Einbecker Renaissance: Fächerrosetten am Neuen Markt

Einbeck. Seit 1584 wurden die Einbecker Häuser in der reinen Stockwerkweise gebaut, bei der im Gegensatz zur spätgotischen Konstruktion bereits das erste Obergeschoss als eigenständiges Stockwerk abgezimmert und das Zwischengeschoss vorgekragt wurde. Eines der am reichsten mit Schnitzereien verzierten Häuser in Einbeck ist neben dem Eickeschen Haus in der Marktstraße das Haus Neuer Markt 35. Beide Häuser wurden, obwohl sie völlig unterschiedlich aussehen, zur gleichen Zeit gebaut. Das Haus Neuer Markt 35, das Cyriakus Poggen der Ältere im Jahre 1611 errichten ließ, gehört zu den stattlichsten Gebäuden dieser Art in Einbeck.

Das Foto zeigt Sonnenräder beziehungsweise Fächerrosetten auf dem Schwellbalken des ersten Obergeschosses. Sie entstammen ursprünglich der Steinarchitektur und gehen auf die so genannte Palmette der Romanik zurück. Ein solches Motiv aus dem zwölften Jahrhundert findet sich übrigens auch am alten Taufstein in der Marktkirche. In der Mitte des 15. Jahrhunderts erlebte der antike Baustil, von Italien kommend, eine Renaissance (Wiedergeburt). Dieser Kunststil breitete sich allmählich in ganz Europa aus, bis er mit 100 Jahren Verspätung auch nach Norddeutschland kam. 1524 wurde am Schloss Neuhaus bei Paderborn erstmalig im Renaissance-Stil gebaut.

1533 wurde in Osterwieck das erste Fachwerkhaus mit Fächerrosetten versehen. Seitdem wurden zwischen Harz und Weser immer mehr Gebäude im Stil der Weserrenaissance gebaut und verziert. Vergleicht man die Schnitzereien am Neuen Markt mit denen am Eickeschen Haus, so fallen dem Betrachter erhebliche Unterschiede, was das Gesamtkonzept angeht, auf.wk