Einbecker Narren regieren zur fünften Jahreszeit mit Heiterkeit und leisem Spott

Einbeck. Seit Sonnabend ist Einbeck wieder in der Hand der Karnevalisten. Unter Führung des Einbecker Fanfarenzugs zogen das Prinzenpaar Carola I. und Peter IV. sowie der Elferrat und die Funkengarde an den vielen Neugierigen vorbei zum Alten Rathaus, um sich von Bürgermeister Ulrich Minkner den Schlüssel aushändigen zu lassen. Mit im Tross der Tollitäten waren der Präsident der Gesellschaft der Karnevalsfreunde Einbeck, Rainer Lieske, die Kinderprinzessin Pia I. und Kindertill Katharina.

Dass die Narren nun das Sagen haben, bekamen auch die anwesenden Politiker zu spüren. »Für euch gibt es keine Orden mehr. Wenn die Stadt bei uns spart, sparen wir bei der Stadt«, ließ Lieske mit einem Augenzwinkern wissen. Man befinde sich nun in der »fünften Jahreszeit, der schönsten im Jahr«, erklärte der Präsident der Gesellschaft der Karnevalsfreunde, und er stimmte daraufhin ein dreifaches »Einbeck Helaaf« an. »Wir laden Euch ein, in unserer Reihe Gast zu sein«, begrüßte das Prinzenpaar in Begleitung der Adjutanten Jan I. und Maria I. die Bürger zur 63. Karnevalssession in Einbeck. Kummer und Sorge seien nun passé, denn nun herrschten wieder Humor und Fröhlichkeit. »Man verschönt den Alltag allerlei, mit Frohsinn, Witz und Narretei«, erklärte das Prinzenpaar, und es forderte die Menge auf: »Habt Spaß an der Freud.«

Keine Angst vor den Politikern zeigte Kinderprinzessin Pia I., die ankündigte, den Bürgermeister »locker und cool« vom Stuhl schmeißen zu wollen. Dabei ließ sie ihn umgehend wissen: »Der Schlüssel kommt in unser Haus.« Um es sich mit den Narren nicht zu verscherzen, übergab der Bürgermeister schließlich den Schlüssel, nicht aber ohne dafür im Gegenzug den »Schlüssel zu gelösten Fragen« einzufordern. So wollte er wissen, ob sie lieber mit »EIN«- oder »NOM«-Kennzeichen ihr Auto fahren wollen und wie der Haushalt saniert werden könnte.

»Mit Heiterkeit und leisem Spott, geh’n Stadtgeschäfte jetzt ganz flott«, erkannte Minkner, und er schlug angesichts dieses Führungsstils für den vakanten Landratsposten Lieske vor. Etwas neidisch blicke er auf die Sitzungen der Narren, die »ohne Qualen« abliefen. Im Rat sei das hingegen nicht so einfach, »es kommen schließlich Wahlen«.

Den Neustädter Kirchenplatz erhob der Bürgermeister zum »Jamaika-Schatz«, doch sei der von »schwarz-gelb-grün« erhoffte Applaus bis heute spärlich ausgefallen. Mit dem traditionellen Satz »Nehmt den Schlüssel von der Stadt, der Rat ist abgetreten«, überließ er den Narren dann das Rathaus.thp