Ein verwunschener Brunnen

Einbeck. Im September 1917, mitten im Ersten Weltkrieg, schrieb Martha Rau eine Ansichtskarte an Willi Sartorius nach Barsinghausen: Martha bedankte sich bei Willi für den lieben Brief. Sie selber konnte nicht eher schreiben, weil sie im Lazarett so viel zu tun hatte. Das Motiv der Postkarte ist der erst vor einiger Zeit eröffnete Stukenbrokpark.

Das heutige Bild zeigt einen Ausschnitt davon. Darauf sieht man das kaiserliche Postamt, ebenfalls einige Jahre zuvor fertiggestellt, und einen Teil des Stukenbrokparks. Aufnahmestandpunkt ist der Beginn des Wegs, der vom Neuen Markt beziehungsweise Bürgermeisterwall kommt. Ein kleiner Junge steht vor einem wunderschönen quadratischen Jugendstilbrunnen auf der Wegkreuzung. Das Wasser fließt aus den Mündern von vier weiblichen und männlichen Köpfen. Mehr ist auf der leicht grobkörnigen Karte nicht zu erkennen. Vielleicht handelt es sich um das Vier-Jahreszeiten-Motiv mit Frühling (Flora), Sommer (Ceres), Herbst (Bacchus) und Winter (Jupiter).

Immerhin hatte der steinreiche Unternehmer ein Faible für dieses Motiv: In seiner Villa befindet sich ein riesiges Oberlicht und Form eines Vierjahreszeiten-Fensters, und in seinem Garten standen in größeren Abständen entsprechende Figuren. Heute existiert nur noch eine einzige Statue: Der »Frühling« steht in der Nähe zum Ostertor und blickt verträumt vor sich hin.wk