touchscreen und die Erstellung eines eigenen Werbespots bis hin zu (finanziellen) Verlockungen wie mehr Garantie und mehr Skonto. Die »Einkäufer« prüften die jeweiligen Angebote auf Herz und Nieren, fragen immer wieder nach – und die Schüler konnten die meisten Fragen souverän beantworten.

Die meisten Punkte erhielt die »Cooling Cooperation«, gefolgt von »Froze Star« und »Renner« – gewonnen haben sicher alle, denn das MIG hat ihnen vielfältige neue Erfahrungen beschert.ek