Ein Zuhause, in dem Menschen in Würde altern können

Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Alten- und Pflegeheims Deinerlinde / Anforderungen haben sich erheblich gewandelt

Ein Zuhause, das Geborgenheit gibt, eine Einrichtung, die ein Altern in Würde ermöglicht: Das Alten- und Pflegeheim Deinerlinde hat am Wochenende das 50-jährige Bestehen gefeiert. In einem Festakt wurde unter anderem anerkannt, dass es das Haus verstanden hat, die Veränderungen in der Altenhilfe stets kompetent aufzugreifen und umzusetzen.

Einbeck. »Die Arbeit hat viel Spaß gemacht«, bilanzierte der Vorsitzende des Kreisverbandes Einbeck des Deutschen Roten Kreuzes, Dr. Gerd-Wilhelm Schultze, in seinem Rückblick. Häufig habe man kontrovers diskutiert, aber meist einvernehmliche Lösungen gefunden. Als das Haus 1960 eingeweiht wurde, war das damalige Altersheim eines der ersten der 1956 gegründeten Toto-Lotto-Stiftung Niedersachsen. Der Einbecker August Wenzel habe sich dafür stark gemacht, und bis zu seinem Tod konnte er die Geschicke des Hauses mitbestimmen.  Mit »Deinerlinde« wurde ein alter Flurname vor den Toren Einbecks aufgegriffen. Sehr hilfreich war, dass das Grundstück unentgeltlich von der Stadt zur Verfügung gestellt wurde.

Viele in Einbeck bekannte Namen seien mit dem Haus verbunden, erinnerte Dr. Schultze, alle hätten sich in besonderer Weise eingebracht. 2003 wurde das Haus in eine gemeinnützige GmbH überführt, der ehrenamtliche Vorstand wurde zum Aufsichtsrat. Geleitet wurde das Heim von Schwester Margarethe, Ilka Miehe, Heinz Rinas und seit Oktober 2009 von Thomas Koß-Merrettig. Allen Aktiven sprach er Dank aus. Ihr Einsatz habe alten Menschen ein menschenwürdiges Altern ermöglicht.

Rund 90 Plätze wurden im Juni 1960 hier bezogen, zumeist in Zwei-Bett-Zimmern mit gemeinschaftlicher Toilette und Dusche. Die Mehrheit der Bewohner war vital, deshalb konnten mehrere Ebenen und Treppen eingeplant werden. Eine Pflegestation mit 24 Betten wurde Anfang der 80er Jahre gebaut, 1988 wurde mit umfangreichen Sanierungen begonnen. 2007 wurde der Eingangsbereich erneuert. Die Altenheimstiftung Lotto Niedersachsen, hob Dr. Schultze hervor, habe stets ein offenes Ohr für die Wünsche des Hauses. Inzwischen sei eine Aufnahme nur mit Pflegestufe möglich. Im Lauf der Jahre sei das Durchschnittsalter um sechs auf jetzt 84 Jahre angestiegen. Die Bewohner seien zwischen 55 und 103 Jahre alt. Der Pflege- und Betreuungsaufwand wurde größer, ebenso die Zahl der demenziellen Erkrankungen. Gestiegen ist auch die personelle Stärke auf 76 Haupt- und 15 Ehrenamtliche. Das Haus, so Dr. Schultze, sei innen und außen kein monotoner Block, sondern habe ein eigenes Gesicht. »Es ist uns lieb geworden, unser Altenheim Deinerlinde.« Rolf Degener, Vorstandsvorsitzender der Altenheimstiftung Lotto Niedersachsen, lobte 50 Jahre engagierter Pflege und Betreuung, getragen von Respekt gegenüber den Bewohnern. Die stetige Weiterentwicklung in der Altenhilfe werde hier erkannt und umgesetzt. Einbeck sei ein vorbildliches Beispiel dafür, wie sich eine Einrichtung an gewandelten Bedürfnissen der Älteren orientiere. Auch er erinnerte an den wesentlichen Anteil, den August Wenzel am Bau des Hauses und der Entwicklung hatte: »der Urvater der Deinerlinde.« 2,1 Millionen Mark wurden damals dafür ausgegeben. Insgesamt sieben Heime habe die Stiftung bisher. »Glücksspiel hat also vielen Älteren Glück gebracht«, betonte Degener. In vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Deutschen Roten Kreuz habe sich das Haus einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Veränderungen wurden nach innen und außen deutlich, etwa 1994 durch den Bau einer Cafeteria für die Bewohner und das Umfeld. Gut angenommen werde auch der umgestaltete Eingangsbereich. Bis 2020, so die Prognose, werde sich die Zahl der Pflegebedürftigen verdoppeln. Das bedeute, dass sich Konzepte anpassen müssten, etwa an mehr Demenz-Kranke. Man denke deshalb darüber nach, für sie einen abgrenzten Bereich zu gestalten. Dank sprach auch Degener allen aus, die die Einrichtung mit Leben gefüllt hätten. Dahinter stecke harte Arbeit, sie bringe aber auch Freude. »Sie alle haben die heutige Feier verdient. Die Geschichte der Deinerlinde ist eine Erfolgsstory.« »50 Jahre, das ist wie Goldene Hochzeit«, schmunzelte Heimleiter und Geschäftsführer Thomas Koß-Merrettig (Foto). Wie in einer guten Ehe habe man Herausforderungen angenommen und gemeistert. »Wir sind eine gute Adresse für Pflege und Betreuung in Einbeck.«

Alle Menschen werden älter, Hochbetagte sind keine Seltenheit: Diesen Veränderungen müsse sich auch eine Stadt stellen, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin Dr. Sabine Michalek in ihrem Grußwort. Einerseits werde von der Gesellschaft mehr Flexibilität gefordert, andererseits veränderten sich dadurch bewährte Strukturen, etwa in den Familien. Somit sei es wichtig, soziale Netzwerke aufzubauen, Fäden und Knoten der Netze miteinander zu verknüpfen. In Einbeck sei man gut ausgestattet mit diesem Netz, und ein Knoten sei die Deinerlinde. Der Mensch stehe im Mittelpunkt, das sei ein wichtiger Teil des Selbstverständnisses. Ein möglichst aktives Leben, unterstützt durch medizinische und therapeutische Maßnahmen, werde möglich. Sie wünschte dem »Knoten Deinerlinde« auch in der Zukunft festen Halt. Denen, die dafür Verantwortung tragen würden, sollte öfter einmal ein anerkennendes Wort zukommen, das schulde die Gesellschaft ihnen.

Noch keine 50, aber immerhin schon 16 Jahre währt die intensive Zusammenarbeit mit den Berufsbildenden Schulen in Einbeck. Es sei der BBS eine Herzensangelegenheit, mit der Einrichtung gemeinsam für Altenpflegeausbildung zu begeistern, betonte Schulleiter Günter Dietzek.

Kenntnis- und detailreich ging Claus Dieter Dörlitz, Leiter der Abteilung Sozialarbeit im DRK-Landesverband Niedersachsen, auf »Stationäre Altenpflege - gestern, heute, morgen« ein. Das wichtigste sei, dass sich die Bewohner in den Einrichtungen zuhause fühlten. Er machte zwar geltend, dass die Weiterentwicklung an finanzielle Grenzen stoßen könne, ein Mehr an Qualität sei in der Regel auch ein Mehr an Kosten. Man müsse jedoch darauf hinweisen, dass Altenpflege keine Randerscheinung sei: »Das geht uns alle an.«ek