Einbecker zeigen Interesse für den Märchenwald

Einbeck. Viele interessierte Wanderer hatten sich am Parkplatz der Hube am Sonntagvormittag eingefunden und sind zum Märchenwald spaziert. Waldökologe Gert Habermann hatte die Gäste zu der Waldexkursion eingeladen. Unterstützung bekam er von dem Waldökologen Henning Städtler. Der zuständige Förster Klaus Weinreis konnte leider nicht an der Führung teilnehmen.

Auf der gemeinsamen Entdeckungstour erläuterte Habermann an zwei Waldbildern zunächst die Bedeutung des Waldes aus ökonomischer Sicht und hob die wichtige Holzproduktion hervor. Im Kalkbuchenwald geht es unter anderem um die Produktion von wertvollem Laubholz wie Buche, Esche, Hainbuche und gegebenfalls Kirsche. Er hob hervor, in welch gutem Pflegezustand sich der Stadtwald Einbeck unter der Leitung von Weinreis befindet. In solchen Waldbereichen ist es schwer, alte knorrige Bäume zu finden oder gar Todholz. Auch in dem zweiten Waldbild ging es um die Holzproduktion.

Dicht an dicht wachsende rund ein Kubikmeter-Fichten und Douglasien sollen hier möglichst viel starkes Nadelbauholz erzeugen. Beide Waldflächen sind relativ artenarm. Es fällt nur wenig Licht an den Waldboden, so dass auch die Vegetation nur spärlich ausfällt. Nach rund eineinhalb Kilometern Fußmarsch war das Ziel »Märchenwald« erreicht. Beim ersten Halt erläuterte Habermann wie es auf einer Kleinfläche zur Ansammlung von Birken gekommen ist. Entweder sind durch die Entnahme von mehreren Bäumen oder aber durch kleinere Windwürfe Lichtlöcher im Wald entstanden, die von der Birke als Pionierbaumart gleichzeitig Lichtholzart besiedelt wurden. Waldökologe Städtler erklärte, dass es sich beim Märchenwald um einen Eichen-Hainbuchenmischwald auf nährstoffreichen Standort handelt, der in dieser Ausprägung nicht so häufig in Niedersachsen vorkommt. Kennzeichnend sind die Eiche, Hainbuche, Ahorn, Esche, Linde und vor allem auch im Unterstand die Haselnuss. Die meisten Bäume im Märchenwald sind über 200 Jahre alt und von immens großer Bedeutung aus Naturschutzsicht, so Habermann.

Erst in dieser Altersphase entwickeln die alten Bäume Strukturen wie Fauläste, Naturhöhlen, Rindenablösungen, tiefe Rindeneinschlüsse, dicke Seitenäste und eine starke tief reichende Krone. Alle Faktoren sind Voraussetzung für ein großes Artenspektrum von Käfern, Spechten, Fledermäusen, Schlafmäusen, Marder, Waschbär und Iltis. Besonders verlassene Specht- und Naturhöhlen bieten Platz für an Holz gebundene Käferarten, die hoch bedroht sind. Am Beispiel von Hirschkäfer, Eremit und Edelscharr-Käfer machte Städtler deutlich, welche ganz speziellen Bedingungen diese Arten vorfinden müssen, um in solchen Waldflächen überleben zu können. Neben den vielen Baumarten und den alten Waldstrukturen hat sich eine große Menge von stehendem und liegendem Todholz entwickelt. Strukturen, die man so im Wirtschaftswald vergeblich sucht. Nachfragen aus dem Kreis der Einbecker Bürger zeigte, wie groß das Interesse an dem Erhalt des Märchenwaldes ist. Neben der Schönheit und Seltenheit alter Wälder ist die Bedeutung für den Artenschutz auch aus Sicht der Bundesregierung ein wichtiges Ziel bei der Waldbewirtschaftung.

Dass der Märchenwald in seiner jetzigen Form noch existiert ist besonders auch dem Leiter des Stadtwaldes Weinreis zu verdanken, der in den letzten 20 Jahren in dieser Waldfläche Vorsicht hat walten lassen. Alle Exkursionsteilnehmer waren sich einig, dass der Märchenwald in seiner Form so erhalten werden soll. Für die Stadt Einbeck könnte die Herausstellung dieser kleinen Waldfläche als »Hot-Spot« zum Image-Gewinn beitragen. Um die Bedeutung zu untermauern sollte das Vorkommen von bestimmten Leitarten in Zukunft genauer untersucht und unter die Lupe genommen werden.oh

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