Einbeck zur Kaiserzeit: Aufmarsch der Junggesellen

Einbeck. Die Häuser am Marktplatz sind festlich geschmückt, die Einbecker Junggesellen stellen sich für den Umzug in Position. Im Hintergrund schauen zahlreiche Mitbürger zu. Rats-Apotheke, Ratsdrogerie und angrenzende Häuser tragen noch die alte Brandschutzschicht und sind mit Kränzen behängt. Im Haus Nummer 17 (alte Nummer 6) bot August Tomförde Handschuhe, Bänder und passend zum Anlass: Kränze feil. Daneben befand sich Gottlieb Burgtorffs Nähmaschinengeschäft. Rechts erkennt man am Haus Nummer 21 die Aufschrift »Einrahmungsgeschäft«. Datum und Anlass der Veranstaltung sind unbekannt. Der Aufnahmezeitpunkt lässt sich allerdings anhand der Bebauung eingrenzen: Ganz rechts zeigt das Foto eine Baulücke.

Hier stand einige Zeit zuvor noch das 300 Jahre alte Steinhaus. Am 6. August 1906 brach ein Feuer aus. Die Löscharbeiten setzten zu spät ein und das Haus brannte bis auf die Grundmauern ab. Einige Jahre lag die Brandstätte brach und genauso wie derzeit an der Langen Brücke stand hier ein Zaun als Sichtschutz. Fünf Jahre später kaufte Maurermeister Dehne das Grundstück und errichtete das heutige Steinhaus. Zeitgenössische Spötter nannten Dehnes Art zu bauen »Maurermeisterstil«. Weil der Verkäufer in den Kellergewölben noch unbekannte Räume vermutete, bekam der Kaufvertrag einen interessanten Zusatzparagraphen: »Sollte binnen Jahresfrist nach der Auflassung der Kaufgrundstücke in denselben ein Schatz gefunden werden, so sollen die Rechte, die sonst dem Eigentümer des Fundgrundstückes zustehen, dem Verkäufer zustehen«. Hintergrund dieser Klausel im Kaufvertrag war der sagenumwobene »Schatz des Steinernen Hauses«. Dabei handelte es sich um »Gold, Perlen, Kleinodien, güldene Ringe und Silbergeschirr« aus dem Rittergut in Wellersen.wk