Ein würdiger Ort für Besinnung und Gedenken

Kapelle auf dem Einbecker Zentralfriedhof umfassend saniert / Feuchtigkeitsschäden behoben, Optik und Akustik verbessert

Ein freudiger Anlass an ungewohntem Ort: In der Kapelle auf dem Einbecker Zentralfriedhof sind in den vergangenen Monaten umfangreiche Sanierungsarbeiten durchgeführt worden, und das Ergebnis, das nun offiziell vorgestellt wurde, hat alle Beteiligten angenehm überrascht. Maßgeblich möglich wurden die Arbeiten durch einen Zuschuss der AKB Stiftung der Familie Büchting.

Einbeck. Das Thema Friedhof habe eine große Bedeutung für die Menschen, sagte Bürgermeister Ulrich Minkner. Die Probleme in der Friedhofskapelle hätte man aber ohne die Zusage der finanziellen Unterstützung der AKB Stiftung gar nicht angehen können, immerhin seien viele Schritte notwendig gewesen, um hier ein »rundes« Ergebnis zu erzielen. Friedhöfe seien Orte der Besinnung, des Gedenkens und der Sozialgeschichte, ergänzte der Fachbereichsleiter Bauen, Planen, Umwelt, Gerald Strohmeier. 1908 wurde der Zentralfriedhof als erster städtischer Gesamtfriedhof in Einbeck gegründet. Der Grundriss zeige eine organische Gestaltung mit einer Längsachse, ausgehend von der Kapelle. Errichtet sei die Anlage in typischem Jugendstil, sie stehe unter Kultur- und Ensembleschutz, und die 1910/11 gebaute Kapelle sei darin ein Einzeldenkmal. Sie weise einen oktogonalen Grundriss mit einem Kuppeldach auf und zeige besonderen gestalterischen Wert. Mit der Instandsetzung pflege man zugleich kulturelles Erbe. Zwar konnte 2002 das Dach erneuert werden, Bauschäden seien jedoch geblieben. Durch freigelegte Wände habe man auf natürliche Trocknung gehofft, doch das sei bei 50 Zentimeter dickem Mauerwerk schwierig. Das über dem Schaden aufgehängte weiße Tuch sei nur eine Notlösung gewesen.

Die Hilfe von Dr. Andreas Büchting beziehungsweise von der AKB Stiftung sei sehr willkommen gewesen. Mit ihrer Hilfe habe man eine Schadensanalyse erstellen und ein Sanierungskonzept erarbeiten können. Die Kostenschätzung für die Maßnahme belief sich auf fast 100.000 Euro, bis zu 50.000 Euro sollte es als Hilfe von der Stiftung geben. Ziel sei es gewesen, zum einen die Schäden zu beheben, zum anderen dem Raum einen würdigen Eindruck zu geben. Akustik und Beleuchtung wurden ebenfalls verbessert.

Bei den Voruntersuchungen wurde festgestellt, dass sich hinter einer Wandvertäfelung aus den 60er Jahren die ursprüngliche Kassetteverkleidung aus der Bauzeit befand, berichtete Architekt Uwe Hilger. Sie musste jedoch wegen erheblicher Feuchtigkeitsschäden komplett rückgebaut werden. Ebenfalls herausgenommen wurden der PVC-Bodenbelag und der Teppichboden. Zum Vorschein kam ein Terrazzoboden, und auch die Wanderverkleidungen konnten in Anlehnung an das Original neu gestaltet werden – nun allerdings mit etwas Abstand und Lüftung, um der Feuchtigkeit Rechnung zu tragen. Die Wandflächen wurden hell gestrichen. Das Stahlkorsett, das die Kuppelkonstruktion trägt und bisher im Farbton der Kuppel gestrichen war, wurde farblich abgesetzt. Die Wandbeleuchtung wurde durch einen großen Ringleuchter ersetzt, »das i-Pünktchen«, betonte Hilger. Er lasse die Kuppelkonstruktion leuchten und sei für direkte und indirekte Beleuchtung geeignet. Ein neuer Vorhang im Bereich der Orgel sowie ein grauer Teppichboden unter der Bestuhlung sorgen für farbliche Harmonie. Hervorgehoben wurden auch die Sandsteinstufen. Der hohe Bewuchs im Außenbereich wurde weggenommen, wodurch sich die Belüftung des Mauerwerks verbessert.

Schwierig, räumte Hilger ein, sei es gewesen, Bauarbeiten und Nutzung der Kapelle zu vereinbaren, aber man habe eine gute Lösung gefunden: So wurde sonnabends, montags und dienstags an der Sanierung gearbeitet, mittwochs bis freitags konnten Trauerfeiern abgehalten werden. Dank sprach der Architekt Bestattungsinstituten, Friedhofsamt und Baufirmen aus: Die Regelung habe sich schnell eingespielt. Schließlich, betonte er, habe man Kosten- und Zeitrahmen eingehalten. Die Sanierungskosten beliefen sich auf 103.000 Euro.

Seine Familie habe nach dem Zweiten Weltkrieg in Einbeck eine Heimat gefunden, erläuterte Dr. Andreas Büchting, deshalb zeige man auch gern bürgerschaftliches Engagement. Beim Abschied von einem Menschen spiele die Atmosphäre eine große Rolle. Die Kapelle sei dabei fast wichtiger als der Friedhof. Zwar lasse ein Trauernder eher die Gedanken schweifen als die Blicke, aber dennoch spiele der optische Eindruck mit. Und der sei im Fall der Einbecker Friedhofskapelle nicht angemessen gewesen, das habe seine Familie bei zwei Trauerfeiern hier in den vergangenen Jahren selbst erlebt. Gerade auch Trauergäste von außerhalb nähmen diese weniger schönen Eindrücke mit. Deshalb habe er mit der AKB Stiftung überlegt, was man tun könne, auch unter finanziellen Gesichtspunkten, und so sei man zu einer öffentlich-privaten finanziellen Partnerschaft gekommen, der die Gremien zugestimmt hätten. Er sei sehr angetan vom puristischen Stil, in dem sich die Kapelle nun zeige, lobte Dr. Büchting. Nichts lenke ab, alles sei sehr klassisch gemacht. Architekt Uwe Hilger habe viel Geschmack und Engagement gezeigt. Gut sei die Zusammenarbeit auch mit Gerald Strohmeier und der Baubehörde gewesen. »Das ist kein spektakulärer, aber ein freudiger Tag. Wir haben eine Kapelle, in der man sich besinnlich wohlfühlen kann.«

Während die Trauergäste den größten Schaden, verdeckt durch das Tuch, meist nicht gesehen hätten, hätten die Pastoren stets darauf geschaut, berichtete Pastor Wolfgang Teicke. Nun könne man begeistert sein, auch wegen der akustischen Verbesserungen. Der Klang sei samtener. Die Sprache gehe, selbst in gesetzter Tonlage, zu Herzen. Angesichts des Sarges Zärtlichkeit in die Stimme zu legen, das sei jetzt möglich. »Man guckt in einen perfekten Raum,« freute er sich, es gebe nichts Dunkles, Depressives mehr. Als Trauergast könne man sich als Mensch fühlen, der empfangen werde. Der schöne Terrazzoboden sorge beim Verkündiger für ein Gefühl der Erdung. Auch weitere technische Verbesserungen, etwa für das Abspielen von CDs, könne man nur begrüßen. »Die Stadt müsste mal ...«, dieser Satz werde jetzt verebben, war er sicher. Die Gemeinden sei von Herzen dankbar für die Maßnahmen, denn sie machten den Vollzug von Trauerfeiern leichter.

Interessierte Bürger können vom 2. bis 5. Mai jeweils von 14 bis 16 Uhr die neugestaltete Kapelle besichtigen.ek